Zero Waste im Gemüse-Garten am Beispiel von Gemüsefenchel

 

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Über den Winter hatte sich im Hochbeet ein kleiner Ableger des Gewürzfenchel breit gemacht und ich den richtigen Zeitpunkt verpasst, um den im Frühjahr noch kleinen Ableger ins Blumenbeet zu versetzen. Aus Erfahrung wusste ich, dass sich ein so großer Fenchel leider nicht mehr verpflanzen lässt. Aber das Hochbeet brauche ich für anderes Gemüse – auch wenn mir insgeheim das Herz blutete. Eigentlich hat ein so schönes Exemplar besseres verdient. Zumindest aber wollte ich ihm eine würdige letzte Ehre erweisen.

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Kohlschädlinge lassen sich durch starke Gerüche anderer Pflanzen verwirren

‚Zero Waste‘ ist für engagierte Gärtner dank ihrer Komposthaufen eigentlich keine Neuigkeit, wirklichen Abfall gibt es im Garten, mit Ausnahme kranker Pflanzenteile,  nicht. Aber mein prächtiger, mannshoher Fenchel hat noch Besseres verdient als nur zerschnippelt auf dem Kompost zu landen. Wunderbare Wiederverwertung war angesagt. 

Genauso wie in der Industrie wurde er in seine Einzelkomponenten zerlegt, die Fenchelteile wurden ganz unterschiedlichen Nutzungen zugeführt… Das klein geschnittene Kraut landete als feine Mulchdecke rund um den Spitzkohl und hilft zum einen den Boden feucht zu halten. Ausserdem freuen sich die Regenwürmer über Nahrung. Der starke Fenchelgeruch verwirrt unbeliebte Kohlschädlinge, hält aber natürlich nicht ewig und müsste immer wieder einmal erneuert werden. Zusätzlich zum Fenchelmulch habe ich Ableger von Salbei in die Erde gesteckt. Die Salbeimutterpflanze dankt mit verstärktem Wachstum und aus den Triebspitzen gewinne ich neue Salbeipflanzen. Auch Rosmarin vermehre ich auf diese Art und setze diesen gerne zu Kohlpflanzen.

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Stark riechendes Kraut darf auch kreativ eingesetzt werden und nicht nur als Mulch

Auch der —> Ewige Kohl darf sich über einige aufgestreute Fenchelspitzen freuen – die Wirkung lässt sich gleich beobachten wenn der Kohlweißling kommt, sichtlich irritiert immer wieder Anläufe nimmt, letztendlich aber doch etwas irritiert herumflattert. Der Befall, auch an weißer Kohlfliege, ist deutlich geringer als ohne Fenchelauflage. Ohne Garantie! Natürlich eignen sich statt Fenchel auch andere stark riechende Kräuter oder Gemüseblätter. Zu Kohlpflanzen gebe ich gern auch ausgegeizte Tomatentriebe, Salbei- und Rhabarberblätter. Letztere sind übrigens Allheilmittel für alle Pflanzen. Rhabarberblättermulch setze ich wie unter dem nachfolgenden Link beschrieben auch als Mittel gegen den —> Erdfloh bei Ruccola ein

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Über diese kurzen Fenchelstängel freut sich der Kompost

Großen Schaden kann man mit einer Mulchdecke aus Gemüse und Kräutern nicht anrichten. Doch passen manche Kräuter besser als andere. Ich orientiere mich dabei an Fruchtfolgetabellen und guten Pflanzpartnern. Unverträgliche Nachfolgebepflanzungen eignen sich als Mulch garantiert weniger gut als bewährte Kombinationen. Das Nachschlagen ist immer etwas lästig, erste Hilfe in Bezug auf Beipflanzungen geben spätere Essgewohnheiten. So freuen sich beispielsweise Gurken über Dill oder Tomatenpflanzen über Basilikum.

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Auf das Insektenhotel zugeschnittene Fenchelstängel

Ein Allrounder unter den Gartenpflanzen sind Rhabarberblätter, sie wirken stärkend auf fast alle Pflanzen. Wer seinem Garten etwas Gutes tun möchte, trocknet Rhabarberblätter, pulverisiert diese und gießt davon einen Tee auf – er wird nach Erkalten großflächig im Garten versprühen. Rosen stärkt er genauso wie Gemüse und da robuste, gesunde Pflanzen weniger von Schädlingen heimgesucht werden, ist mit insgesamt weniger Befall zu rechnen. Was ich nicht für Tee benötige, landet also dementsprechend als Mulch auf den Beeten.

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Entgegen der meist ins Hirnholz gebohrten Löcher für Wildbienen & Co, sollte eigentlich wie hier die Rinde belassen und durch die Rinde sauber ins Holz gebohrt werden

Den hübschen, durchaus festen Fenchelstengeln konnte ich nicht widerstehen. Ich versuche diese in einem kleinen Versuch als Bestandteil meiner —> Insektenhotels zu etablieren. Das Mark ist weich genug um von einigen der Wildbienen ausgeschabt zu werden. Ob sich der Stengel insgesamt als fest genug erweisen wird um Schutz zu gewähren, werde ich sehen. Denn sie wissen hoffentlich was sie tun…

Ganz ohne Kompost läuft’s aber nicht: Die kleinen Stängelreste lockern den derzeit zuhauf anfallenden Grünschnitt von Sträuchern (alles handverlesen geschnitten, denn Hecken dürfen derzeit wegen der Vogelbrutzeit ja noch nicht gestutzt werden) auf, der Kompost ist durchlüfteter und die Mikroorganismen werden es danken. Wenn jetzt noch der Versuch mit den Fenchelstängeln für’s Insektenhotel klappt, habe ich sogar eine bleibende Erinnerung an diesen schönen, aber nicht dauerhaft willkommenen Besucher im Hochbeet. Im Herbst werde ich mir die anderen Fenchelstängel auf ihren Nutzen für Insektenhotels auch noch einmal anschauen. Denn natürlich gereifte Stängel weisen eventuell andere Eigenschaften als diese grün und saftig geschnittenen auf…

Das Prinzip ‚Mulchen, Weiterverwerten und Reste auf den Kompost‘ lässt sich beliebig auch auf andere Pflanzen übertragen. Holunderblätter beispielsweise können getrocknet werden für stärkende Teeaufgüsse, die Blätter eignen sich als Mulch, die Stängel als Insektenunterschlupf, den diese selbst aushöhlen. Rhabarberblätter bitte nach der Ernte weiter verwerten: In ganzer Größe eignen sie sich sich wunderbar zur Abdeckung des Komposthaufens oder zum Anlocken und späteren Absammeln von Schnecken in einer ungenutzten Beetecke. Getrocknet wird er als Tee oder zerschnitten als Mulch, wie schon oben erwähnt. Ausgegeizte Tomatentriebe lege ich klein geschnitten unter Kohlpflanzen oder erstelle einen Auszug mit dem ich Kohlpflanzen einsprühe. Ein Hoch auf die damit gelingende Verwirrung von Kohlweißling und Kohlfliege! ; )

 

 

Wetter-Bauernregel Januar

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Im Januar sind sich alle Bauern-Wetterregeln einig: wird’s ordentlich kalt, dann haben wir einen schönen, soll heißen, frühen, konstanten Frühling. Je frostiger und kälter, desto schöner aber auch das ganze Jahr. Viel Regen und wenig Schnee schadet dagegen. Wir könnten da auch mit einfacher Logik gegen halten: im Januar streckt noch so gut wie keine Pflanze ihr Köpfchen raus, alle verharren gut geschützt in der Erde – eine Schneedecke schützt zusätzlich. Regnet es dagegen im Januar, sind die Temperaturen noch  zu mild für Schnee – die Kälte kommt dann oft ein paar Wochen später und richtet dann viel mehr Schaden an.

In diesem Sinne: Euch allen ein schönes neues Gartenjahr mit hoffentlich viel Schnee und Kälte gleich im Januar…

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Bizarrer April 2017 als die Apfelblüte in den Schnee fiel – und die Ernte entsprechend mager wurde

Rhabarberflittchens antikes Kalt-Gewächshaus

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Das Entree in den Garten… Etwas eng, aber mehr Platz war einfach nicht, denn links stehen Schuppen und Gartenhäuschen…
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Viel Glas zum Putzen jeweils im Frühsommer, wenn das Wasser wieder angestellt wird…

Grosses Abenteuer Vintage-Gewächshaus. Ein Jahr bin ich um das alte Gewächshaus herum geschlichen bis ich mich traute nach dem Preis zu fragen. Dazu nur soviel: soviel teurer kam das englische, antike Gewächshaus nicht, als wenn ich ein Neues mit Aufbau gekauft hätte – auch wenn das Neue dafür deutlich größer geworden wäre. Insofern eine kleine Milchmädchen-Rechnung, über die ich im Nachhinein aber froh bin, denn ein größeres Gewächshaus hätte in jedem Fall ziemlich gequetscht gestanden. Und bevor es Nachfragen gibt, das Gewächshaus war ein Einzelstück und zudem hat der Antikhändler seinen Laden mittlerweile geschlossen…

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Mittlerweile sind viele der störenden Äste entfernt, diesen Herbst gehe ich mit einer höheren Säge noch einmal ran…
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Die Kieselsteine für den Traumboden habe ich handverlesen gepickt aus dem nahegelegenen Kieswerk. Das Fundament wurde von Experten erstellt, denn Unebenheiten hätten zum Verziehen der Seitenteile und Platzen der Glasscheiben führen können…

Der Aufbau dieses wunderschönen Vintage-Glashauses war ein Kinderspiel und innerhalb von 30 Minuten erledigt. Es besteht nur aus 7 Teilen plus Tür, die über große Schrauben schnell zusammengefügt sind. Da ich ja nur einen gepachteten Schrebergarten mein eigen nenne, ist es vielleicht von Vorteil, dass Glashaus schnell einpacken zu können. Dagegen kommen neue Gewächshäuser nicht an die aus unzähligen Kleinteilen bestehen und deren Aufbau man lieber einem Fachmann überlassen sollte. Ausserdem brauche ich hier keine Sorge zu haben der Wind könne mir das Haus wegtragen. Das steht bombig ; )

Was ich beim Kauf nicht ausprobiert hatte, ich Depp!, waren die Fenster. Die Tür schloß gut und das habe ich auch auf die Fenster übertragen. Die sind typisch für Gewächshäuser mit einer angeschweißten Stange zum Hochschieben konstruiert – mittels kleiner Einkerbungen wird der genaue Stand fixiert. Auch diverse Versuche mit Rostlösern und Schmiermitteln haben nicht wirklich etwas gebracht und von Leichtgängigkeit zu sprechen wird wohl immer ein Wunschtraum bleiben. Sie sind etwas verzogen und lassen sich vor allem nicht wirklich dicht schließen. Im Winter stopfe ich Luftpolsterfolie herein, was aber immer eine windige Angelegenheit ist. Und eigentlich bin ich auf der Suche nach einem guten Heimwerker, der mit mir zusammen dieses knifflige Problem lösen kann und mir ausserdem hilft zwei Regale anzubringen…

Ein ewiger Kampf wird auch die Dichtigkeit der Fenster sein, immer wieder findet Regen ein Durchkommen und ich bin dauernd am Nachschmieren. Ich bin mit wasserfestem Silikon herangegangen, eigentlich eher aus optischen Gründen, denn damit konnte ich schwarzes Silikon nehmen und spare mir so das Streichen. Mittlerweile habe ich eine solche Aversion gegen Silikon und diesen ständigen Kampf gegen diese unsäglichen Silikon-Pistolen – meine Fähigkeiten scheinen eher irgendwie anders zu liegen… Dabei liebe ich am Garten, dass nichts hyperperfekt sein muss und ich merke , dass ich eigentlich alles selbst kann – ein unbeschreiblich tolles Gefühl. Ich werde mich jetzt einmal auf die Suche begeben nach schwarzem Kitt, denn Kitt ist meiner Meinung nach eindeutig besser zu verarbeiten…

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Das Gewächshaus inmitten der grünen Hölle im Wahnsinnssommer 2018. Den Sommer über beherbergt es zwei Tomatenpflanzen und vor allem Ableger und Nachzucht-Gemüse
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Frühling 2017 | Hier wird ersichtlich wie das Gewächshaus in den Garten eingebunden ist. Im Sommer stehen die Türen zum Glashaus immer offen, der Platz davor ist reserviert für Kübelpflanzen – 2018 waren es in erster Linie Tomaten, die hier ganz wunderbar gedeihen…
Montana Rubens Bank Geburtstagsgeschenk von Mama
Ein Jahr später – die Clematis Montana hat Vollgas gegeben und sich gut etabliert. Ihr Fuß wird beschattet von Rhabarber, das mag sie… – die Bank davor ist ein wunderschönes Geburtstagsgeschenk meiner Mutter, mit einem Kissen wird ein besinnlicher Rückzugsort daraus. Im Sommer bietet sie ausserdem Topfpflänzchen eine temporäre Heimat, die  Schnecken nicht wirklich gerne erklimmen…

Aber all diesen Schwierigkeiten zum Trotz – ich bin immer noch ganz verliebt in mein wunderschönes, kleines Glashaus. Es steht nicht ganz optimal und eigentlich zu schattig, aber einen anderen Platz gab es nicht dafür und so mache ich das beste daraus. Im Hochsommer brauch ich mir um Beschattung zumindest keine Sorgen zu machen. Das Pflanztisch-Regal habe ich von meinem ältesten Sohn zum Geburtstag geschenkt bekommen, er hat ein Vater-Sohn -Projekt daraus gemacht und ich habe mich unbeschreiblich gefreut darüber. Es ist aus ganz einfachen Dachlatten gefetigt, steht bombenfest und ist total praktisch. Erst einmal nimmt man auf dieses günstige Material keine Rücksicht, Schlamm, Dreck – egal. Beim Gießen tropfts runter und durch – genau richtig. Das hat etwas so Befreiendes und macht einfach Spaß. Und je mehr Dreck, desto mehr Patina. Einmal mit der Bürste drüber und es passt wieder.

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Das heiß geliebte Pflanzregal direkt nach dem Aufbau, alles ist noch ganz hell und sieht unangenehm neu aus
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Ein halbes Jahr später hat sich das Kiefernholz schon sehr schön aklimatisiert und ist nachgedunkelt
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Der Pflanztisch, eines meiner ersten wunderschönen Garten-Geburtstagsgeschenke, auf der rechten Seite in der ersten Wintersaison. Vorne eine Physalis, die im Winterquartier noch nachreifen durfte, mir dann aber erfroren ist. Grundsätzlich aber wäre sie überwinterungsfähig, soll aber im zweiten Jahr nicht mehr ganz so gut tragen…
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Das große Wintereinräumen und Herbstputz zur Wintersaison 2018, der Boden ist dunkel von Wasser. Links eine Physalis, rechts darf eine Green Moldovan noch nachreifen. Schön ist sie nicht mehr, aber die Tomaten sind soooo lecker, dass sie noch begehrten Platz beanspruchen darf ; )
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Den ersten Frost haben alle gut überstanden – Stand 2. Dezember 2018

Rhabarberflittchens Garten

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Der Küchen- oder Gemüsegarten mit den Rundbeeten aus Stahlblech und zwei hüfthohen Hochbeeten aus Aluminium…

Den Sommer Revue passieren lassen. Mein Garten in Bildern… Zwei Eingänge. Manchmal weiß ich nicht wo vorne und wo hinten ist und eigentlich betrete ich meinen Garten, genauso wie die meisten Besucher, immer durch den Hintereingang. Zuerst gab es nur den auf dem oberen Bild etwas versteckt gelegenen Zugang hinter dem Apfelbaum. Das wäre dann von der ursprünglichen Planung und den angelegten Wegen her betrachtet der Haupteingang und eigentlich bietet das Tor dort das schönere, großzügigere Entree. Aber wie das in den Schrebergarten-Anlagen oft so ist, wirklich praktisch war das nicht mit dem Anfahren von der Gemeinschaftsanlage zum eigenen Garten. Die Wege waren lang, der Nerv mit dem großen Tor, Auto rein, gleich wieder raus…  Jetzt bin ich mein eigener Herr und habe einen zweiten Eingang. Der zwar etwas schmal geraten ist, weil Platz dort knapp ist mit einem durch zwei Tannen dimensionierten Durchgang, dem Schuppen und den vielen Baumwurzeln, die den Weg bestimmen.

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Der erste Blick vom eigentlichen Hintereingang in den Garten…
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Das Schattenbeet rechts vom Hintereingang – leider werd ich hier immer wässern müssen, weil der Erde durch die großen Tannen ständig Wasser entzogen wird. Auch regelmässige Kompost- und Bentonitzugaben werden da wenig richten können
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Die Wachsglockenblume mit ihren schön gezahnten Blättern erreicht eine Wuchshöhe von bis zu 1m. Die zartgelben Blüten erscheinen im beginnenden Herbst. Obwohl eher feuchten Boden bevorzugend kommt sie mit meinem sehr durchlässigen, trockenem Waldboden erstaunlich gut zurecht. Die Storchschnabelarten gestalten den Übergang zum Weg und bringen dezent Farbe ins Spiel…
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Eine meiner Lieblingskompositionen: filigran die Gräser und Farnwedel, eindrucksvoll das großblättrige Tafelblatt ‚Astilboides tabularis‘ – in kunstvollen Grünschattierungen zeigt sich die Funkie und wird überschattet von der im Herbst zart gelb blühenden Wachsglockenblume.
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Die Regentonne – aufgebaut vom Schwager und meiner Schwester als Geburtstagsgeschenk – ich wär verzweifelt an dem Ganzen ; )
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Blick auf den Hintereingang mit dem von mir selbst gegossenen Kieselsteinweg. Links hinter dem Chinaschilf Miscanthus sinensis ‚Malepartus‘ steht die große Regentonne vom Foto zuvor

Vom rückwärtigen Eingang mit Kieselweg geht man unter der Pergola durch zur Terrasse. Rechter Hand liegt dann der Gemüsegarten mit den runden Beeten der im obersten Foto zu sehen ist. Die Stahlbleche habe ich mir schweißen lassen und bin bis heute begeistert über diese Lösung. Der Gemüsegarten erhält dadurch Struktur und der rostige Stahl hält mir die Schnecken weitgehendst aus diesen Beeten mit der Stahleinfassung fern – Rost scheinen Schnecken nicht wirklich zu mögen. Die Erde hier war, wie im ganzen Garten, die reinste Kiesfläche und ich im wahrsten Worte ’steinreich‘. In den unteren Erdschichten ist das gar nicht schlecht, es bildet sich keine Staunässe, aber für die zarten Wurzeln der Gemüsepflanzen geht das gar nicht. Daher kam ich auf die Idee der Beetaufschüttung. Die Erde darin ist perfekt für mein Gemüse und die Wurzeln, die weiter nach unten wollen finden dort zusätzliche Fläche vor.

Wieviel Kieselsteine ich aus der Erde geklaubt habe kann man sich kaum vorstellen. Bis heute schreckt mich kein Unkraut, kleine Steinchen sammeln ist viel, viel aufwendiger. Genau wegen dieser Steine ist mein Garten aber ein Kiesgarten geworden – gesammelte Steinchen werden einfach auf die Kiesfläche geworfen. Kleinere Kiesel habe ich wegen der besseren Begehbarkeit und Festigkeit noch dazu gekauft, die Grundsubstanz aber stammt handverlesen aus der eigenen Erde. Dadurch wirkt die Kiesfläche aber nicht steril, sondern weist herrliche Färbungen im eher gelblichen, erdverfärbten Bereich auf.

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Die Kieswege dürfen von Kräutern und bienenfreundlichen Blumen erobert werden. Manchmal helfe ich regulierend nach…
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Der Garten im Frühherbst

Das Foto unten mit der schönen Hortensie ‘Annabelle‘ führt vom Hauptgarten aus Richtung Hinterausgang, die zwei Hochbeete aus Aluminium gehören zum Gemüsegarten. Die Kiesgartenpflanzen grenzen den Küchengarten vom Kiesplatz mit dem selbst gebautem Gartentisch ab. Denn der Gemüsegarten sieht ja nicht immer perfekt aus und die Sträucher davor bieten den Amseln gern gesehene Verstecke. Im Herbst bleiben darunter die Blätter liegen und allerlei Kleintieren Schutz.

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Der Übergang zwischen dem Gemüsegarten und der Kiesfläche mit Sitzplatz wird fliessend gestaltet. Sich per Versamung ansiedelnde Pflanzen sind gern gesehen…
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 Die ‚Annabelle‘ wird flankiert von Gräsern, Gamander, Rosmarin, Gewürzfenchel und dem Patagonischen Eisenkraut

Das kleine Gartenhäuschen aus Beton ist mit 12qm eher klein geraten und bietet Platz nur für das Notwendigste. Das oberste Foto zeigt das Haus im ersten Jahr der Übernahme – mittlerweile wächst es immer mehr zu, der Blauregen hat sich etabliert… Damals waren die Fensterrahmen noch türkis – huet sind sie grau.

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2016 | Das Gartenhäuschen nach dem Streichen und Entmüllen – damals noch mit türkisfarbenen Fensterrahmen…
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Ein Jahr später – der Blauregen faßt Fuß und irgendwann werden die Amseln die offene Nisthöhle bevölkern wenn genügend Schutz vorhanden ist… 
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2017 | Die Kiesfläche für den Tisch ist gerade fertig gestellt, die Fläche sieht in der Einstellung geradezu überdimensioniert aus, ist aber genau bemessen wie das Foto unten zeigt. Der Bewuchs ist noch so wunderbar klein und übersichtlich –– ein Jahr später und ich muss drüber lachen  ; ), wird mich aber zum üppigen Schneiden anregen… Rechts die Outdoorspüle mit der sogar Abwasch per Hand richtig Spaß macht. Vorne testen wir Kokoserde und üben Springen während die Erde im Wasser quillt…
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2018 | Das Herz des Gartens: manchmal schön dekorierte lange Tafel, an anderen Tagen Arbeitstisch zum Kräuter sortieren, Gemüse schneiden und Outdoor-Einkochen…

Das Schattenbeet unter dem Apfelbaum ist mit Buchskugeln, Hostas und Schattenseggen sowie Silberkerzen, Wachsglocke und Gräsern bestückt. Im ersten Jahr wuchs alles nicht ganz so zügig an – ich habe meinen geliebten Allrounder, die Kapuzinerkresse dazwischen gesät. Sie macht aus jedem Blumenbeet innerhalb der ersten Saison einen Hit! Mittlerweile bestimmen die Seggen, wie geplant, das Bild. Ich wollte hier eine unkomplizierte Beetgestaltung, die keine Arbeit macht. Zwischengestreut sind runde Trittsteine, die für die Kleinen eine echte Herausforderung darstellen. Und selbst wenn einmal ein Kinderschritt daneben geht ist das keine Tragödie…

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Die Gräser im zweiten Jahr – sie sind zu stattlichen kleinen Horsten mit vielen Ablegern herangewachsen. Um die Funkien nicht zu sehr zu bedrängen, bevor sie selbst stattliche Horste gebildet haben, halte ich die Seggen akribisch in Schach. Sie sind wintergrün und setzen von daher frische Farbtupfer im ansonsten doch etwas kahlen Winter-Garten. Im späten Frühjahr gibt es parallel zum Verblühen der Vergißmeinnichtpflanzen einen unschönen Zeitpunkt, an dem die Seggen viele gelbe ‚Blätter‘ zeigen – kurz danach zeigt sich neuer Austrieb und die Seggen stehen wie den Rest des Jahres wieder wunderschön da… Verträgt Wurzeldruck und Trockenheit, ideal für problematische Standorte…
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Das Schattenbeet unter den Apfelbäumen im flirrenden Sonnenlicht. Vorne gestalten Prachtspieren, Gamander und Ballonblumen den Übergang zwischen Beet und Kiesweg. Ganz vorne im Bild die blau blühende Bartblume
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Blick vom Schattenbeet unter dem Apfelbaum auf den Brunnen und den dahinter liegenden Gemüsegarten. Chinaschilf, hohe lilablühende Herbstastern und Silberkerzen bilden eine optische Begrenzung. Im Vordergrund dann die niedrige Pflanzungen von Schattenseggen, Buchskugeln und Funkien. Akeleien und Fingerhut dürfen bei mir übrigens machen was sie wollen ; ) und ich freu mich jedes Jahr auf Überraschungen – helfe aber auch hier etwas nach
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Die fast hüfthohe Wolfsmilch ‘Euphorbia characias ssp.wulfenii‘ umspielt den nicht ganz so charmanten Brunnen, einen einfachen Schlagring, den ich mittlerweile aber ganz gerne mag seitdem er nicht mehr isoliert hervor sticht und von Wolfsmilch, Storchschnabel, Blutweiderich und Blutsauerampfer umgeben ist.
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Das zweite Schattenbeet unter den Apfelbäumen. Im Vordergrund die Bartblume kurz vor der blauen Blüte, im Hintergrund der Blick auf die neue Auflockerung in der Kiesfläche. Auf den Hauptwegen habe ich Unkrautvlies liegen, ich würde sonst in Giersch ersticken – nach und nach wird dieses wieder entfernt und durch auflockernde Pflanzen ergänzt…
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Das Beet unter dem Apfelbaum zeigt sich im Frühjahr als einzige blaue Wolke aus Vergissmeinnicht

Ab hier gehts Richtung Haupteingang – das letzte Wegstück ist erst Frühsommer 2018 fertig geworden und schaut deshalb noch sehr clean aus – wie auch die anderen Kiesflächen wird nach und nach aufgelockert, im Blackbox-Stil dürfen sich im Laufe der Zeit viele Pflanzen kontrolliert ausbreiten und versamen. Vor der weißen Rispenhortensie (die sich dann im Herbst immer wunderschön roséfarben färbt), das kleine Kinder-Hochbeet. Meistens finden Karotten und Erbsen darin ein zu Hause. Ich tausche einfach schnell die Erde aus wenn ich das Gefühl habe jetzt müsste eigentlich ein Fruchtwechsel sein.

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Ende August 2017 | Der Weg zum Haupteingang im ersten Jahr…
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Juni 2018 – kleine grüne Hölle Im 2. Jahr nach neuanlage dieses Gartenbereichs. Auch der Zierapfel wirkt gesünder… Der Zierrhabarber hat nach dreimaligem Umsetzen auch endlich einen Platz gefunden der ihm behagt. Am Kinderbeet hangeln sich schon die ersten Walderdbeeren entlang und dürfen natürlich gerne bleiben

Das hier hinten war die drei Jahre lang meine Schmuddelecke, da der Weg zu diesem Tor eigentlich nur von der Schubkarre genutzt wird wenn ich Fallobst, Braunfäulebefallenes & Co zur Sammelstelle der Anlage bringe. Ganz am Ende des Gartens gelegen galt hier ‚aus den Augen aus dem Sinn‘.

Ganz geschickt hatte der Vorgänger einen Zierapfel so gesetzt dass er den Blick in den Garten von aussen sichtversperrt. Leider war der Strauch so krank, dass ich immer wieder daran denke ihn ganz zu entfernen. All das hemmte die Schaffenskraft. Ja, und dann benötigte ich auch mehr Beete – nie hätte ich bei Gartenübernahme gedacht, dass statt den Blumenrabatten dem Gemüse einmal meine ganze Liebe gehören würde. Zusätzliche halbhohe Beete wurden der Rasenfläche abgeknapst, ein kleines Kinderbeet wurde oben gerade mit Grassoden und Pflanzenresten gefüllt um über den Winter dann zu guter Gartenerde zu werden. Ich habe zusätzlich mit Karton abgedeckt, so konnten die Bodenlebewesen länger arbeiten. Im Frühjahr hat mein Enkel dann Erbsen setzen dürfen.

Optisch gehören die zusätzlichen Gemüsebeete dort gar nicht hin und deren Einbindung ist auch nicht wirklich toll. Ich weiß um diese Schwachstelle, aber hab einfach das Beste daraus gemacht. Vielleicht packt mich ja irgendwann der Wahn und ich gestalte noch einmal ganz anders ; )

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Links hinten ist dann das Gartentor. Gut zu sehen ist wie wohl sich der Zierrhabarber an seinem neuen Platz fühlt. Alles andere sind Ableger aus dem eigenen Garten…
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Es gibt auch eine kleine Wiese, die haben sich meine Kinder gewünscht – der Limostand dort ist Kinderarbeit und Weihnachtsgeschenk und auf Gartenpartys gern besuchter  Mittelpunkt…
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Der eigentliche Haupteingang von innen gesehen. Der großzüg angelegte Kiesweg wird hauptsächlich genutzt um Gartenabfälle zur Sammelstelle zu transportieren – gelegentlich kommt auch ein Nachbar entlang : )

Um die Vorstellung vom Garten noch etwas leichter zu gestalten hier die soeben erhaltene Übersicht. Ich musste zweimal hinschauen bis ich den Garten erkannte – eine wundervolle Sonntagsarbeit von Robinson & Balthazar… Rhabarberflittchen sagt Danke für dieses wundervolle Knet-Motiv des Gartens:

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Rhabarberflittchens Garten als Modell – alles wichtige ist drauf ; )

 

Projekt Wildbienen-Hotel im Naturgarten

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Ein Insektenhotel im Wildpark Poing, nicht ganz perfekt, aber ein guter Anfang dort…

Von so einem Wildbienenhotel träum ich schon den ganzen Sommer lang. Diese wunderschöne Natur-Skulptur habe ich jetzt gerade im Wildpark Poing entdeckt und dachte im ersten Moment nur: Haben will!! Mit meinem eigenen Projekt Wildbienenhotel bin ich den Sommer über nicht wirklich weitergekommen – es gab immer zuviel anderes zu tun… 

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Mein eigenes, kleines Insektenhotel. Eine Vollbelegung habe ich im Juli nicht mehr erreicht, aber halb voll ist es immerhin. Wahrscheinlich hätte ich den Ast entrinden sollen?

Aber es wurde schon eifrig Material gesammelt, vorzugsweise Hartholz, und mit meinem Enkel zusammen gab es zumindest ein kleines Projekt wie oben zu sehen. Ein alter Blumenkasten wurde hochkant gestellt, mit schrägem Dach versehen und in Süd/Ost-Ausrcihtung aufgehängt. Die Fächereinteilung richtete sich nach der Größe des Buchenstamms und der vorhandenen Menge des Lehms. Für oben ist noch ein kleines Bündel von Pappröllchen oder Schilfröhrchen oder aber ein Nistblock geplant. Ein zusätzlicher Vogelschutz ist wohl an dieser Stelle so nah beim Haus nicht notwendig – aber ich habe ein waches Auge auf die Spechte…

Schon ein paar Tage später zogen die ersten Wildbienen ein. Interessanterweise nicht vorne in den Höhlen mit Ausblick und Sonnenlage, sondern seitlich im Schattenbereich. Bohrungen ins Hirnholz – wie oben im großen Insektenhotel im Wildpark Poing – sehen immer schön aus, sollten aber vermieden werden – das Holz spaltet sich leichter als bei seitlich platzierten Bohrlöchern. Mittlerweile ergänzen einzelne Brombeerruten von ca. 50cm Länge, leicht bogig hochkant gesteckt oder am Rahmen befestigt, den Bienenkasten. In das Brommbeerzweigmark bohren sich manche Wildbienenarten selbst Platz für den Nachwuchs – bei mir wurden diese aber noch nicht angenommen. Vielleicht müssen sie etwas mehr verwittern…

Jetzt zum Herbst ist ungefähr die Hälfte der Löcher besetzt. Dafür dass wir doch etwas spät dran waren ist das gar keine schlechte Ausbeute. Den Lehm habe ich gerade entfernt – obwohl extra für den Zweck von Freunden aus Italien mitgebracht, war er für die Wildbienen einfach zu hart. Wenn jemand einen Tipp hat woher ich geeigneten Lößboden beziehen kann – bitte nehmt Kontakt zu mir auf…

Nachdem selbst die teuren Waben und Kästen nur mässig angenommen wurden, habe ich mich selbst richtig mit dem Thema Insektenhotel befaßt. Unglaublich was für Schrott zu teuren Preisen auf dem Markt ist! Selbst von eigentlich umweltbewußten Anbietern wie Neudorff (dort hat man sich jahrelang gegenüber der berechtigten Kritik von Experten uneinsichtig gezeigt und auch die neuesten Kästen sind nicht perfekt!) sind die Bohrlöcher faserig gebohrt, wird minderwertiges Schilf verwandt und komplett nutzlose Holzstückchen oder Tannenzapfen als Füller miteingebunden. Ich werde da mittlerweile richtig militant, schreibe ans ZDF wenn in einer Sendung irgendeine selbsternannte Naturschutzbeauftragte ein Muster auf den Tisch legt, dass wirklich nur Müll ist – manchmal muß ich über mich selbst lachen wenn das alles nicht so traurig wäre.

Von gekauften Insektenhotels lass ich also komplett die Finger, nur wenige Ausnahmen sind geplant: unter anderem ein  —> Wildbienen-Insektenhotel von Lüder. Kokons der Gehörnten oder Roten Mauerbiene können dort gleich mit bestellt werden. Oder ich entscheide mich doch nur für einen einfachen Hartholzblock mit Bohrlöchern. Da überleg ich noch. Das System von Lüder ist modular aufgebaut, kann immer wieder ergänzt werden.

Interessant sind aber auch die Nistblöcke von —> Bienenhotel  – diese sind geeignet zur eigenen Zucht der Roten Mauerbiene, die 8mm Öffnungen bevorzugt und der Gehörnten Mauerbiene, die 9mm Böhrlöcher benötigt. Kleinere Bienenarten bevorzugen kleinere Durchmesser von 6mm oder noch kleiner. Der Vorteil von Nistblöcken: sie lassen sich zum Saisonende problemlos öffnen, säubern, die Kokons entnehmen und in einem Karton mit Öffnung-Flugloch z.B. in einem Schuppen überwintern. Die Nistblöcke können immer wieder verwandt werden. Ich werde beide Systeme testen und schauen welche besser zu meinem Garten passen. Das Vorgehen wird auch ganz wunderbar beschrieben auf der —> Bee wild-Seite von Alztalkonig – auch dort lassen sich perfekte Kästen mit Kokons der Gehörnten und Rostroten Mauerbiene bestellen. Honig natürlich auch  ; ) Ein Bürstenset für die Reinigung der Bohrungen im Frühjahr findet sich —> hier beim Wildbienenschreiner. wobei ich mir nicht ganz sicher bin ob sich die sehr festen Rüskstände wirklich mit einer Bürste reinigen lassen. Das wird getestet…

Jetzt aber zum oben abgebildeten Insektenhotel, dass ich im Wildpark Poing entdeckt habe. Zuerst einmal: es ist optisch wunderschön. Daneben gibts aber doch noch einiges zu kritisieren. Ich betrachte meine nachfolgende Anmerkungen auch als Fingerübung für meine zukünftigen, wahrscheinlich etwas kleiner dimensionierten Wildbienenunterkünfte. Vorab: Die Strohmatten machen wirklich Sinn, manche der Unterschlupfmöglichkeiten bieten vielleicht auch dem einen oder anderen Tier Schutz. Aber:
– die Holzbohrungen hätten in die Längstseiten der Äste gehört, nicht ins Hirnholz. Wenn man genau hinschaut sieht man schon jetzt die Risse im Holz, die das Eindringen von Parasiten in die Unterschlüpfe der Larven ermöglichen. Auch Feuchtigkeit kann einwirken und damit ist Pilzbefall quasi vorprogrammiert. Der Verlust an Schlupfwesepen, Florfliegen und Wildbienen im Insektenhotel Wildpark Poing wird enorm sein, schade um jede einzelne dieser Bienen oder Insekten die deshalb nicht schlüpfen werden.
– das Verschmieren der Ziegel mit Lehm ist nur Makulatur und hat mit Löß für Sandbienen nichts zu tun. Wenn es wegen der Optik Ziegelsteine sein sollen: sinnvoll wäre es Schilfröhrchen in die Lochziegel zu stecken.
– das Insektenhotel steht an exponierter Lage. Die Frage an die Experten: müsste das Dach nicht etwas großzügiger dimensioniert sein ?

Sinnvoller hier wären mehr Hartholzblöcke mit Bohrungen oder gebrannte Keramiksteine mit Löchern von 2-9mm. Oder eben quer gelegte Stämme mit seitlichen Bohrungen.

Ich nehm das jedenfalls als Anlaß mich über die Wintermonate mit meinem eigenen Imnsektenhotels zu befassen, mal schauen ob ich alles richtig mache. Wobei ich der Meinung bin dass sich aus visuellen Grünen auch gerne einmal ein an und für sich nutzloser Kieselstein verirren darf… Und dass der Garten generell bienenfreundlich angelegt ist mit möglichst vielen Bienen- und Hummelblumen versteht sich sowieso von selbst…

Das Oktober-Wetter

 

Da wird mir doch gleich etwas Bange was den kommenden Februar/März ’19 und den Frühlingsbeginn im Garten angeht – speziell mein Projekt ‘Wintergemüse ziehen‘ scheint ernsten Zeiten gegenüber zu stehen… Auf die jetzigen Hochdrucklagen im Oktober mit  morgendlichen Nebelfeldern und viel Sonne folgen mit 60%iger Wahrscheinlichkeit schneereiche Winter – wobei letztere gern gesehen und für den Garten ja eher positiv zu sehen sind. Schaun wir mal was der Klimawandel da für uns bereit hält und ob die alten Bauernweisheiten auch heute noch gelten. Ich jedenfalls freu mich erst mal über den milden Oktoberherbst und versuche noch zu retten was ich im Spätsömmer verpasst habe um —> Gemüse zu ernten im Winter

Karotten & Rote Bete-Herbstsalat mit Rhabarberflittchens Salat-Vinaigrette

2018 war eindeutig das Tomaten- und Apfeljahr – mit dem Einkochen und Verarbeiten kam ich, wie wahrscheinlich alle anderen Gartenbesitzer auch, kaum hinterher und hab darüber dann doch manch anderes versäumt. Rote Bete habe ich leider viel zu wenig gesät. Kurz vor dem Urlaub wollte ein Satz nicht aufgehen und im ganzen Wegfahrstress hab ich dann versäumt das Säen nachzuholen. Das bereu ich jetzt bitter, denn so ein kleiner Rote Bete-Karottensalat ist für mich mit der leckerste Salat überhaupt. Manchmal kommt noch Grünzeug hinzu, muss aber nicht sein...

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Das mit dem Salat selbst ist selbsterklärend: mit einer Wurzelbürste werden die Karotten nur abgeschruppt, die Rote Bete dagegen geschält. Die Zutaten nach Gusto stifteln, ich mags etwas feiner, aber noch mit genügend Biss. Die Vinaigrette mach ich immer auf Vorrat und hebe sie im Kühlschrank auf. Gerade wenn ich nach einem langen Arbeitstag kaputt nach Hause komme oder es im Garten schnell gehen soll bin ich froh um jeden Handgriff den ich so spare…

Zutaten Vinaigrette:
Balsamico-Essig
Olivenöl oder gutes Pflanzenöl
1 Tl Senf
1 Tl Salz
2 Tl Honig
naturtrüber Apfelsaft
Rhabarberflttchens Gewürzbrühe (mit einem Klick geht’s zum Rezept)
Limetten- oder Zitronensaft wahlweise

Also eigentlich alles kein großes Kunststück und absolut im üblichen Rahmen – der Clou sind Apfelsaft (am liebsten von den ersten, noch etwas unreifen Äpfeln die vom Baum WEbSnapseed-5.jpg

gefallen sind) und meine –> selbst erstellte Gemüsebrühe. Aber ganz von vorne… Ich benutze meistens eine 200ml Glasflasche eines Smoothie-Herstellers wie links auf dem Foto zu sehen. Ca. ein Fünftel davon fülle ich mit Balsamicoessig, dazu kommen Senf, Salz, Honig und ca. 4cl Apfelsaft – alles ordentlich shaken. Mit der Gemüsebrühe gehe ich vorsichtig um, oft schmeckt diese sehr intensiv und darf auf keinen Fall herausgeschmeckt werden. Sie rundet aber die Vinaigrette ganz köstlich ab und macht sie vollmundiger. Erst ganz zum Schluß kommt noch das Olivenöl hinzu – bei mir meist nur etwas mehr als ich Essig verwandt habe. Normalerweise kommen auf einen Teil Essig zwei Teile Öl – das versuche ich zu reduzieren. Saft und Brühe machen die Vinaigrette so leichter – insgesamt mag ich sie fruchtig und leicht säuerlich. Mit Limetten- oder Zitronensaft schmecke ich zum Schluß ab.

Letztendlich muss jeder etwas rumprobieren – die oben genannten Mengen sollen einfach etwas Halt geben. Dann wünsch ich jetzt einfach einmal ‚Gutes Gelingen’…

Rhabarberflittchens Gemüsebrühe aus dem eigenen Garten

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Korb voller Gartenreste als Grundlage für die kleine Wunderbrühe

Wenn man den großen Köchen über die Schulter schaut und weiß wie sie ihre Gemüsebrühen und Extrakte herstellen, dann lässt sich das Rezept ganz einfach auf den eigenen Garten übertragen. In Großküchen wird alles Pflanzliche gesammelt: von Zwiebelschalen über Kohlstrünke, Selleriereste, Paprikadeckel und Paprikakerne bis hin zu Kartoffelschalen und anderem Grünzeug  kommt alles in einem großen Topf . Wenn der voll ist, wird mit Wasser aufgefüllt und das Ganze drei bis vier Stunden sanft geköchelt. Abseihen – und fertig ist die Gemüsebrühe… 

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Natürlich sind neben Selleriestangen und -Blättern sowie ins Kraut geschossenem Knollenfenchel auch noch viele andere Gemüse und Kräuter drin – ich notiere immer nur die geschmacklich dominierenden…

In der kalten Jahreszeit mach ich das oft auch: Topf auf den Balkon und eine Woche alles sammeln was an Grün & Co. so anfällt, dann köcheln und fertig ist die Grundlage für eine Gemüsesuppe. In die kommen dann die schönsten Prachtexemplare aus dem Garten und werden nur kurz bissfest gegart… Selbst wenn es draussen friert, das macht dem gesammleten Grünzeug für den Topf nichts.

Je nach Inhalt schmeckt die Brühe dann immer etwas anders und genauso ist es auch im Garten. Ich sammel was der Garten gerade hergibt, im Grunde genommen sind das aber immer Pflanzenreste die ansonsten wohl auf dem Kompost landen würden. Doch dafür sind sie viel zu schade. Immer dabei sind bei mir die sich nach unten neigenden Stengel von Knollen- oder Stangensellerie, ins Kraut geschossene Fenchelknollen oder Gewürzfenchelzweiglein sowie so alle möglichen Kräuter. Aber auch Blattgrün und Schalen von Kohlrabi, Rote Bete, Möhrengrün und Allerlei vom Kohl (hier ist Vorsicht geboten, bei zuviel Kohl schmeckt die Brühe schnell nur nach Kohl).

Gerade jetzt im Herbst, wenn ich die Beete abräume und vieles zurückschneide, setze ich eine letzte Würzbrühe an. Denn ob der Estragon dem Frost zum Opfer fällt oder meiner Gemüsebrühe – ich stimme eindeutig für Letztere. Hier findet auch Verwendung was manchmal einfach krumm und schief gewachsen oder zu klein geblieben ist, dazu Liebstöckel, Petersilie, Oregano, eventuell noch ein Lorbeerblatt vom letzten Italienurlaub, Salz und vielleicht eine Peperoni oder deren Randstücke. Erlaubt ist was schmeckt! Salz nicht vergessen – oder später salzen im Rezept…

Erst kommen die Gartenreste in den Topf, dann wird der Kühlschrank durchstöbert nach allem was vielleicht schon bessere Tage gesehen hat, aber längst noch nicht wirklich weg muss. Auch Salatreste, aufgeplatzte Tomaten, Zwiebel- oder Kartoffelschalen kommen in den Topf – ist ja auch nur ‘Grünzeug‘…

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Grob zerstückelt kommt alles in einen Topf…
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Second life auch für Kühlschrankgemüse! – nicht mehr wirklich knackig, aber immer noch perfekt genug für eine Würzbrühe

Drei bis vier Stunden wird sanft geköchelt, dann in zuvor ausgekochte, kleine Flaschen heiß einfüllen. Wer es ganz klar mag seiht durch ein Mulltuch ab. Beim Abseiehn durchs Sieb bleiben kleine Schwebepartikel zurück – das ist einfach eine optische Fragen. Die Flaschen nach dem Befüllen 5 Min auf den Kopf stehend abkühlen lassen, danach sollte die Würzbrühe haltbar sein bis zur nächsten Saison. Die Würzbrühe verwende ich als Suppengrundlage – wenn sie sehr intensiv schmeckt wird mit Wasser verlängert – oder als kleiner Schuss zum Ablöschen von Gebratenem oder Zwiebeln. Oder zum Verlängern von Saucen und Sugos. Auch in meiner —> Salatvinaigrette findet die Gemüsebrühe Verwendung…

Gemüse ernten im Winter

webvlies-winterschutz-beckmann-gestaenge.jpgIm Winter kurz in den Garten zu fahren und reich beschenkt mit frischem Grün zurückzukehren verschaffte mir im Winter 2017 echte Glücksgefühle. Natürlich sind frische Salate auch im Sommer ein Hochgenuss, aber knackige Möhren im Winter aus der Erde zu buddeln oder Radicchio zu ernten während draussen Raureif die Beete überzieht – jedes frische Grün wird so zu einer kleinen Kostbarkeit.

Viel zu spät hatte ich die letzten Möhren gesät, auf einen schönen Herbst gehofft. Sie waren noch ziemlich mickrig als es draussen kalt wurde und waren vom Idealbild der dicken Wintermöhre weit entfernt. Aber ich wollte nicht aufgeben, in den richtig kalten Nächten bekamen sie zum Schutz ein Sackleinen übergeworfen. Die kleinen Möhrchen dankten mir mit zartem, aber stetigem Wachstum und einem unvergleichlich süßen Geschmack und legten den Grundstein für meine beginnende Liebe zum Wintergemüse.

Raupe-in-hand275web.jpgWieviel schon ein so einfacher Schutz ausrichten kann habe ich hautnah erlebt als ich diese kleine grüne, sehr lebendige Raupe genau unter so einem steif gefrorenen Sackleinen entfernte – sie landete übrigens im Vogelhäuschen und hat sicherlich einer kleinen Meise viel Freude bereitet. Die geringe Lichtausbeute unter dem schweren Tuch scheint die Pflanzen gar nicht weiter zu stören, das hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Man kann ihnen zwar nicht wie im Sommer beim Wachsen zuschauen, aber sie wachsen…

Aber jetzt konkret zu meinem Thema hier. Meine Grundvoraussetzungen: ein ganz normaler Schrebergarten, kein Frühbeet, dafür ein Gewächshaus. Letzteres klingt super, ist es aber nicht wirklich. Perfekt wäre ein Frostwächter geeignetes Gewächshaus , aber davon kann ich nur träumen. Ich habe mir mit meinem superschönen, antiken Gewächshaus einen Traum erfüllt, dafür auf eine neue Küche verzichtet – aber wirklich praktisch ist es nicht. Die alten Fenster bekomme ich nicht dicht, ich kann sie nicht schließen, zu verrostet, zu unbeweglich sind sie im Laufen der Jahre geworden. Da kann ich reinsprühen soviel und was ich will, sie wollen einfach nicht mehr. Die Ritzen versuchte ich dieses Jahr mit Noppenfolie zu verschließen, das Ergebnis: Na ja. Durch die alten Fenster aus einfachem Glas regnet es rein – das mit Silikon abzudichten wird das große Projekt dieses Sommers und eine Mordsarbeit. Ob das Gewächshaus danach wirklich wärmer wird im richtigen Winter bezweifle ich trotzdem, aber zumindest ist es weniger feucht. Aber das ist ein Extra-Thema…

Ein vollwertiges Kalt-Gewächshaus ist es also nicht, ich schätze es ähnlich ein wie ein Beet draussen unter Vlies, werde aber in der nächsten Wintersaison experimentieren und genau vergleichen. Zweimal die Woche fahr ich auch im Winter in den Garten. Ich habe es zum Glück nicht so weit, der Hund muss raus an den nahe gelegenen See und die Vögel wollen versorgt werden, das lässt sich alles ganz wunderbar verbinden. Da das in unserer Nachbarschaft alle ähnlich halten, sind die Gärten so auch im Winter eine Konstante für die Gartenvögel – irgendwo wird immer gerade Futter aufgefüllt. Je nach Witterung leg ich dann Schutz um die Empfindsamen meiner Stauden oder entferne das Sackleinen  von den Wintersalaten. Das Rausfahren, auch wenn es manchmal nur für ein paar Minuten ist, nervt nicht. Vor allem nicht, wenn ich immer etwas mitnehmen kann : ). Dieses Jahr will ich aber auch über die Sommermonate schon an die Winterernte denken und führe dazu an dieser Stelle mein Gartentagebuch nach Monaten unterteilt.

Mit Minusgraden von bis zu -15° war zwar im Februar an nichts mehr zu denken. Ich hatte kurz zuvor, an einen sachten Winter glaubend, noch ’Grün im Schnee’, einen asiatischen Senfkohl, gesät. In einer großen Kiste im Kaltgewächshaus, er keimte auch bei Aussentemperaturen um die 5°, aber nach den richtigen Minusgraden war da nichts mehr zu machen. Ich hab also meine Lektion gelernt : )

—> ’Gemüseernte im Winter’ Vorbereitungen für die Ernte 2018/19 im Februar/März

Knollenziest ließ sich noch ernten, ansonsten bleibt mir gerade nur, mich auf die Winterernte für die kommende Saison vorzubereiten. Das fängt mit der Saatgut-Auswahl an – bei mir wurde es der Bremer Scheerkohl  von Magic Garden Seeds (gut geeignt für die Zwischenkultur wegen schneller Erntereife), Radicchio ’Palla Rossa’  und der Spinat ’Matador’ (kann das ganze Jahr über ab +2° gesät werden). Mit dem Saatgut im Rücken fühle ich mich auch für kältere Perioden schon mal ganz gut ausgestattet und gehe das jetzt auch an den kurzfristigen Erfolg denkend an. Perfekte Wintergemüse sind auch: Rote Beete, Grünkohl, Mangold, Rosenkohl. Früh angebaut werden kann auch z.B. der Spitzkohl ’Eersteling’.

September bis Mitte Oktober fall ich jobbedingt leider immer komplett aus und verpasse daher viele Aussaattermine und Pflanzzeiten. Ich versuche danach alles aufzuholen. Manchmal mit Erfolg – wir werden sehen. Hier  mein mehr oder weniger genaues Protokoll...

—-> Oktober 2018

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18. Oktober —> Eigentlich bin ich schon fast zu spät dran mit den kleinen Pak Choi-Setzlingen, dem ‘Senfkohl‘, aber ich probiere einfach mal aus. Das erste Wachstum nach der Aussaat war kein Problem, die Tage jetzt waren ja noch wahnsinnig warm. Doch ab nächster Woche sinken sie empfindlich – jetzt sind wir wirklich im Herbst angekommen. Pak Choi hält Einzelfrösten bis zu – 8° stand, geschützt mit Vlies kann man vielleicht noch 1-2° zumogeln. Sollte es zu Nachtfrösten kommen, stülpe ich die kleinen grünen Hütchen drüber. Obwohl die kleinen Pflänzchen frosthärter sind als die größeren Pflanzen, ich hoffe aber auf ein ungestörteres Wachstum mit dem Schutz. Wenn alles gut geht sollte Familie Pak Choi bis Jahresende erntereif sein.

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Die Schneckenringe halten zusätzlich auch etwas warm und schützen vor Winden – Vlies noch drüber und die Endiviensetzlinge halten locker durch…

In Bezug auf Winterhärte verhält sich übrigens der Chinakohl ähnlich wie Pak Choi, Die ebenfalls hier oben auf dem Foto im Beet befindlichen Wintersalate Raddichio und Endivien halten auch  Kälte aus. Gepflanz habe ich auf eine dünne, 3cm starke Schicht Komposterde. Zusätzlich haben die Pflänzchen noch einen kleinen Wachstumsbooster in Form von Kaffeesatz erhalten. Der hält ausserdem Schnecken doch etwas ab, wenn auch nicht 100%ig verläßlich fern. Da ist noch etwas Nachholbedarf wie man an der Färbung erkennen kann – ich muss aber erst wieder in meinem Lieblingscafè vorbeischauen und bei Schichtende Kaffeesatz abholen. Einfach einen Eimer mitnehmen oder eine Tüte und jedes Café gibt gerne ab wenn ihr nicht gerade bei Hochbetrieb fragt. ––> Ihr merkt, ich schrecke vor nichts zurück wenn es um den Garten geht  ; )

Da ich den Pak Choi oben vielleicht doch etwas luftig gepflanzt habe werde ich dünnere Asia-Salate oder Spinat noch dazwischen säen, die sind schnell wieder ausgezupft oder auch abgeerntet wenn es doch zu eng werden sollte und der Senfkohl besser wächst als jetzt gedacht…

26. Oktober ––> Jetzt aber noch schnell rein mit den Zwiebelchen kurz bevor der Regen kommt. Ich setze sie ca. 3cm tief und in Reihe. Da sie über den Winter so und so nur mässig dick werden kann man relativ dicht nebeneinander setzen. Wenn alles gut geht scheiben sie die ersten Blättchen noch vor dem Winterbeginn hoch und sind dann ab Ende Mai bis Mitte/Ende Juni erntereif. Ich schau einfach wann die Knollen soweit sind… Zum Winter hin decke ich mit Reisig ab. Optimaler wäre es gewesen sie Ende September, Anfang Oktober einzusetzen – jede Woche früher macht viel aus im Wachstum. Gut zu sehen auf dem Foto unten aus dem Frühjahr 2017: links im Bild die Zwiebeln sind eine Woche früher gesetzt, rechts die hinken vom Wachstum etwas hinterher… Im Winter gibt es kein Aufholen  ; )

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Steckzwiebeln Presto – sie wachsen über den Winter nur mit etwas Reisig abgedeckt… Meine schönen Vlieshalterungen werden übrigens noch umgesteckt – die Zwiebeln brauchen diesen Winterschutz nicht
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Frühling 2017 und die im Herbst gesteckten Zwiebeln – aber viel zu locker stehend, Platzverschwendung würde ich das jetzt ein Jahr später nennen ; ) 

 

Tierheim-Igel erfolgreich ausgewildert

Von 241 auf knapp 600 Gramm Winterschlafgewicht | Für euch nur irgendein Igel – für mich: Charlie. Vor drei Jahren im Spätherbst im Tierheim in die Hand gedrückt bekommen als sie aus allen Nähten platzten. Mühsam gepäppelt, jedes Gramm ein Erfolg. Charlie war ein Kampfigel und hatte so gar keinen Bock auf mich, schnappte ständig zu, verbiss sich in Schuhe, jagte mich regelrecht – er wusste schon wie er im langweiligen Krankenhaus-Aufenthalt Spaß haben konnte. Mitte Januar kam er dann ins Freigehege in den Schrebergarten. Glücklicher war er auch dort nicht, kämpfte weiter und rannte und rannte und rannte…

Charlie-©Foto-Susanne-Perk-Kuhlmann-Rhabarberflittchen
Charlie in seinem Freigehege nach Beendigung des Winterschlafs. Optisch hatte er kaum abgenommen. Da es ihm sichtlich gut ging fing ich lieber Käfer & Co., um ihn an Wildfutter zu gewöhnen, als ans Wiegen zu denken. Berührt zu werden war ihm schon immer eine Qual…

Das mit dem Winterschlaf haben wir hinbekommen und es war ein Freudentag, als ich dann nach ein paar Tagen Eingewöhnung und intensiver Fütterung im Mai das Freigehege öffnete und sich sein Aktionsradius auf 500qm erweiterte. Denn erst muss er wieder auf sein Herbstgewicht kommen bevor er losgehen darf – in einem ihm fremden Revier würde er gerade Anfang des Jahres noch nicht genügend Futter finden. Zumal wir ja auch nicht wussten ob ihn andere Igel vielleicht gleich aus ihrem Revier drängen würden.

Alles wurde schön abgesperrt, damit er den Garten als seine Base kennenlernen und dann gestärkt losziehen und selbst bestimmen darf. Er, der kräftige Igelmann, kam nicht aus dem Garten heraus – aber eine findige, kleine Igelin fand den Weg von aussen zu ihm. Nur drei Tage waren mir mit meinem neuen Gartenbewohner im Gartenrevier vergönnt, dann kam das nächtliche Keckern (ein so wunderschöner, wilder Laut) und bald darauf, keine Viertelstunde später, begann das Igelkarusell, das umeinander Drehen im Liebesrausch…

Oben im Video Charlie beim Erkunden seines Reviers nach Beendigung seines Winterschlafs und nach Öffnen des 6qm Freigeheges. Eine Nacht später kam die Igelin…

Damit er sich nicht in dem Durchschlupf verfangen konnte, durch den sich die kleine Igelin eingeschlichen hatte (im Schrebergarten ist wegen Wild-Kanninchen eigentlich alles zugebaut mit Draht), hab ich noch in gleicher Nacht alle Steine entfernt, die meine neuen Durchschlüpfe unter den Türen vorübergehend schützen sollten bis sich Charlie eingewöhnt hatte. Zwei Nächte später war er weg – begleitet von meinen guten Wünsche und der Ermahnung sich von den Straßen fern zu halten.

Ein paar Wochen später erzählte mir eine Nachbarin dass sie jetzt statt eines Igels jeden Abend zwei füttert, bzw. diese beiden der Katze das Futter streitig machen. Ich war happy, wusste ich ihn dort in guten Händen und in der Anlage ein gutes Leben für ihn…

Im meinem zweiten Schrebergartenjahr sah ich ihn nie, hoffte immer mal darauf, aber da war nichts. Mittlerweile ist der Garten jetzt im dritten Jahr, mit wilden Ecken, zugänglichen Komposthaufen, ich mulche wegen der Laufkäfer, mit ebenerdiger Vogeltränke undundund… Gespritzt wird nur mit Wermuttee & Co – langsam spielt sich alles als kleines Naturparadies ein. Ich hab kapiert wie alles auf allem basiert: —-> mehr Laufkäfer, weniger Schnecken, mehr Käfer, mehr gesunde Charlies. Ich hab zwar teilweise einen Kiesgarten, aber einen richtigen und keine Schotterwüste, sondern mit aufgeschichteten Steinen und Durchschlupf für Spinnen und anderes nächtliches Getier. Pflanzen dürfen sich selbst versamen und die Kiesflächen bevölkern.

Irgendwann dann im Hochsommer dieses dritten Gartenjahres 2018 fand ich Igelkacka auf dem Kiesweg zwischen den Beeten, speziell dort, wo früher Charlies Futterhaus stand. Ich war glücklich, wusste ich doch jetzt endgültig, dass er meinen Garten wieder als Revier betrachtet und das es dort wohl genügend zu holen gibt. Sein früheres Schlafhaus hatte ich irgendwann im Frühsommer einmal umgestellt, eigentlich eher in eine trockene Ecke abgestellt, als ich das Freigehege auflöste. Das fand ich jetzt gefüllt mit Blättern und Stroh – er wohnt nicht immer dort, aber nutzt es wohl als zusätzliche Residenz. Seine Vorliebe für knisterndes Seidenpapier musste er wohl aufgeben in der Natur. Ich bin mir aber sicher, hätte er die Wahl, er würde wieder danach greifen!, mein kleiner Luxuskämpfer. Auf dem Video ganz oben ist übrigens zu sehen wie er danach greift und das Seidenpapier ins Haus trägt als er noch bei mir in der Wohnung sein Quartier hatte. Übrigens hab ich bei jedem Wachgang seine Igelburg wieder ‚zerstört‘ – ich war froh wenn er Papier einsammelte und Sinnvolles zu tun hatte, fürchtete schon um blutige Füßchen weil er nur an den Aussenwänden lang rannte. So war er beschäftigt…

Eine laue Sommernacht, ich auf Schneckenfang, sah ich ihn dieses Jahr auch nachts durch den Garten spazieren. Parallel hatte ich einen Appell gelesen, in dem gebeten wurde in diesem supertrockenen Sommer Igel zu füttern – mir war nicht ganz wohl, wusste ich doch nicht, ob ich nicht anderes anziehe damit. Kramte aber sein altes Futterhaus hervor, durch die Klappe wagen sich angeblich keine Ratten (??), und fand am nächsten Tag eindeutig Igelkacke im Futterhaus. Mein kleines Hecken-Schweinchen hatte das Futter gefunden!

Fehler
Dieses Video existiert nicht

Oben im Video ist Charlie in seinem dritten Lebensjahr zu sehen mit, ich schätze mal, gut 1000 Gramm, der zielstrebig im Futterhaus verschwindet… Rührei (natürlich ungewürzt) ist übrigens immer noch seine Lieblingsspeise während der zweite, kleinere Igel lieber beim Katzenfutter pickt.

Mittlerweile kommen sie zu zweit in der Dunkelheit, holen sich ihre erste Ration in der Dämmerung von Nachbarin Christine, stromern dann herum und planen mich für ihre spätere, nächtliche Route ein. Ich hoffe sie finden auf dem Weg zu mir viele Käfer mit Chitinflügelchen als Arznei gegen Lungenwürmer & Co und den einen oder anderen Engerling im Kompost. Der Größere von beiden ist übrigens eindeutig Charlie, er hatte so ein ganz merkwürdiges Gesicht, war auch nicht unbedingt der hübscheste in der Igelstation – aber eindeutig einer mit Charakterkopf! Und er ist scheu, genauso wie früher. Der kleinere der beiden Igel ist viel zutraulicher, weniger ängstlich, mit hübschen Knopfaugen und eindeutig wesentlich weniger langer Nasenpartie…

Wir hoffen eigentlich ja dass er ein Mädchen ist und es vielleicht dann sogar bald Nachwuchs gibt, aber ich bin auch so richtig glücklich. Die ganzen Sorgen und die Arbeit haben sich gelohnt und mich um unzähliche Naturerlebnisse reicher gemacht. Nebenbei hab ich unheimlich viel gelernt, über Igel sowieso, aber auch um den Kreislauf der Natur und wie alles zusammen hängt. Zumindest in meinem kleinen Revier soll die Welt noch in Ordnung sein. Dazu hege ich die Hoffnung, dass sich immer mehr Gartenbesitzer in diesem Gedanken zusammenfinden – zusammen können wir schon etwas bewirken für Schwebfliegen, Laufkäfer, Vögel, Igel und all die anderen Bewohner von denen wir uns unser kleines Stück Erde eigentlich nur geliehen haben…

Nachtrag Oktober 2018: Berta, Billy & Teddy

Dieses Jahr ist es wieder soweit: ich päppel drei kleine Igel. Berta, Billy und Teddy (der eigentlich eine Bonnie sein sollte ; )) Ich trau mir jetzt mehr zu, übernehme sogar die Erstversorgung:
– wahrscheinlich Fliegen oder Maden-Reste mit Zahnbürste herausgekämmt
Flöhe (mit Jacutin Spray aus der Apotheke, bitte mit nichts anderem und unbedingt das Gesicht abdecken bei
– Zecken (mit Zeckenzange, bzw. um die Augen herum mit Wattestäbchen in Jacutin getränkt ganz vorsichtig beträufeln)
Fellpflege (sah trocken und an einigen Stellen etwas weißlich aus) Wo ich noch Ungezieferreste vermutete habe ich mit Jacutin-Stäbchen betupft. Ansonsten etwas Kokosöl (man soll auch Klettwurzelöl nehmen können) tropfenweise in die Stacheln gegeben, das verteilt sich dann durch die Körperwärme von ganz
Kotproben genommen, dafür musste immer einer separiert werden damit die Kotproben eindeutig zugeordnet werden können. Die gehen jetzt an das
Diagnostisches Labor
Lehrstuhl für Experimentelle Parasitologie
Tiermedizinische Fakultät LMU
Leopoldstr. 5, 80802 München
Tel.: +49 (0)89-21803621, Labor@para.vetmed.uni-muenchen.de

Im Herbst sind dort Igelkotproben bei der Erstuntersuchung kostenlos. wer selbst vorbeibringen möchte: Leopoldstraße 5 im 2. Stock Zimmer 216.

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Billy kurz nach der Zeckenbehandlung, unten seitlich sind einige kleinere zu sehen an die ich wegen Einkugeln nie mit der Zange heran kam. Deshalb nun nur mit Wattestäbchen und Jacutin – das konnte ich reinmogeln… Und es hilft…

Berta war mit 275g die Kleinste, gefolgt von Billy mit 375g, Teddy war mit 410g am größten, gleichzeitig auch am wenigsten rundlich. Er hatte eindeutig zu wenig Gewicht, zwischen Kopf und Körper war eine leichte Einbuchtung zu erkennen. Von einer richtigen Hungerfalte würde ich nicht sprechen, aber er war einfach nicht wirklich rundlich. Jeder der drei hatte Husten und jeder Hustrenreiz zerriss mir fast das Herz. Eine zwischenzeitlich kontaktierte Tierärztin, die auch selbst Igel päppelt, riet mir ab von der Messerspitze Bisolvon, die in vielen Foren als Prophylaxe bei Igelhusten empfohlen wird. „Viel zu viel und eher die Dosis für eine Katze, ausserdem nur bei Husten mit Schleim geeignet“, so Frau Dr.. Kotprobe abwarten, den Käfig sauber halten, Wärme – mich beruhigten ihre Worte, denn sie beruhigte mich auch dahingehend, dass Igel mit ein bisschen Husten durchaus umgehen könnten, es vielleicht auch nur eine Erkältung sei und sich ein leichter Befall oft auch durch Sauberkeit von allein lösen würde. Von der Ärztin war ich dann doch nicht so begeistert, habe deshalb den Link entfernt, denn letztendlich hatte sie einfach nichts da, als es nach dem Befund darum ging zu behandeln. Vielleicht auch deshalb die Ratschläge oben. Bin jetzt wieder so schlau wie vorher.

Berta futtert was das Zeug hält, Teddy ist rundlich und nähert sich mit seinen jetzt 562g seinem Schlafgewicht – der Husten ist bei den beiden gut zurückgegangen und fast nicht mehr exitent. Nur Billy macht mir Sorgen und ich bin gespannt auf die Kotproben-Ergebnissse morgen. Er nimmt auch nur mässig zu und hustet nach wie vor.

Insgesamt sind alle drei eher mäkelige Esser und damit so ganz anders als mein Charlie zuvor. Ich kann machen was ich will, ist kein Ei dabei, dann verweigern sie das Essen. Gekochtes Hühnerfleisch, leicht angebratenes Hackfleisch, Carny Dosenfutter – alles wird mehr oder weniger links liegen gelassen. Katzentrockenfutter wird geknabbert und ansonsten nur Ei, Ei, Ei!! Ich zermansche jetzt immer Katzenfutter (ohne Gelee und ohne Sauce!!!, das bereitet den Igeln Krämpfe) mit der Gabel, dazu kommen feine Haferflocken und dann eben reichlich vom zuvor georderten Ei…

Ich reinige den Käfig jeweils morgens, einfach deshalb morgens, damit es während des Tages nicht ganz so stinkt. Wische nach der Reinigung mit Essig aus und lege danach mit Zeitungspapier und Schnipseln neu aus. Parallel dazu wiege ich die Igel. Morgens wiegen hat meines Erachtens einen Vorteil: hat ein Igel über Nacht nicht genug gefressen, stelle ich noch einmal etwas hin – wie die Igelmama, die ihre selbstständigen Igelchen in den frühen Morgenstunden auch noch einmal säugt wenn die Nachtausbeute bei den Kleinen noch nicht zufriedenstellend war  ; )  Da ich derzeit zwei Igel in einem Käfig habe, kann ich das Futter nie wirklich genau taxieren und weiß vor allem nicht ob nicht z.B. Berta beiseite gedrängt wurde. Tatsächlich frisst auch immer nur der morgens nach, der noch Hunger hat. Wie ich merke dass sie noch Hunger haben könnten? –> wenn wirklich alles weggeputzt wurde ist und nicht noch ein kleiner Rest übrig geblieben ist, dann kann es gut sein, dass noch Hunger war. Wenn die zusätzlichen Brocken Katzentrockenfutter (gerade hoch im Kurs das Winston Katzentrockenfutter bei Rossmann mit hohem Fleischanteil und relativ wenig Gedöns) ebenfalls gegessen wurden kann ich mir dessen ziemlich sicher sein.

Aber sie sind lieb, so lieb! Ich bin ganz gerührt. Kein Fauchen, kein Beißen, kein auf die Schuhe zustürzen und reinhacken, kein Jagen der helfenden Hand wie ich das von Charlie kannte. Sie rollen sich ein bei Bewegung oder Geräusch, aber das vertraute Wiegen klappt jetzt auch schon ohne Stacheln aufstellen und ohne Handschuhe. Das sind die Igel von denen ich immer las und nicht der furchteinflößende Charlie, der mich zwar zum Schluß etwas weniger attakierte, aber bei einer fremden Hand in seinem Gehege bis zuletzt kein Pardon kannte. Und alle drei sind ausnahmslos nachtaktiv, was ja ein gutes Zeichen ist.

Warum ich das alles schreibe: ich möchte unsichere Igelpäppler wie ich es beim ersten Mal war beruhigen – jeder Igel ist komplett anders und man muss sich wie bei kleinen Kindern einfach drauf einlassen und dem eigenen Gefühl vertrauen. Mit jedem Igel wird man ein Stückchen sicherer, lernt jedes Mal einen neuen Trick hinzu. Und manchmal muß man auch einfach loslassen von seiner Erwartungshaltung, so wie bei meinen Geschwisterchen hier: von Nestbau haben sie bisher rein gar nichts gehalten. Was bei Charlie höchster Spaß war und er das Knistern der Seidenpapierstreifen einfach liebte, lässt meine drei hier bisher noch kalt. Nur Teddy sollte langsam üben – das erste Freigehege wird heute klar gemacht und ich denke mal in einer Woche darf er, wenn die Kotproben passen, raus in die Kälte zum Überwintern…

6. November

Juchuuuu!! Sie bauen alle, verschließen die Türen gescheit – diese Nacht war da ein Rascheln und Häuschen schubsen. Bisher haben die Kleinen fast nur geschlafen, selbst nachts war da nicht soviel los. Oft rückten zwei auch noch zusammen, bzw. die kleine Berta den beiden Brüdern(?) auf die Pelle. Seit zwei, drei Tagen mögen sie es separiert. Heute wurden über Nacht zum ersten Mal alle draussen liegenden Papierstreifen verarbeitet, und es waren viele! Wichtig ist, die einzelnen Streifen aufzuplustern, ganz leicht jeden einzelnen zu knüllen – auch Laub liegt schließlich nicht platt auf dem Boden ; )  Als ob sie sich abgesprochen hätten bauten alle drei zugleich, nachdem Billy den rabiaten Anfang machte wie auf dem Foto unten zu sehen.

Heute ist der Tag der Wahrheit, die Kotproben-Ergebnisse werden per Email gesandt. Alle drei nehmen moderat zu, manchmal nur 10g am Tag, aber es wird jetzt, nach 14 Tagen, zunehmend konstanter. Berta wog gestern 439g, Teddy 582g und Billy, mein Sorgenkind mit dem Husten, leider nur 455g. Er wird wohl am längsten bei mir im Warmen bleiben, bei ihm rechne ich mit Parasitenbefall, der behandelt werden muss.

Übrigens: jetzt wo auch alle Mini-Zecken weg sind, jetzt dürfte ich mit etwas Streicheln und Zureden ran an die Stellen. Seufzzz, hätte das nicht früher sein können…

9. November

Zu früh gefreut: vom Darmsaugwurm über Lungenwürmer bis zu Haarwürmern, bis auf Teddy haben alle drei alles. Und das nicht nur ein bisschen, genannt ‚vereinzelt‘, eventuell auch ‚zahlreich‘, nein ‚massenhaft‘ war das angstmachende Wort. Ich kürze hier an dieser Stelle ab: Droncit gegen den Darmsaugwurm muss schnell verabreicht werden, damit sich dieser nicht einnisten kann, danach folgt die Behandlung mit Levamisol (2x Spritze im Abstand von 48h) gegen Lungenwürmer und abschließend 2-3 Tage Flubenol gegen Haarwürmer. Den Medikamenten muss Gelegenheit gegeben werden sich zu verstoffwechseln, d.h. die Wirkstoffe müssen im Organismus vor dem Winterschlaf vollständig abgebaut sein – das dauert 5-8 Tage.

Wer sich nicht auskennt sollte sich auf Facebook Gruppen wie z.B. dieser –> Igelhilfe München und Umgebung anschließen. Dort bekommt man Rückhalt und konkrete Hilfe.
In meinem Fall z.B. auch für die schnelle Hilfe Droncit noch spät abends. Wir sind jetzt mittendrin in der Behandlung, bei allen dreien passt es soweit, aber weder der lösende Husten hat eingesetzt, noch hat sich der Kot grundlegend verbessert, noch fressen sie mehr. Aber vielleicht setzt ein kleines Wunder ein nach der zweiten Spritze Levamisol morgen.

Rückblickend sind nicht die Igel das wirkliche Problem, sondern der Nerv mit den Tierärzten, die sich nicht wirklich auskennen wie schon oben und nachfolgend  beschrieben. Einem Igel mit Darmsaugwurm mit Hygiene beikommen zu wollen ist Russisch Roulette und spricht nicht für die Kompetenz des Arztes in der Franziskanerstr. . Auf meiner kleinen Odyssee hatte ich dann auch noch versucht beim Hunde-Tierarzt meines Vertrauens in der Au Medikamente zu bestellen, die Befunde und die genauen Anweisungen für den Tierarzt von –> Pro Igel immer dabei. Hier man im Prinzip willig, aber sie mussten sich erst schlau machen (was auch 5 Stunden später nach dem ersten Telefonat noch nicht der Fall war) und die Bestellung der Medikamente (wenn es dann geklappt hätte) hätte durchaus 4 Tage dauern können. In der Zeit hätten mir die Igel mit dem Darmsaugwurm sterben können. Jede Apotheke dagegen bekommt Medikamente über Nacht. Und dann das Geschiss mit den Medikamenten: Flubenol ist verschreibungspflichtig, ist aber über Internetapotheken erhältlich. Droncit war bis Beginn dieses Jahres frei verkäuflich, ist jetzt auch verschreibungspflichtig.

Ich wünsche mir eine Igel-Welt, in der mit einem entsprechenden Kotprobenbefund! das Medikament in der Apotheke verkauft werden dürfte – oder einfach Tierärzte, die sich auch bezüglich Igel schlau machen, Medikamente in der Praxis vorrätig haben würden, um schnell weiterhelfen zu können. An dieser Stelle ein Danke an —> Frau Dr. Breith in Unterföhring, die sich mit Igeln wirklich auskennt. Für mich ist die Fahrt nach Unterföhring aber schon eine kleine Reise, wer nicht motorisiert ist, hat so gut wie keine Chance zu einem igelkundigen Tierarzt zu gelangen. Vom Zeitfaktor einmal ganz abgesehen…  Wie gesagt, nicht das Kümmern um die Igel war das Problem, stressig war nur das ganze Drumherum. Ich kam mir vor wie in Kriegszeiten, in der Medikamente nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich waren. Das kann doch alles nicht wirklich sein!

Bisher fraßen meine drei ja nur Rührei, was aber definitiv zu einseitig ist. Ich hab dann schon immer 50:50 Rührei und leicht angebratenes Hackfleisch (mässiger Erfolg, das Hackfleisch wurde kundig aussortiert) und Katzennassfutter Carny untergejubelt. Letzteres mit der Gabel zerdrückt und mit Wasser angematscht, dann unter das Rührei gehoben. Mit Parasiten befallende Igel sollen sich manchmal auf nur ein Futter versteifen, warum auch immer. Meine jedenfalls haben immer erbarmungslos aussortiert. Nach der den ersten beiden Medi-Kuren hab ich noch einmal versucht und nur Carny hingestellt. Sie haben gefressen!, zwar nicht üppig, zugenommen wurde nicht wirklich, aber das erste Mal. Heute Abend gibts gekochtes Hühnerklein (ohne Haut) und einen kleinen Unterschenkel*…  —> *schmeckte beides übrigens nicht ; )

Aber den ganzen Nerv vergißt man schnell, wenn die Kleinen dann putzmunter sind. Deshalb an dieser Stelle ein aufmunterndes Bild vom dicken Teddy, der jetzt über 600g wiegt und durch die ganze Behandlung noch ca. 10-14 Tage Innendienst bei bester Verpflegung erhält – er wird propper in den Winterschlaf gehen und seinem Namen alle Ehre machen  ; )

webTeddy-beim-Tierarzt
Der neugierige Teddy beim Tierarzt – die anderen haben sich eingekuschelt unter den Zeitrungsschnipseln und Handtuchfalten…
gehege-Igel
Die erste Nacht in der richtig gewerkelt wurde – der Saustall ist ansonsten ganz normal ; )
haus-bau-Igel
Jetzt war Billy doch der Meinung er könne ja mal die Tür hinter sich schließen. Statt der kleinen Streifen bevorzugte er eine brachiale, aber wirkungsvolle Methode ; )

29. November

Alles dauerte dann natürlich doch länger. Eigentlich hätten die Igel Anfang dieser Woche in Winterschlaf gehen dürfen, zwischenzeitlich wurde aber wegen ihres Stachelverlusts noch Antibiotika gegeben und eine Vitaminkur verordnet – alles schob sich deshalb etwas nach hinten. Mittlerweile darf ich mit den Igeln ins Tierheim zu einem Arzt, was für mich von der Fahrtzeit her gesehen eine große Erleichterung ist und dort hat man eigentlich immer alles Erforderliche da. Preislich läufts aufs selbe hinaus, ich gebe jedes mal eine Spende in der Höhe, die ich auch beim Tierarzt gezahlt habe. Aber es spart Zeit. Am Samstag werden aber die Aussengehege zu Ende gebaut und am Sonntag wird umgezogen…