Gemüse ernten im Winter

webvlies-winterschutz-beckmann-gestaenge.jpgIm Winter kurz in den Garten zu fahren und reich beschenkt mit frischem Grün zurückzukehren verschaffte mir im Winter 2017 echte Glücksgefühle. Natürlich sind frische Salate auch im Sommer ein Hochgenuss, aber knackige Möhren im Winter aus der Erde zu buddeln oder Radicchio zu ernten während draussen Raureif die Beete überzieht – jedes frische Grün wird so zu einer kleinen Kostbarkeit.

Viel zu spät hatte ich die letzten Möhren gesät, auf einen schönen Herbst gehofft. Sie waren noch ziemlich mickrig als es draussen kalt wurde und waren vom Idealbild der dicken Wintermöhre weit entfernt. Aber ich wollte nicht aufgeben, in den richtig kalten Nächten bekamen sie zum Schutz ein Sackleinen übergeworfen. Die kleinen Möhrchen dankten mir mit zartem, aber stetigem Wachstum und einem unvergleichlich süßen Geschmack und legten den Grundstein für meine beginnende Liebe zum Wintergemüse.

Raupe-in-hand275web.jpgWieviel schon ein so einfacher Schutz ausrichten kann habe ich hautnah erlebt als ich diese kleine grüne, sehr lebendige Raupe genau unter so einem steif gefrorenen Sackleinen entfernte – sie landete übrigens im Vogelhäuschen und hat sicherlich einer kleinen Meise viel Freude bereitet. Die geringe Lichtausbeute unter dem schweren Tuch scheint die Pflanzen gar nicht weiter zu stören, das hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Man kann ihnen zwar nicht wie im Sommer beim Wachsen zuschauen, aber sie wachsen…

Aber jetzt konkret zu meinem Thema hier. Meine Grundvoraussetzungen: ein ganz normaler Schrebergarten, kein Frühbeet, dafür ein Gewächshaus. Letzteres klingt super, ist es aber nicht wirklich. Perfekt wäre ein Frostwächter geeignetes Gewächshaus , aber davon kann ich nur träumen. Ich habe mir mit meinem superschönen, antiken Gewächshaus einen Traum erfüllt, dafür auf eine neue Küche verzichtet – aber wirklich praktisch ist es nicht. Die alten Fenster bekomme ich nicht dicht, ich kann sie nicht schließen, zu verrostet, zu unbeweglich sind sie im Laufen der Jahre geworden. Da kann ich reinsprühen soviel und was ich will, sie wollen einfach nicht mehr. Die Ritzen versuchte ich dieses Jahr mit Noppenfolie zu verschließen, das Ergebnis: Na ja. Durch die alten Fenster aus einfachem Glas regnet es rein – das mit Silikon abzudichten wird das große Projekt dieses Sommers und eine Mordsarbeit. Ob das Gewächshaus danach wirklich wärmer wird im richtigen Winter bezweifle ich trotzdem, aber zumindest ist es weniger feucht. Aber das ist ein Extra-Thema…

Ein vollwertiges Kalt-Gewächshaus ist es also nicht, ich schätze es ähnlich ein wie ein Beet draussen unter Vlies, werde aber in der nächsten Wintersaison experimentieren und genau vergleichen. Zweimal die Woche fahr ich auch im Winter in den Garten. Ich habe es zum Glück nicht so weit, der Hund muss raus an den nahe gelegenen See und die Vögel wollen versorgt werden, das lässt sich alles ganz wunderbar verbinden. Da das in unserer Nachbarschaft alle ähnlich halten, sind die Gärten so auch im Winter eine Konstante für die Gartenvögel – irgendwo wird immer gerade Futter aufgefüllt. Je nach Witterung leg ich dann Schutz um die Empfindsamen meiner Stauden oder entferne das Sackleinen  von den Wintersalaten. Das Rausfahren, auch wenn es manchmal nur für ein paar Minuten ist, nervt nicht. Vor allem nicht, wenn ich immer etwas mitnehmen kann : ). Dieses Jahr will ich aber auch über die Sommermonate schon an die Winterernte denken und führe dazu an dieser Stelle mein Gartentagebuch nach Monaten unterteilt.

Mit Minusgraden von bis zu -15° war zwar im Februar an nichts mehr zu denken. Ich hatte kurz zuvor, an einen sachten Winter glaubend, noch ’Grün im Schnee’, einen asiatischen Senfkohl, gesät. In einer großen Kiste im Kaltgewächshaus, er keimte auch bei Aussentemperaturen um die 5°, aber nach den richtigen Minusgraden war da nichts mehr zu machen. Ich hab also meine Lektion gelernt : )

—> ’Gemüseernte im Winter’ Vorbereitungen für die Ernte 2018/19 im Februar/März

Knollenziest ließ sich noch ernten, ansonsten bleibt mir gerade nur, mich auf die Winterernte für die kommende Saison vorzubereiten. Das fängt mit der Saatgut-Auswahl an – bei mir wurde es der Bremer Scheerkohl  von Magic Garden Seeds (gut geeignt für die Zwischenkultur wegen schneller Erntereife), Radicchio ’Palla Rossa’  und der Spinat ’Matador’ (kann das ganze Jahr über ab +2° gesät werden). Mit dem Saatgut im Rücken fühle ich mich auch für kältere Perioden schon mal ganz gut ausgestattet und gehe das jetzt auch an den kurzfristigen Erfolg denkend an. Perfekte Wintergemüse sind auch: Rote Beete, Grünkohl, Mangold, Rosenkohl. Früh angebaut werden kann auch z.B. der Spitzkohl ’Eersteling’.

September bis Mitte Oktober fall ich jobbedingt leider immer komplett aus und verpasse daher viele Aussaattermine und Pflanzzeiten. Ich versuche danach alles aufzuholen. Manchmal mit Erfolg – wir werden sehen. Hier  mein mehr oder weniger genaues Protokoll...

—-> Oktober 2018

webPak-choi.jpg

18. Oktober —> Eigentlich bin ich schon fast zu spät dran mit den kleinen Pak Choi-Setzlingen, dem ‘Senfkohl‘, aber ich probiere einfach mal aus. Das erste Wachstum nach der Aussaat war kein Problem, die Tage jetzt waren ja noch wahnsinnig warm. Doch ab nächster Woche sinken sie empfindlich – jetzt sind wir wirklich im Herbst angekommen. Pak Choi hält Einzelfrösten bis zu – 8° stand, geschützt mit Vlies kann man vielleicht noch 1-2° zumogeln. Sollte es zu Nachtfrösten kommen, stülpe ich die kleinen grünen Hütchen drüber. Obwohl die kleinen Pflänzchen frosthärter sind als die größeren Pflanzen, ich hoffe aber auf ein ungestörteres Wachstum mit dem Schutz. Wenn alles gut geht sollte Familie Pak Choi bis Jahresende erntereif sein.

webklein275Bataviasalat-in-Grün
Die Schneckenringe halten zusätzlich auch etwas warm und schützen vor Winden – Vlies noch drüber und die Endiviensetzlinge halten locker durch…

In Bezug auf Winterhärte verhält sich übrigens der Chinakohl ähnlich wie Pak Choi, Die ebenfalls hier oben auf dem Foto im Beet befindlichen Wintersalate Raddichio und Endivien halten auch  Kälte aus. Gepflanz habe ich auf eine dünne, 3cm starke Schicht Komposterde. Zusätzlich haben die Pflänzchen noch einen kleinen Wachstumsbooster in Form von Kaffeesatz erhalten. Der hält ausserdem Schnecken doch etwas ab, wenn auch nicht 100%ig verläßlich fern. Da ist noch etwas Nachholbedarf wie man an der Färbung erkennen kann – ich muss aber erst wieder in meinem Lieblingscafè vorbeischauen und bei Schichtende Kaffeesatz abholen. Einfach einen Eimer mitnehmen oder eine Tüte und jedes Café gibt gerne ab wenn ihr nicht gerade bei Hochbetrieb fragt. ––> Ihr merkt, ich schrecke vor nichts zurück wenn es um den Garten geht  ; )

Da ich den Pak Choi oben vielleicht doch etwas luftig gepflanzt habe werde ich dünnere Asia-Salate oder Spinat noch dazwischen säen, die sind schnell wieder ausgezupft oder auch abgeerntet wenn es doch zu eng werden sollte und der Senfkohl besser wächst als jetzt gedacht…

26. Oktober ––> Jetzt aber noch schnell rein mit den Zwiebelchen kurz bevor der Regen kommt. Ich setze sie ca. 3cm tief und in Reihe. Da sie über den Winter so und so nur mässig dick werden kann man relativ dicht nebeneinander setzen. Wenn alles gut geht scheiben sie die ersten Blättchen noch vor dem Winterbeginn hoch und sind dann ab Ende Mai bis Mitte/Ende Juni erntereif. Ich schau einfach wann die Knollen soweit sind… Zum Winter hin decke ich mit Reisig ab. Optimaler wäre es gewesen sie Ende September, Anfang Oktober einzusetzen – jede Woche früher macht viel aus im Wachstum. Gut zu sehen auf dem Foto unten aus dem Frühjahr 2017: links im Bild die Zwiebeln sind eine Woche früher gesetzt, rechts die hinken vom Wachstum etwas hinterher… Im Winter gibt es kein Aufholen  ; )

internetSteckzwiebeln
Steckzwiebeln Presto – sie wachsen über den Winter nur mit etwas Reisig abgedeckt… Meine schönen Vlieshalterungen werden übrigens noch umgesteckt – die Zwiebeln brauchen diesen Winterschutz nicht
webWintersteckzwiebeln
Frühling 2017 und die im Herbst gesteckten Zwiebeln – aber viel zu locker stehend, Platzverschwendung würde ich das jetzt ein Jahr später nennen ; ) 

 

Ein Kommentar zu „Gemüse ernten im Winter

  1. Pingback: Das Oktober-Wetter

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