
Von so einem Wildbienenhotel träum ich schon den ganzen Sommer lang. Diese wunderschöne Natur-Skulptur habe ich jetzt gerade im Wildpark Poing entdeckt und dachte im ersten Moment nur: Haben will!! Mit meinem eigenen Projekt Wildbienenhotel bin ich den Sommer über nicht wirklich weitergekommen – es gab immer zuviel anderes zu tun…

Aber es wurde schon eifrig Material gesammelt, vorzugsweise Hartholz, und mit meinem Enkel zusammen gab es zumindest ein kleines Projekt wie oben zu sehen. Ein alter Blumenkasten wurde hochkant gestellt, mit schrägem Dach versehen und in Süd/Ost-Ausrcihtung aufgehängt. Die Fächereinteilung richtete sich nach der Größe des Buchenstamms und der vorhandenen Menge des Lehms. Für oben ist noch ein kleines Bündel von Pappröllchen oder Schilfröhrchen oder aber ein Nistblock geplant. Ein zusätzlicher Vogelschutz ist wohl an dieser Stelle so nah beim Haus nicht notwendig – aber ich habe ein waches Auge auf die Spechte…
Schon ein paar Tage später zogen die ersten Wildbienen ein. Interessanterweise nicht vorne in den Höhlen mit Ausblick und Sonnenlage, sondern seitlich im Schattenbereich. Bohrungen ins Hirnholz – wie oben im großen Insektenhotel im Wildpark Poing – sehen immer schön aus, sollten aber vermieden werden – das Holz spaltet sich leichter als bei seitlich platzierten Bohrlöchern. Mittlerweile ergänzen einzelne Brombeerruten von ca. 50cm Länge, leicht bogig hochkant gesteckt oder am Rahmen befestigt, den Bienenkasten. In das Brommbeerzweigmark bohren sich manche Wildbienenarten selbst Platz für den Nachwuchs – bei mir wurden diese aber noch nicht angenommen. Vielleicht müssen sie etwas mehr verwittern…
Jetzt zum Herbst ist ungefähr die Hälfte der Löcher besetzt. Dafür dass wir doch etwas spät dran waren ist das gar keine schlechte Ausbeute. Den Lehm habe ich gerade entfernt – obwohl extra für den Zweck von Freunden aus Italien mitgebracht, war er für die Wildbienen einfach zu hart. Wenn jemand einen Tipp hat woher ich geeigneten Lößboden beziehen kann – bitte nehmt Kontakt zu mir auf…
Nachdem selbst die teuren Waben und Kästen nur mässig angenommen wurden, habe ich mich selbst richtig mit dem Thema Insektenhotel befaßt. Unglaublich was für Schrott zu teuren Preisen auf dem Markt ist! Selbst von eigentlich umweltbewußten Anbietern wie Neudorff (dort hat man sich jahrelang gegenüber der berechtigten Kritik von Experten uneinsichtig gezeigt und auch die neuesten Kästen sind nicht perfekt!) sind die Bohrlöcher faserig gebohrt, wird minderwertiges Schilf verwandt und komplett nutzlose Holzstückchen oder Tannenzapfen als Füller miteingebunden. Ich werde da mittlerweile richtig militant, schreibe ans ZDF wenn in einer Sendung irgendeine selbsternannte Naturschutzbeauftragte ein Muster auf den Tisch legt, dass wirklich nur Müll ist – manchmal muß ich über mich selbst lachen wenn das alles nicht so traurig wäre.
Von gekauften Insektenhotels lass ich also komplett die Finger, nur wenige Ausnahmen sind geplant: unter anderem ein —> Wildbienen-Insektenhotel von Lüder. Kokons der Gehörnten oder Roten Mauerbiene können dort gleich mit bestellt werden. Oder ich entscheide mich doch nur für einen einfachen Hartholzblock mit Bohrlöchern. Da überleg ich noch. Das System von Lüder ist modular aufgebaut, kann immer wieder ergänzt werden.
Interessant sind aber auch die Nistblöcke von —> Bienenhotel – diese sind geeignet zur eigenen Zucht der Roten Mauerbiene, die 8mm Öffnungen bevorzugt und der Gehörnten Mauerbiene, die 9mm Böhrlöcher benötigt. Kleinere Bienenarten bevorzugen kleinere Durchmesser von 6mm oder noch kleiner. Der Vorteil von Nistblöcken: sie lassen sich zum Saisonende problemlos öffnen, säubern, die Kokons entnehmen und in einem Karton mit Öffnung-Flugloch z.B. in einem Schuppen überwintern. Die Nistblöcke können immer wieder verwandt werden. Ich werde beide Systeme testen und schauen welche besser zu meinem Garten passen. Das Vorgehen wird auch ganz wunderbar beschrieben auf der —> Bee wild-Seite von Alztalkonig – auch dort lassen sich perfekte Kästen mit Kokons der Gehörnten und Rostroten Mauerbiene bestellen. Honig natürlich auch ; ) Ein Bürstenset für die Reinigung der Bohrungen im Frühjahr findet sich —> hier beim Wildbienenschreiner. wobei ich mir nicht ganz sicher bin ob sich die sehr festen Rüskstände wirklich mit einer Bürste reinigen lassen. Das wird getestet…
Jetzt aber zum oben abgebildeten Insektenhotel, dass ich im Wildpark Poing entdeckt habe. Zuerst einmal: es ist optisch wunderschön. Daneben gibts aber doch noch einiges zu kritisieren. Ich betrachte meine nachfolgende Anmerkungen auch als Fingerübung für meine zukünftigen, wahrscheinlich etwas kleiner dimensionierten Wildbienenunterkünfte. Vorab: Die Strohmatten machen wirklich Sinn, manche der Unterschlupfmöglichkeiten bieten vielleicht auch dem einen oder anderen Tier Schutz. Aber:
– die Holzbohrungen hätten in die Längstseiten der Äste gehört, nicht ins Hirnholz. Wenn man genau hinschaut sieht man schon jetzt die Risse im Holz, die das Eindringen von Parasiten in die Unterschlüpfe der Larven ermöglichen. Auch Feuchtigkeit kann einwirken und damit ist Pilzbefall quasi vorprogrammiert. Der Verlust an Schlupfwesepen, Florfliegen und Wildbienen im Insektenhotel Wildpark Poing wird enorm sein, schade um jede einzelne dieser Bienen oder Insekten die deshalb nicht schlüpfen werden.
– das Verschmieren der Ziegel mit Lehm ist nur Makulatur und hat mit Löß für Sandbienen nichts zu tun. Wenn es wegen der Optik Ziegelsteine sein sollen: sinnvoll wäre es Schilfröhrchen in die Lochziegel zu stecken.
– das Insektenhotel steht an exponierter Lage. Die Frage an die Experten: müsste das Dach nicht etwas großzügiger dimensioniert sein ?
Sinnvoller hier wären mehr Hartholzblöcke mit Bohrungen oder gebrannte Keramiksteine mit Löchern von 2-9mm. Oder eben quer gelegte Stämme mit seitlichen Bohrungen.
Ich nehm das jedenfalls als Anlaß mich über die Wintermonate mit meinem eigenen Imnsektenhotels zu befassen, mal schauen ob ich alles richtig mache. Wobei ich der Meinung bin dass sich aus visuellen Grünen auch gerne einmal ein an und für sich nutzloser Kieselstein verirren darf… Und dass der Garten generell bienenfreundlich angelegt ist mit möglichst vielen Bienen- und Hummelblumen versteht sich sowieso von selbst…