Gierschpesto-Rezept | Bisher bin ich bei Giersch eher auf Krawall gebürstet, was aber angesichts der Gartenhistorie kein Wunder ist, war der Garten doch in weiten Teilen Gierschgebiet als ich ihn übernahm. Als ich herausbekam was diese so schön blühende Pflanze in Wirklichkeit war: die Enttäuschung war groß. Wie kann eine so gemeine, hartnäckige, alles andere überwuchernde Pflanze so schön sein, so robust, so frisch…
Zugegebenermaßen hab ich mich aber auch ins Bockshorn jagen lassen von all den Kommentaren im Netz, die Giersch als den Bösewicht schlechthin darstellen. Jetzt mit etwas mehr Erfahrung im Nacken sage ich ganz klar, dass es Schlimmeres als Giersch gibt. Giersch lässt sich zumindest in freier Erde ganz gut entfernen, spezieller wird es wenn er inmitten eines Staudenbeets wuchert. Dann hilft nur das Beet neu aufsetzen. Den Spaten weglegen, die Grabegabel herausholen (mit ihr zerteilt man die Wurzeln nicht in lauter kleine Einzelstücke) und los gehts. Sieben hilft, aber es geht auch ohne, wenn man die Zeit danach immer schön rauszupft. Denn aus den verbliebenen Reststücken entwickeln sich zwar sofort wieder Pflänzchen, diese lassen sich aber leicht herausziehen, sind sie doch noch nicht fest verwurzelt. Und auch wer sich nicht auf die Tiefensuche begeben will: das stetige Entfernen von Blättern schwächt Giersch enorm.

Da ich genau über dem Gierschgebiet einen Kiesgarten anlegen wollte, habe ich mit Unkrautvlies abgedeckt und ihn so ausgehungert. Hin und wieder kam eine vorwitzige Spitze aus einem Pflanzloch, dass für andere bestimmt war, aber mit etwas Sorgfalt war das kein Problem. Da er aber doch so schön ist, durfte er rund um den Kirschbaumstamm unter der Rundbank weiter wirken. Nach und nach werde ich dort noch mehr weiße Narzissen und Schneeglöckchen setzen, deren vergilbendes Laub dann perfekt unter dem Giersch verschwindet. Im Prinzip darf Giersch dort also bleiben…


Trotzdem wurde es mir letztes Jahr ein bisschen viel von dem so kreisrund wachsenden üppigem Grün, ein bisschen langweilig einfach und ich möchte doch noch ein paar andere Pflanzen zwischensetzen, die sich gegen Giersch behaupten können. Akelei macht sich gut neben Giersch und kann sich behaupten. Ausserdem dachte ich an die Gold-Wolfsmilch, die Euphorbia polychroma, einem meiner Gartenlieblinge. Deshalb folgte ich im Herbst dem Tipp eines Nachbarn im Kampf gegen Giersch: er meinte, er hätte in einer Gartensendung des BR den Tipp erhalten Giersch mit den Blättern des Walnussbaums abzudecken. Giersch soll dessen Inhaltsstoffe angeblich gar nicht vertragen. Gemeinsam haben wir das Rondell unter dem Kirschbaum satt mit seinen Walnussbaumblättern abgedeckt. Er war froh zwei Schubkarren davon loszuwerden und ich gespannt auf einen Test.
Jetzt im Frühjahr wird sich entscheiden ob sich Giersch davon wenigstens schwächen lässt. Ich hab die Laubschicht schon etwas beiseite geschoben – ganz entfernen will ich sie noch nicht. Denn vielleicht werden jetzt bei steigenden Temperaturen durch das Zersetzen noch einmal Inhaltsstoffe abgegeben. Am Rand hab ich einen ersten Gierschkopf schon entdeckt, hege aber noch Hoffnung dass dort vielleicht etwas weniger Laub zum Einsatz kam. Trotz dieses einen entdeckten Gierschblatts, ich meine es ist weniger als noch im Vorjahr (Stand am 12. März)… —> Jetzt, gegen Ende April, ist übrigens klar: Walnussbaumblätter helfen kein bisschen, mein Giersch wächst munter vor sich hin…
Kartoffel-Kochwasser soll auch gegen Giersch helfen. Hab ich zumindest gerade gehört – wäre vielleicht einen Test wert. Wobei es ja eigentlich die Kartoffelpflanzen sind, die als Unkrautunterdrücker gegen Giersch gepflanzt werden. Mit ihrem reichhaltigem und großen Laub beschatten sie den Boden und hungern das Wildkraut aus, ziehen angeblich Wasser und Nährstoffe aus dem Boden – auch wenn ich das so nicht so ganz glauben mag… Aber wer’s probieren will: Kartoffelschalen zerkleinern, 3-4 Tage in Gießkanne möglichst luftdicht (Frischhaltefolie) gären lassen. Mit diesem Sud, und immer wieder neu erstelltem Kartoffelwasser alle 3-4 Tage über ca. vier Wochen hinweg gierschbefallene Stellen gießen. Soll die Gierschblätter vergilben und absterben lassen. Kommt aber anscheinend von unten doch wieder etwas nach… Auf die geschwächten Stellen dann aber andere Wucherer wie Storchschnabel oder Gold-Taubnessel zu pflanzen erscheint mir plausibel und könnte wirklich helfen… Irgendwas scheint die Kartoffel aber an Inhaltsstoffen zu haben was Giersch schwächt, vielleicht hilft auch ein Abdecken mit Kartoffelschalen.
Der neueste Tipp gegen Giersch: mit Holzasche abdecken… Ich werde im Herbst 2018 testen…
Okt. ’18 | Was auch helfen soll: Giersch mit Gierschjauche bekämpfen! Giersch stammt aus der Familie der Petersiliengewächse (und kann ja auch teilweise als Petersilienersatz genutzt werden) und Petersilie ist mit sich selbst unverträglich, darf also nie an diesselbe Stelle gepflanzt oder gesät werden. Wie Giersch-Jauche hergestellt wird beschreibe ich unten im letzten Kapitel (Aktualisierung Sept ’18) – mit dieser Jauche werde ich jetzt im Herbst testweise einmal Bereiche im Garten gießen aus denen ich den Giersch gerne weg hätte…

Wie gesagt, unter dem Kirschbaum stört er gar nicht so sehr, etwas weniger davon und er darf bleiben. Wirklich unangenehm ist Giersch in meinem Garten nur an den ins Erdreich gesetzten Grundstücks-Steineinfassungen und dem dazugehörigen Zaun., der auch richtig schön tief angesetzt ist. Darunter Giersch rauszupulen ist nahezu unmöglich, zumal sich an den Grenzen auch die Wurzelstöcke der Gehölze befinden. Irgendwas bleibt immer übrig und das sind hier keine kleinen Einzelpflänzchen, sondern hier sitzt die pure Kraft. Wenn dort die Blätter der Walnuss helfen würden!!

Pro Giersch! – Wenn die Walnussblätter nicht helfen tröste ich mich mit Gierschpesto
Giersch in den Mund zu stecken um zu probieren oder dem Salat untermengen – das konnte ich irgendwie nicht. Ich glaube es ist der typische Giersch-Geruch der Wurzeln, der mich davor zurückschrecken lässt. Dabei probiere ich sonst alles immer gern und ohne Scheu. Giersch wird vieles an guten Inhaltsstoffen zugeschrieben, einen Test wäre er also wert. Ich hab jetzt einen Deal mit mir selbst gemacht: Werd ich Giersch nicht los unterm Baum, dann muss ich dem etwas Gutes abgewinnen und werde mich mit Gierschpesto (Fotos im Rezeptteil folgen bald) entschädigen. Pesto verwende ich nicht nur auf Pasta, sondern in erster Linie als Würze z.B. in einer Spitzkohl-Gemüsepfanne oder bei Rosenkohlblätter-Pfanne mit Pfifferlingen und Buchweizen. Einfach verwenden wie gekörnte Brühe. Statt Giersch können natürlich auch andere, zarte Wildkräuter-Blätter verwandt werden: auf 100g Kräuter kommen 3-6 Knoblauchzehen, ungefähr auch 100g Parmesan, 70-100g Pinienkerne, Walnüsse oder gehackte, fettfrei geröstete Sonnenblumenkerne, ein paar Chiliflocken und 150 bis 250ml Ölivenöl oder Rapsöl. Alles mit dem Stabmixer zerkleinern, nach und nach das Öl zugeben. Für eine längere Haltbarkeit geb ich kurz vorm Verschließen noch etwas Öl auf das Pesto, sozusagen als krönenden Abschluss. Und dann ab in den Kühlschrank damit…
Noch vor dem Pesto wurde —-> Giersch-Pasta nachgekocht. Und ich bin begeistert!! Neues Lieblingsessen im Garten, das allen Besuchern vorgesetzt wird.
Darüber hinaus nutze ich das rustikale, immer nachwachsende Powerfood, das von den Inhaltsstoffen her betrachtet Spinat & Co haushoch toppt, als Mulch. Einfach die Blätter klein schneiden und nur darauf achten keine Wurzeln mitzunehmen. Seitdem will ich ihn gar nicht mehr weghaben unter der Bank… Nur das mit der Blüte werde ich streng betrachten.
Aktualisierung Sept. 2018!! Mein Tipp aus dem Sommer, als die Brennesseln nur noch aus dürren Blättern und Samenständen bestanden und für Jauche quasi nicht mehr verqwendbar waren. Statt Brennesseljauche-Dünger hab ich Giersch-Jauche hergestellt. Das Prinzip ist genau dasselbe: Gierschblätter, Wurzeln, alles was ihr vom Giersch greifen könnt, auch ein paar Gräser oder Löwenzahnblätter die sich dazwischen mengen schaden nicht, rein in die Kunststofftonne. Dann mit Regenwasser bedecken und oben drüber eine Gaze, Tuch oder feinstes Drahtgewebe spannen damit keine Fliegen reinfallen. Jeden Tag einmal umrühren. Wenn das Gemisch nicht mehr schäumt ist der Dünger fertig. Sind viele Wurzelstückchen dabei, lieber eine Woche länger gären lassen. Vergärte Jauche erkennt man daran dass nur noch dickere Stengel zu erkennen sind, alle Blätter sind vollständig vergärt. Die Stengel sind weich und labbrig. Wenn der Geruch stört etwas Gesteinsmehl hinzugeben – dieses bindet Gerüche und gibt zusätzliche Inhaltsstoffe. Giersch ist reich an Inhaltsstoffen, insbesondere Kalium, Phosphor, Magnesium und Vitamin C, dazu viele ätherische Öle – die Stickstoff-Starkzehrer unter den Pflanzen wie Kohl, Kürbis und Tomaten werden begeistert sein… Für Starkzehrer 1:10 verdünnen, bei zarteren Pflanzen verdünne ich stärker. Wenn die Tonne nach dem Gärprozess gut verschlossen wird, hält sich der Dünger bis zum Herbst. Ab Mitte September aber keine Sträucher und Blumen mehr gießen die langsam in die Ruhepause gehen, ihre Winterhärte kann dadurch verloren gehen. Herbstblüher kurz vor der Blüte aber freuen sich noch über die stärkende Gabe…