Gemüse- und Blumensamen Aussaat-Tipps

Magicgarden seeds Anzuchtset mit Blumenerde, Zimmergewächshaus, Kokusanzuchtschalen und Pikierstab
Anzuchtset von MagicgardenSeeds mit Blumenerde, Zimmergewächshaus, Anzuchtschaleneinsatz und Pikierstab

Rhabarberflittchens Anzucht-Tipps | Für die meisten Pflänzchen ist jetzt, Mitte März, die beste Zeit mit der Voranzucht zu beginnen. Also auf keinen Fall ins Bockshorn jagen lassen wenn man überall die Anzuchtschalen bereiots seit Monaten stehen sieht. Das sind meist die, deren Pflänzchen jetzt bereits vergeilen und die dadurch gewonnene Zeit wieder verspielen. Aber davon später… Wann mit der Aussaat begonnen wird hängt ab von den Pflanzen die gezogen werden sollen – und vom Platz am Licht…

Paprika, Tomaten und Chilies sowie das eine oder andere Gemüse für’s Frühbeet, das sind die Beginner. Alles andere hat Zeit. Anzuchtschalen, in denen breitwürfig angesät wird, sind schnell gefüllt und nehemn auch nicht viel Platz weg. Nach dem Pikieren, d.h. dem Vereinzeln der kleinen Sämlinge in Extratöpfe, wird Platz nämlich meist knapp. Alle Fensterbänke mit genügend Lichteinfall sind voll, das Treppenhausfenster auch schon belegt – froh ist, wer dann ein Gewächshaus hat oder zumindest tagsüber auf den Balkon ausweichen kann.

Chili, Paprika und Tomaten sind die ersten Sämlinge im Zimmergewächshaus
Anzuchtschalenset und Zimmergewächshaus von MagicGardenSeeds für Einsteiger 

Deshalb ja nicht stressen lassen. Viele Samen gehen innerhalb einer Woche oder kurz danach auf, ca. zwei Wochen wird pikiert. Vereinzelt wird wenn die Pflanze etwas gekräftigt erscheint und das zweite Blattpaar erschienen ist. Zuerst kommen die Keimblätter, es folgen die eigentlichen Blätter. Sobald diese ausgeprägt zu sehen sind ist auch das Wurzelgeflecht der kleinen Sämlinge zum versetzen bereit.

Wenn sich die Ungeduld bemerkbar macht beginne ich zum Jahresbeginn damit zu sammeln. Denn eigentlich eignet sich alles für die Aussaat was man so und so im Laufe der Zeit im Haus hat: Eierschalen, Eierkartons, Joghurtbecher, flache Plastikschalen von Himbeeren oder Blaubeeren, Konservenbüchsen, aber auch kaschierte Papierbecher, ’Coffee to go’-Becher – die einen herrlichen Shabby Chic-Look erhalten nachdem sie einmal in der Spülmaschine durchgespült wurden. Eigentlich geht alles was sich im Boden für den Wasserabzug durchbohren lässt. Wenn kein Deckel vorhanden ist lässt sich dieser durch Klarsichtfolie ersetzen. Wichtig ist nur die Anzuchterde, um deren Kauf kommt niemand herum. Sie ist nicht angereichert mit Dünger, ist mager und lässt die kleinen Pflanzen deshalb erst einmal nur mässig wachsen. Sie sollen hungrig bleiben, in der Tiefe nach Nahrung suchen und gutes Wurzelwerk entwickeln.

Wem das Messie-Dasein nicht liegt, schaut sich bei den fertigen Anzuchtsets um – gerade für Anfänger eine praktische Sache. Beim —-> Set auf dem Foto oben von MagicGardenSeeds sind dabei: Anzuchterde mit Anzuchtschalen, ein Zimmergewächshaus, Pikierstab und Pflanzschildchen. Wer nicht wie ich im Badezimmer eine perfekt verlaufende warme Versorgungsleitung hat, für den macht die Luxusvariante des Zimmergewächshauses mit Heizmatte vielleicht auch Sinn. Bitte für den Anfang nicht zu viele Zimmergewächshäuser kaufen, ich habe zwei und komme damit mehr als super hin. Denn nur bis zum Zeitpunkt der Keimung brauchen die kleinen Babies einen Deckel – danach nur noch viel, viel Licht… Das Aussäen selbst geht easy: einfach auf die Saatgut-Packung schauen und nach Anleitung vorgehen. Vielleicht gerade auch für den Anfang nicht zu viele verschiedene Sämereien Anziehen und im ersten Jahr lieber noch etwas Fingerspitzengefühl entwickeln.

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Ab Jahresbeginn wird gesammelt…
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Auch Becher und Verpackungen aus innen kaschiertem Karton eigenen sich als Pflanzgefäße

Interessant wird es für Fortgeschrittene, die mit dem grundlegenden Ablauf schon etwas vertraut sind. Jeder Gartenbegeisterte hat natürlich seine eigenen Vorliegen und Tricks und nicht jedes Jahr funktioniert alles gleich gut. Deshalb sind auch die nachführenden Tipps nicht mehr als meine ganz persönliche Erfahrung und auch ich lerne jedes Jahr wieder hinzu…

Das Zimmergewächshaus von oben ist klasse und ich möchte es nicht missen. Die Anzuchtschalen aus Kokosfaser zerschneide ich aber immer schon vor dem Befüllen. Samen, selbst die von gleichen Pflanzen, keimen nun einmal unterschiedlich und sollten raus aus dem feuchten Gewächshaus mit seinen tropischen Temperaturen sobald die Keimung erfolgt ist. webIMG_4321.jpgVerbleiben sie unter Folie oder Deckel, setzt sich leicht der für die Pflänzchen tödliche Schimmel an. (Was sich dagegen machen lässt bitte ganz unten lesen) Einzeltöpfe sind da klar von Vorteil und können zeitnah entnommen werden. Kokosquelltabletten mag ich persönlich gar nicht. Die Handhabung ist sauberer, aber die Tabletten schimmeln oft komplett durch und die Samen gehen schlecht auf in dem Substrat. Sie sind ausserdem nur für einzelne Samenkörner gedacht, die in das vorgesehene Loch in die Mitte gelegt werden. webIMG_5250.jpg

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Wunderschöne Deko, aber genauso ein ernstgemeinter Tipp: Sämlinge in Eierschale

Eierschalen dagegen verwende ich sehr gerne und bilde mir ein, dass die Pflänzchen darin schneller kräftig werden als in anderen Töpfen. Oft stelle ich die Eierschalen mitsamt des Kartons in ein Zimmergewächshaus, bei Pflanzen mit längerer Keimdauer oft aber auch nur die Eierschalen. Das wiederum hat wieder mit Schimmel, aber auch mit Platz zu tun. Wem was mehr taugt muss jeder für sich entscheiden und austesten…

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Meine liebsten Anzuchtschalen – speziell für Sämlinge die mit nur einem Korn gezogen werden können der Hammer
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Mein letzter Versuch mit einer gegen Rost unempfindlichen Stockrosen-Sorte auf die eine Gartenfreundin in Italien schwört
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Wunderschön bewurzelter Sämling

Gerne verwende ich bei Saatgut das aufgrund seiner Größe einzeln gelegt werden kann  diese kleinen Gewächshäuser wie oberhalb abgebildet. Dazu gibt es auch einen Klarsicht-Deckel. Allerdings sollten darin Pflanzen gezogen werden die annährend die gleiche Keimzeit besitzen, denn irgendwann muss ich den Deckel abnehmen und die noch nicht gekeimten Samen tun sich dann schwer. Was ich daran aber liebe ist die Tiefe von 7cm bei gleichzeitiger, enormer Platzeinsparung gegenüber anderen Töpfen mit gleicher Tiefe. Ausserdem das große Abzugsloch unten – mit dem Pikerstab oder einem Finger schiebe ich das Pflänzchen mit seinem Wurzelballen nach oben und pflanze es dann sogleich um. Diese schmalen, tiefen Röhrchen sind in der Regel so gut durchwurzelt dass die Erde beim Versetzen zusammengehalten wird und nicht auseinander fällt.

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Recycling bei der Anzucht von Rainbow-Mangold-Setzlingen in Joghurt- und Kaffeebecher

Sind Sämlinge zu hoch gewachsen setze ich sie bis zum ersten Blattpaar in Erde, sie bilden dann an dem kleinen Stämmchen weitere Wurzeln. Den Behältern sind, wie oben schon angedeutet, keine Grenzen gesetzt. webIMG_5682.jpgGut ist was da ist und platzsparend eingesetzt werden kann. Joghurt- oder Getränkebecher sind eigentlich perfekt – sie nehmen weniger Platz ein als richtige Blumentöpfe und lassen sich ausserdem gut beschriften. Pflanzschildchen fertige ich übrigens oft aus zerschnittenen Joghurtbechern. Eierschal-Pflanztöpfchen lassen sich sehr schön beschriften – auch deshalb verwende ich sie gerne… Der Physalis links habe ich relativ wenig Platz gegegeben, aber die Samen waren so klein, das erschien mir beim Säen ausreichend. Ich hatte das Saatgut von einer abends im Restaurant auf dem Dessert liegenden Andenbeere selbst gewonnen und traute dem Ganzen wohl nicht soviel zu  : ) Saatgut selbst gewinnen geht übrigens ganz einfach: aus dem Fruchtmark die Samen mit einer Messerspitze auf einem Papiertuch verstreichen, trocknen lassen und abstreifen. Rein in die Erde. Im Idealfall hat man die Frucht im Bioladen gekauft und weiß auch noch genau um die Sorte…
Bei den Setzlingen oben sind erst die Keimblätter zu sehen. Ich warte mit dem Umsetzen aber noch bis das zweite oder, je nach Platz, auch das dritte Blattpaar gut ausgebildet ist. Nur wenn zum Beispiel durch Vergeilen der Triebe ein Umknicken oder Kümmern der Pflanze zu befürchten ist, setze ich die Kleinen so tief wie möglich noch vor Erscheinen des ersten richtigen Blattpaares in einen höheren Topf. In jedem Fall stelle ich sie dann auch kühl und auf gar keinen Fall über einer Heizung!

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Meine zwei Geheimwaffen bei der Anzucht

Zum Abschluß noch zwei wichtige Tipps für die kleinen Sämlinge und Pflanzen-Setzlinge. Es gibt Jahre da braucht man den Sand nicht, 2018 aber z.B. ist er überlebenswichtig als Mittel gegen die Trauermücken. Das sind diese fiesen kleinen Fliegen die auf den ersten Blick wie Obstfliegen aussehen und wohl schon in der Erde stecken. Wer es ganz richtig machen will steckt seine Erde in den Backofen und tötet diese noch einmal vor Gebrauch ab. Aber sie marschieren trotzdem auf. Die viel gepriesenen Gelbtafeln helfen nicht, es mag die eine oder andere kleben bleiben, alle anderen vermehren sich munter weiter, krabbeln in die Erde, legen ihre Eier und deren Larven können die kleinen Pflänzchen massiv schädigen. Erstbefall vermindern lässt sich über Kaffee-Gießwasser – die Pflänzchen freuts und die Larven tötet es ab. Bitte nicht übertreiben, aber so ein Espresserest oder Kaffeesatz auf eine kleine Kanne ist okay. Wirklich hilfreich ist eine dicke Schicht Sand auf der Erde rund ums Pflänzchen. Ganz gleich ob feiner Vogel- oder Quarzsand oder ganz simpler Spielsand, die Hauptsache Sand. Denn nur der hindert die Trauermücke an der Eiablage. Ausserdem mag sie’s feucht, die Erde nicht pitschnaß zu halten ist also auch deshalb von Vorteil.

Tipp N°2 bezieht sich auf meinen Feind, den Schimmel. Obwohl ich achtgebe wie ein Schießhund: hin und wieder sondert das kleine Gewächshaus trotz der Lüftungsschlitze soviel Wasser ab dass sich Schimmel bildet. Die Balance zwischen der feuchten Hitze und genügend Lüftung hab ich irgendwie nicht wirklich raus – wahrscheinlich hab ich zuviel Angst der Quellvorgang könnte durch Trockenheit zum Stillstand kommen. Hat sich Schimmel gebildet, hilft Zimt! Ganz banaler Küchenzimt wird sachte über die befallenen Stellen gestäubt und stoppt damit die Schimmelbildung. Ganz simpel, aber ungemein hilfreich. In diesem Sinne: habt eine wunderschöne und  ertragreiche Aussaatzeit voller Ungeduld und dauerndem Hinschauen. Denn was nur Gärtner verstehen: am liebsten würde man sich doch davor hinsetzen und den Pflänzchen beim Wachsen zuschauen…

Kleiner Nachtrag zu den Aussaattipps

Zum Zeitpunkt des Pikierens, des Vereinzeln der in kleinen Anzuchtschalen herangewachsenen Sämlinge werden die weiterführenden ‘Töpfchen‘ oft knapp. Eine schnelle und immer verfügbare Lösung versprechen da Toilettenpapier-Rollen und werden gerade stark gehypt. Auf den ersten Blick klingt deren Verwendung gut: die Sämlinge können tief wurzeln und der Erd- und Platzverbrauch ist effizient. Ich setze sie nur noch ein bei Saatgut dass gleich einzeln gesetzt und bei dem das Pikieren übersprungen werden kann, bei Sonnenblumen oder Zinnien zum Beispiel. Den Aussaat-Zeitpunkt passe ich so ab, dass es danach gleich nach draussen gehen kann.

Denn wie das Foto unten zeigt – Saatgut zum gleichen Zeitpunkt ausgesät und Sämlinge beim Pikieren gleich kräftig – die Pflänzchen in der Papierrolle tun sich wesentlich schwerer. Papierrollen funktionieren meines Erachtens nur, wenn man mehrmals täglich sprühen kann um den Wasserhaushalt den ganzen Tag über konstant zu halten. Ich setze auf gesammelte Joghurtbecher, proffessionelle Pflanztöpfchen oder wie hier gezeigt, auf Einwegbecher aus Plastik. Letztere sind übrigens meine Lieblinge: nebeneinander stehend brauchen sie relativ wenig Platz , bei den durchscheinend-dünnen Bechern lässt sich auf einen Blick ersehen ob sie noch mit Wasser versorgt sind und sie lassen sich ineinander gestapelt platzsparend verstauen für den nächsten Einsatz. Denn letzteres ist Pflicht beim Einsatz von Kunststoff! Gerne setze ich übrigens auch beschichtetete Coffee to go-Pappbecher ein, ich spüle diese aus und sammel das ganze Jahr über fürs nächste Frühjahr…

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Papprollen versus Plastikbecher bei der Saatgut-Anzucht

Bauernregel März

Bauernregel haben immer Recht – jeden Monat such ich die mir genehmste und passendste heraus ; )) Inhaltlich immer ohne Gewähr. Und bei dieser z.B. sind zumindest in Bayern nicht die Krokusse gemeint, wahrscheinlich auch nicht unbedingt die Winterlinge – oder was denkt ihr ? Die Dicke Bohnen, Spinat und Feldsalat hab ich mich getraut – mit allem anderen warte ich bis die Narzissen blühn… Wie haltet ihr das so ? Glaubt ihr dran ?

 

Aquilegia caerulea ’Songbird Dove’

’Kampf dem Giersch’ oder lieber als Wildkraut verzehren ?

Gierschpesto-Rezept | Bisher bin ich bei Giersch eher auf Krawall gebürstet, was aber angesichts der Gartenhistorie kein Wunder ist, war der Garten doch in weiten Teilen Gierschgebiet als ich ihn übernahm. Als ich herausbekam was diese so schön blühende Pflanze in Wirklichkeit war: die Enttäuschung war groß. Wie kann eine so gemeine, hartnäckige, alles andere überwuchernde Pflanze so schön sein, so robust, so frisch…

Zugegebenermaßen hab ich mich aber auch ins Bockshorn jagen lassen von all den Kommentaren im Netz, die Giersch als den Bösewicht schlechthin darstellen. Jetzt mit etwas mehr Erfahrung im Nacken sage ich ganz klar, dass es Schlimmeres als Giersch gibt. Giersch lässt sich zumindest in freier Erde ganz gut entfernen, spezieller wird es wenn er inmitten eines Staudenbeets wuchert. Dann hilft nur das Beet neu aufsetzen. Den Spaten weglegen, die Grabegabel herausholen (mit ihr zerteilt man die Wurzeln nicht in lauter kleine Einzelstücke) und los gehts. Sieben hilft, aber es geht auch ohne, wenn man die Zeit danach immer schön rauszupft. Denn aus den verbliebenen Reststücken entwickeln sich zwar sofort wieder Pflänzchen, diese lassen sich aber leicht herausziehen, sind sie doch noch nicht fest verwurzelt. Und auch wer sich nicht auf die Tiefensuche begeben will: das stetige Entfernen von Blättern schwächt Giersch enorm.

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Der Kiesgarten mit Blick auf den Küchengarten – hier war früher nichts als Giersch

Da ich genau über dem Gierschgebiet einen Kiesgarten anlegen wollte, habe ich mit Unkrautvlies abgedeckt und ihn so ausgehungert. Hin und wieder kam eine vorwitzige Spitze aus einem Pflanzloch, dass für andere bestimmt war, aber mit etwas Sorgfalt war das kein Problem. Da er aber doch so schön ist, durfte er rund um den Kirschbaumstamm unter der Rundbank weiter wirken. Nach und nach werde ich dort noch mehr weiße Narzissen und Schneeglöckchen setzen, deren vergilbendes Laub dann perfekt unter dem Giersch verschwindet. Im Prinzip darf Giersch dort also bleiben…

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Die Rundbank mit Giersch-Unterpflanzung
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Die Rundbank unter dem Kirschbaum als letzte Gierschzone

Trotzdem wurde es mir letztes Jahr ein bisschen viel von dem so kreisrund wachsenden üppigem Grün, ein bisschen langweilig einfach und ich möchte doch noch ein paar andere Pflanzen zwischensetzen, die sich gegen Giersch behaupten können. Akelei macht sich gut neben Giersch und kann sich behaupten. Ausserdem dachte ich an die Gold-Wolfsmilch, die Euphorbia polychroma, einem meiner Gartenlieblinge. Deshalb folgte ich im Herbst dem Tipp eines Nachbarn im Kampf gegen Giersch: er meinte, er hätte in einer Gartensendung des BR den Tipp erhalten Giersch mit den Blättern des Walnussbaums abzudecken. Giersch soll dessen Inhaltsstoffe angeblich gar nicht vertragen. Gemeinsam haben wir das Rondell unter dem Kirschbaum satt mit seinen Walnussbaumblättern abgedeckt. Er war froh zwei Schubkarren davon loszuwerden und ich gespannt auf einen Test.

Jetzt im Frühjahr wird sich entscheiden ob sich Giersch davon wenigstens schwächen lässt. Ich hab die Laubschicht schon etwas beiseite geschoben – ganz entfernen will ich sie noch nicht. Denn vielleicht werden jetzt bei steigenden Temperaturen durch das Zersetzen noch einmal Inhaltsstoffe abgegeben. Am Rand hab ich einen ersten Gierschkopf schon entdeckt, hege aber noch Hoffnung dass dort vielleicht etwas weniger Laub zum Einsatz kam. Trotz dieses einen entdeckten Gierschblatts, ich meine es ist weniger als noch im Vorjahr (Stand am 12. März)… —> Jetzt, gegen Ende April, ist übrigens klar: Walnussbaumblätter helfen kein bisschen, mein Giersch wächst munter vor sich hin…

Kartoffel-Kochwasser soll auch gegen Giersch helfen. Hab ich zumindest gerade gehört – wäre vielleicht einen Test wert. Wobei es ja eigentlich die Kartoffelpflanzen sind, die als Unkrautunterdrücker gegen Giersch gepflanzt werden. Mit ihrem reichhaltigem und großen Laub beschatten sie den Boden und hungern das Wildkraut aus, ziehen angeblich Wasser und Nährstoffe aus dem Boden – auch wenn ich das so nicht so ganz glauben mag… Aber wer’s probieren will: Kartoffelschalen zerkleinern, 3-4 Tage in Gießkanne möglichst luftdicht (Frischhaltefolie) gären lassen. Mit diesem Sud, und immer wieder neu erstelltem Kartoffelwasser alle 3-4 Tage über ca. vier Wochen hinweg gierschbefallene Stellen  gießen. Soll die Gierschblätter vergilben und absterben lassen. Kommt aber anscheinend von unten doch wieder etwas nach… Auf die geschwächten Stellen dann aber andere Wucherer wie Storchschnabel oder Gold-Taubnessel zu pflanzen erscheint mir plausibel und könnte wirklich helfen… Irgendwas scheint die Kartoffel aber an Inhaltsstoffen zu haben was Giersch schwächt, vielleicht hilft auch ein Abdecken mit Kartoffelschalen.

Der neueste Tipp gegen Giersch: mit Holzasche abdecken… Ich werde im Herbst 2018 testen…

Okt. ’18 | Was auch helfen soll: Giersch mit Gierschjauche bekämpfen! Giersch stammt aus der Familie der Petersiliengewächse (und kann ja auch teilweise als Petersilienersatz genutzt werden) und Petersilie ist mit sich selbst unverträglich, darf also nie an diesselbe Stelle gepflanzt oder gesät werden. Wie Giersch-Jauche hergestellt wird beschreibe ich unten im letzten Kapitel (Aktualisierung Sept ’18) – mit dieser Jauche werde ich jetzt im Herbst testweise einmal Bereiche im Garten gießen aus denen ich den Giersch gerne weg hätte…

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Da ist er wieder   : )

Wie gesagt, unter dem Kirschbaum stört er gar nicht so sehr, etwas weniger davon und er darf bleiben. Wirklich unangenehm ist Giersch in meinem Garten nur an den ins Erdreich gesetzten Grundstücks-Steineinfassungen und dem dazugehörigen Zaun., der auch richtig schön tief angesetzt ist. Darunter Giersch rauszupulen ist nahezu unmöglich, zumal sich an den Grenzen auch die Wurzelstöcke der Gehölze befinden. Irgendwas bleibt immer übrig und das sind hier keine kleinen Einzelpflänzchen, sondern hier sitzt die pure Kraft. Wenn dort die Blätter der Walnuss helfen würden!!

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Blick auf meinen Garten, mittlerweile steht vorne links ein großer Tisch – rechts die Rundbank mit Gierschunterpflanzung und Akelei

Pro Giersch! – Wenn die Walnussblätter nicht helfen tröste ich mich mit Gierschpesto

Giersch in den Mund zu stecken um zu probieren oder dem Salat untermengen – das konnte ich irgendwie nicht. Ich glaube es ist der typische Giersch-Geruch der Wurzeln, der mich davor zurückschrecken lässt. Dabei probiere ich sonst alles immer gern und ohne Scheu. Giersch wird vieles an guten Inhaltsstoffen zugeschrieben, einen Test wäre er also wert. Ich hab jetzt einen Deal mit mir selbst gemacht: Werd ich Giersch nicht los unterm Baum, dann muss ich dem etwas Gutes abgewinnen und werde mich mit Gierschpesto (Fotos im Rezeptteil folgen bald) entschädigen. Pesto verwende ich nicht nur auf Pasta, sondern in erster Linie als Würze z.B. in einer Spitzkohl-Gemüsepfanne oder bei Rosenkohlblätter-Pfanne mit Pfifferlingen und Buchweizen. Einfach verwenden wie gekörnte Brühe. Statt Giersch können natürlich auch andere, zarte Wildkräuter-Blätter verwandt werden: auf 100g Kräuter kommen 3-6 Knoblauchzehen, ungefähr auch 100g Parmesan, 70-100g Pinienkerne, Walnüsse oder gehackte, fettfrei geröstete Sonnenblumenkerne, ein paar Chiliflocken und 150 bis 250ml Ölivenöl oder Rapsöl. Alles mit dem Stabmixer zerkleinern, nach und nach das Öl zugeben. Für eine längere Haltbarkeit geb ich kurz vorm Verschließen noch etwas Öl auf das Pesto, sozusagen als krönenden Abschluss. Und dann ab in den Kühlschrank damit…

Noch vor dem Pesto wurde —-> Giersch-Pasta nachgekocht. Und ich bin begeistert!! Neues Lieblingsessen im Garten, das allen Besuchern vorgesetzt wird.

Darüber hinaus nutze ich das rustikale, immer nachwachsende Powerfood, das von den Inhaltsstoffen her betrachtet Spinat & Co haushoch toppt, als Mulch. Einfach die Blätter klein schneiden und nur darauf achten keine Wurzeln mitzunehmen. Seitdem will ich ihn gar nicht mehr weghaben unter der Bank… Nur das mit der Blüte werde ich streng betrachten.

Aktualisierung Sept. 2018!!  Mein Tipp aus dem Sommer, als die Brennesseln nur noch aus dürren Blättern und Samenständen bestanden und für Jauche quasi nicht mehr verqwendbar waren. Statt Brennesseljauche-Dünger hab ich Giersch-Jauche hergestellt. Das Prinzip ist genau dasselbe: Gierschblätter, Wurzeln, alles was ihr vom Giersch greifen könnt, auch ein paar Gräser oder Löwenzahnblätter die sich dazwischen mengen schaden nicht, rein in die Kunststofftonne. Dann mit Regenwasser bedecken und oben drüber eine Gaze, Tuch oder feinstes Drahtgewebe spannen damit keine Fliegen reinfallen. Jeden Tag einmal umrühren. Wenn das Gemisch nicht mehr schäumt ist der Dünger fertig. Sind viele Wurzelstückchen dabei, lieber eine Woche länger gären lassen. Vergärte Jauche erkennt man daran dass nur noch dickere Stengel zu erkennen sind, alle Blätter sind vollständig vergärt. Die Stengel sind weich und labbrig. Wenn der Geruch stört etwas Gesteinsmehl hinzugeben – dieses bindet Gerüche und gibt zusätzliche Inhaltsstoffe. Giersch ist reich an Inhaltsstoffen, insbesondere Kalium, Phosphor, Magnesium und Vitamin C, dazu viele ätherische Öle – die Stickstoff-Starkzehrer unter den Pflanzen wie Kohl, Kürbis und Tomaten werden begeistert sein… Für Starkzehrer 1:10 verdünnen, bei zarteren Pflanzen verdünne ich stärker. Wenn die Tonne nach dem Gärprozess gut verschlossen wird, hält sich der Dünger bis zum Herbst. Ab Mitte September aber keine Sträucher und Blumen mehr gießen die langsam in die Ruhepause gehen, ihre Winterhärte kann dadurch verloren gehen. Herbstblüher kurz vor der Blüte aber freuen sich noch über die stärkende Gabe…

Besuch in der Kunst- und Lustgärtnerei

 

Besuch in einer echten Gärtnerei, in der nicht alles, aber manches selbst gezogen wird. Oder eben Jungpflanzen zum Selberziehen angeboten werden. Alles erdig nach Gewächshaus riecht und die durch jahrelange Arbeit entstandene Patina die Besucher auf Tritt und Schritt begleitet. Wunderschöne, fast schon antike Schattierungsjalousien wirken als dekorativer Sichtschutz, der aus Brettern zusammengesetzte Pflanztisch vom Foto unten sieht nach ehrlicher Arbeit aus. Große Anzuchtschalen mit kleinen Minis warten auf das Umtopfen. Für die feinen Schattierungsjalousien aus grün gestrichenem Holz beneide ich die Gärtnerei jedes Mal aufs Neue und halte auf Antikmärkten schon immer Ausschau nach genau solchen…

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Beneidenswerter Pflanztisch, geadelt durch die jahrelange Arbeit darauf
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Jungpflanzen zum selbst Großziehen aus der Kunst- und Lustgärtnerei

Es war noch nicht wirklich Saison gerade, das Gartenjahr läuft auch hier erst an – das war wie Balsam für meine Gärtnerseele, denn ich hinke selbst etwas nach mit dem Vorziehen der kleinen Pflänzchen. Eigentlich nicht wirklich, nach Kalender ist noch genug Zeit, aber das Vorbild der Gartenliebhaber in den Pflanzen-Austausch-Gruppen mit den perfekt beleuchteten Fensterbänken voller kleiner Setzlinge macht regelrecht kirre. Es war also regelrecht beruhigend zu sehen, dass auch hier bei den Profis alles noch etwas ruhiger anläuft… Aber die Frühjahrsblüher gibts natürlich schon und jeden Tag kommt neue Ware an… Und ausserdem war ich ja eigentlich noch gar nicht wegen der Pflanzen hier, sondern recherchiere beruflich über Nicolas Vahé in München, konnte aber dem Gang durch die Gärtnerei dabei nicht widerstehen.

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Claudia Wörners Pelargonien-Sammlung

Bekannt ist —> die Kunst- und Lustgärtnerei u.a. für die selbst gezogenen, ganz besonderen Duft-Pelargonien mit Orangen-, Zitronen- oder beispielsweise Rosenduft, die der Leidenschaft von Claudia Wörner, einer der beiden Inhaber entspringt. Mal mit panaschierten Blättern, mal ganz schlicht aussehend – jetzt im zeitigen Frühjahr Anfang März sehen die Mutterpflanzen, von denen später Stecklinge gezogen werden können, noch recht nackert und unscheinbar aus – später im Jahr werden daraus kraftvoll-stattliche Exemplare, webgartenjahr17die Kenner sofort einpacken würden – leider sind die Mutter-Pflanzen verständlicherweise unverkäuflich. Auch seltene Salbeiarten wie Marzipan-, Mandarinen- oder –> peruanischer Salbei gehören wie der Anananassalbei zum Repertoire der Gärtnerei. Das Foto hier in die Salbei-Auswahl stammt aus dem vergangenen Jahr, ganz soweit ist man damit jetzt natürlich noch nicht ; )

Heil- und Duftkräuter sowie alle Blumen und Pflanzen abseits des Mainstreams – dafür liebe ich die Kunst- und Lustgärtnerei. Gemüsegärtner werden fündig, etwa wenn die alten Tomatensorten angeboten werden. Die dann, wie Martin Weimar es so schön anschaulich beschreibt, ’dieses Matsch-Gen nicht besitzen’ und dementsprechend knackiger im Geschmack rüberkommen. Gartenfans können sich darüber hinaus mit den edlen Krumpholz-Gartenwerkzeugen und Kiepenkerl-Blumen- und Gemüsesamen für ihre Lieblinge eindecken. Wenn der grüne Daumen fehlt: das Team der Gärtnerei bepflanzt auch —> Kunden-Balkon-Kästen…

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Salbei im Sommer 2016, einem Foto eines früheren Besuchs
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Neuseeländer Flachs, einer meiner absoluten Lieblinge und eher eine der seltenen Pflanzen

Das Samen-Sortiment wird durch Kiepenkerl-Sämereien bestückt, eine Wahl, die mich zunächst verblüffte, scheint sie auf den ersten Blick so gar nicht zu dieser Gärtnerei zu passen. Kiepenkerl ist ein privat geführter Betrieb, dem aber Teile seines Sortiments ’De Ruiter Seeds’ zuzordnen sind, wie ’Seminis’ eine Tochterfirma von Monsanto. Laut Recherchen von Martin Weimar, Inhaber der Kunst- und Lustgärtnerei, soll das mittlerweile bereinigt worden sein.

Ein ganz heikles, schwieriges Thema wie ich finde – spätestens jetzt, seitdem man um komplexe Zusammenhäge rund um Bienensterben & Co. weiß, vermeide ich alles was irgendwie in Richtung dieser Großkonzerne geht. Bio kaufe ich nicht nur weil ich Rückstände fürchte, sondern auch, weil ich mitgestalten will. Die Saatgut-Politik von Monsanto passt da einfach nicht zu. Andererseits habe ich gerade bei Blumensamen auch schon die eine oder andere Ausnahme gemacht und auch F1-Hybriden gekauft. Und auch wenn mir Bingenheimer oder Dreschflegel Saatgut grundsätzlich eher zusagt – letztendlich muss es jeder selbst für sich entscheiden. Ich bin ja noch Neuling was Gemüse angeht, hatte aber z.B. das Gefühl dass die Stangenbohne ’Blauhilde’ von Bingenheimer geringeren Ertrag zeigte als die von Kiepenkerl aus dem Jahr zuvor (immer schwierig zwei verschiedene Jahrgänge miteinander zu vergleichen, ich weiß – ich war aber auch mit dem Bingenheimer Filderkraut und Brokkoli nicht ganz zufrieden. Kann mein Unvermögen gewesen sein, dieses Jahr wird ganz konkret verglichen). Zumindest hat dieses Gefühl aber ausgereicht mich nach einer Alternative umzuschauen, bin bei –> Magic Garden Seeds gelandet und gespannt wie sich das Saatgut davon entwickelt. Was mir bei Magic Garden Seeds gefällt sind die einfach besseren Erklärungen und Tipps auf der Website. Wer sich in das Thema rund um Monsanto, Volmary, Nebelung & Co vertiefen möchte, auf —> dieser Website von Tinto wird alles ganz nachvollziehbar erklärt…

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Blick in die große Halle der Kunst- und Kustgärtnerei

Fotografiert habe ich sie, aber dann vor lauter Begeisterung vergessen von den Möhren mitzunehmen, dabei sahen sie so lecker aus und hätten garantiert gut in das mitgenommene Vahé-Risotto gepasst. Schade!, aber garantiert beim nächsten Mal wenn es um die Bestückung der Balkonkästen geht… Die Möhren stammen aus Badersfeld, von einem Landwirt aus der Umgebung, und werden das ganze Jahr über in der Gärtnerei angeboten…

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Immer da, das kleine Möhren-Sortiment aus Badersfeld mit violetten und gelben Möhren

Kunst- und Lustgärtnerei | Freisinger Str. 18 | 85764 Oberschleißheim | Montag bis Freitag 10 Uhr bis 18 Uhr, Samstag 9 Uhr bis 16 Uhr

Der Botanische Garten München

Wenn der Frühling noch so weit weg erscheint und die Liebe zum frischen Grün notgedrungen eine Pause einlegen muss… ’Urban Jungle unter Glas’ in den Wintergärten des Botanischen Gartens München bietet sich als wunderschöne, kleine Flucht an. Noch bis knapp Mitte März lassen sich dort übrigens noch die frei schwebenden Schmetterlinge im Wasserpflanzenhaus beobachten. Wer mehr über meinen Besuch dort sehen will klickt –> hier (denn damals gab es das Rhabarberflittchen noch nicht und ich musste über meinen Besuch dort in den Glashäusern des Botanischen Gartens in Nymphenburg unbedingt erzählen und zeigen was ich gesehen hatte) … Soviel sei aber schon vorab verraten: meine Liebe gehört eindeutig nicht dem üppigen Grün dort, sondern denen, die mit ihren Reizen eher sparsam umgehen. Aber macht euch selbst ein Bild ; )

 

Frostfestes Blattgemüse ’Ewiger Kohl’

 

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Brassica species, auch Strauch- oder Baumkohl oder Tausendköpfiger Kohl genannt im Winter nach den ersten sachten Minusgraden

Ausdauernde Gemüse-Pflanze ’Brassica species’… In den fb-Gruppen erlebt der ’Ewige Kohl’ gerade einen nicht ganz ungerechtfertigten Hype – erweist sich die Kohlpflanze doch als sehr wüchsig und vor allem frostfest, um nicht zu sagen winterfest. Denn theoretisch kann selbst im tiefen Winter noch geerntet werden, auch wenn die Ausbeute nicht mehr ganz so groß ist. Ganz oben ein Foto aus meinem Garten: Es zeigt den Ewigen Kohl, auch irischer Blätterkohl genannt, im zweiten Pflanzjahr. Das Foto darunter zeigt die Kohlpflanze im Januar 2018. Die Pflanze wurde von mir zum Frostbeginn mit Vlies abgedeckt und dieses fürs Foto zur Seite geschoben. Die Pflanze steht logischerweise nicht mehr ganz so im Saft wie im Frühjahr-Sommer, die Blätter sind etwas zäher und, wie zu sehen, einige gelbe Stellen verringern die Pracht. Der Standort von der Baumkohl-Art ’Brassica oleracea var. ramosa’ liegt optimalerweise zwischen sonnig und halbschattig, der Boden sollte humusreich bis leicht sandig sein. Nach der Einwuchsphase kommt die Pflanze auch mit trockenen Perioden klar.

Geschmacklich liegt der Ewige Kohl für mich irgendwo zwischen Kohlrabiblatt und Palmkohl, ist allerdings feiner von der Konsistenz und geschmacklich etwas fader. Aber das wird noch ausgetestet – im ersten Jahr wollte ich das Pflänzchen noch schonen und im zweiten hatte ich soviel anderes Feines zu ernten, dass der Kohl immer nur blättchenweise oder klein geschnitten als Zugabe in Risotto oder als Mangold-Ersatz in Pasta-Sahne-Saucen landete. Kohl im Frühjahr ist eben auch nicht ganz so prickelnd ; )

Die Vermehrung erfolgt durch Teilung oder durch Kopfstecklinge im späten Frühjahr – ich reiße geeignete Seitentriebe unten an der Wurzel ab und pflanze diese neu ein. Nach zwei Wochen ist der Rißling angewachsen. Eine Vermehrung über Samen ist nicht möglich, da die Pflanze keine Blüten ansetzt. Eine Extraportion Kompost hat sie schon im Herbst erhalten, im Frühjahr erhält der wüchsige Kohl einen anderen Platz von mir und wird als Starkzehrer dann nach der Einwuchsphase noch einmal richtig verwöhnt… Danach gibt’s dann auch richtige Rezepte.

Wie der Kohl jetzt nach den sibirischen Temperaturen ausschaut werde ich demnächst zeigen… —> Und wer scharf auf Ableger ist meldet sich bei mir  : )

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Der Ewige Kohl im zweiten Pflanzjahr – pro Pflanze sollte ungefähr ein Quadratmeter eingeplant werden

Lieblingsblume Mutterkraut ’Million Blooms’

Tanacetum niveum ‚Jackpot‘ – meine neue Lieblingspflanze… Das normale Mutterkraut ist eine eher unscheinbare, aber dankbare Pflanze, die sich gerne selbst versamt und aus meinem Garten nicht wegzudenken ist. ’Tanacetum parthenium’ stammt aus der Familie der Rainfarn-Gewächse, riecht gewöhnungsbedürftig und eher streng. Eigentlich gibt es keinen Standort den sie nicht mag, ist ziemlich frosthart und absolut unproblematisch. Das gelbliche Grün wirkt im zeitigen Frühsommer frisch und wie der Inbegriff von Sonne, Kindheit, Blumenwiesen.

Am liebsten sind mir die jungen Pflanzen im zweiten Jahr, noch ältere sind oft schon leicht sparrig gewachsen und werden manchmal doch sehr groß. Halbhoch gewachsen und Lücken füllend sind sie mir schon in meinen Balkonjahren ans Herz gewachsen. Als kleiner Ableger hat die Ursprungspflanze den Weg aus Nordrhein-Westfalen nach Bayern auf sich genommen und sich seit fast fünfzehn Jahren hier gehalten – nie gut behandelt, manchmal vergessen und unsichtbar, bis sich im Folgejahr dann doch wieder ein Pflänzchen aus einem verschütt gegangenen Samenkorn etablierte. So eine Pflanze ist das…

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Absolute Lieblingsblume Mutterkraut ’Million Blooms
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Auf der Suche nach der ’Million Blooms’ meinen Garten kennenlernen… 
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Das etwas kompaktere Mutterkraut ’Tanacetum parthenium’ nutze ich auch gerne als  Schnittblume, hier zusammen mit Frauenmantel

Doch die Rede soll heute nicht von diesem ’normalen Mutterkraut’ sein das ursprünglich aus dem Garten meiner Mutter entstammt. Als Neu-Gartenbesitzerin immer auf der Suche nach Ungewöhnlichem, entdeckte ich das graublättrige Mutterkraut ’Million Blooms’ und was soll ich sagen, es ist die große Liebe und aus meinem Garten nicht mehr wegzudenken. Leicht skeptisch betrachtete ich zunächst den Werdegang der kleinen, selbst gezogenen Sämlinge, die als Jungpflanzen sehr filigran und wenig wirkungsvoll rüberkamen. Wäre nicht diese lang verwurzelte Liebe zu Mutterkraut generell gewesen – ich glaube kaum, dass ich diesen zunächst etwas mickrig wachsenden Pflänzchen soviel Raum gegeben hätte.

Das ’Million Blooms’-Blattwerk ist wunderschön silbrig-grün und Wolken gleich schweben die Millionen kleiner Blütenköpfe an zarten Stengeln. Unermüdlich blüht sie über zwei, drei Monate hinweg. Durch den zarten, durchlässigen Wuchs ist sie perfekt als Unterpflanzung, wie hier bei den empfindlichen Obst-Ballerinas, die sich ihren Wurzelraum nicht gern mit anderen teilen. Leider hab ich dann im fortschreitenden Sommer viel zu wenig auf die kleinen Blüher geachtet und gar nicht  gemerkt wie und wann genau sie schwanden. Dann auf einmal war die Pracht dahin – vielleicht hätte ich zwischendurch mehr schneiden sollen um den Blühzyklus zu verlängern?

Nach der Samenernte habe ich voller Hoffnung auf einen schönen Neuaustrieb zurückgeschnitten, doch fiel dieser eher spärlich aus. Wahrscheinlich hatte sich der unermüdliche Blüher zu sehr verausgabt um noch wirklich schönes, neues Blattwerk zu bilden. Volle Sonne tut ihr übrigens gut, bei mir wurden die kleinen Halbkugeln um die 50cm hoch, unter den Apfelbäumchen auf dem Foto unten stehen insgesamt vier der Million Blooms – ihr Ausbreitungsdrang ist also beachtlich, stört aber nicht. Manche der Vorjahrespflänzchen scheinen den Winter überstanden zu haben, andere sehen nicht danach aus, aber ich warte das Frühjahr ab. Auf kleine Sämlinge durch Selbstversamung bin ich gespannt, habe aber auch genügend Saatgut geerntet um für Nachschub zu sorgen und um ein paar Portionen* von Tanacetum niveum ‚Jackpot‘ abgeben zu können…

Das graublättrige Mutterkraut ist laut Beschreibung der Profis zweijährig, was mich etwas verwirrt hat, blühen die meisten Zweijährigen doch erst im zweiten Jahr. Bei mir haben die selbstgezogenen, im Zimmer vorkultivierten Pflanzen noch im gleichen Jahr in voller Pracht geblüht. Wie schon beschrieben und laut Stand von Mitte März ’18 haben einzelne Pflanzen wohl den Winter überstanden. Ob eine Versamung stattgefunden hat – zu sehen ist draussen noch nichts, ich werde aber berichten. Parallel beginne ich sicherheitshalber mit der Vorkultur drinnen…

Nachtrag zum Sommer 2018 – Mysterium Garten: ich hatte mich so auf das erwartete Wolkenmeer gefreut, aber daraus wurde flächendeckend nichts. Die Pflänzchen sind gut gewachsen, doch geblüht hat nichts. Jetzt hoffe ich auf das nächste Jahr. Sie scheinen also wirklich zweijährig zu sein. Obwohl ich alles gemacht hatte wie bei der Anzucht ein Jahr zuvor, genauso früh dran war. 2017 hatte ich wohl Anfängerglück und eine Blüte der Setzlinge noch im 1. Jahr. 2018 soll ich wohl Geduld zeigen und das Pflänzchen zeigt mir wie Zweijährige wirklich ticken…

*Bei Interesse einfach eine Nachricht —> hier hinterlassen. Vielleicht kann jemand tauschen gegen Bohnen oder Balkan-Bärenklau/Acanthus hungaricus? Schreibt doch einmal von Euren Erfahrungen mit Mutterkraut und hinterlasst einen Kommentar…

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Kleine weiße Wolke mit silbrigen Blättern am Ende des Weges 
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Hier sind zwei Pflänzchen zusammengewachsen und breiten sich aus… 
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Anstatt gleich bei meiner Ankunft im Garten bei optimalen Lichtverhältnissen Fotos zu machen verschiebe ich meist viel zu weit nach hinten wenn die Sonne untergeht – so sehen dann die Fotos aus… Ich habs aber trotzdem verwandt weil hier das zarte Wolkenmeer so wunderschön zu sehen ist…
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Nachtrag Mai 2018 | Die Million Blooms als Teenie – bzw. Halbwüchsige von einem den Winter überlebendem ‘Busch‘. Wächst nicht ganz so buschig wie aus neuem Saatgut, da nur ein Seitentrieb den Winter überstanden hat. Aber es lässt sich schon schön erkennen wie sich die Ästchen den Weg durch Nachbarpflanzen bahnen – für mich ein idealer Lückenfüller…

Auf diese Rainfarn-Art bin ich übrigens auch sehr gespannt: ‘Tanacetum vulgare Crispum‘, der krause Rainfarn. Giftig, aber sehr dekorativ. Er soll sich durch kurze Ausläufer ausbreiten, wird bis zu 80cm hoch und schmückt sich Juli/August mit gelben Blütenköpfchen. Bei diesem Pflanzenkauf auf den —> Freisinger Gartentagen hatte ich im Anschluß den Überblick verloren, sie einfach irgendwo in die Erde gesetzt und auf die Blüte gehofft, die dann noch nicht kam. Heute habe ich in einer fb-Staudenfreunde-Gruppe fachmännische Hilfe bei der Pflanzenbestimmung gefunden – für mich scheint heute der Tag des Rainfarns zu sein ; ). Gekauft hatte ich mir diese alte Klostergartenpflanze übrigens genau wegen ihrer Giftigkeit, ein Tee oder Aufguss aus Rainfarn schützt Pflanzen gegen Schädlinge wie Raupen, vor allem aber wirkt sie als Pflanzenstärkungsmittel und sorgt als Spritzung für Wüchsigkeit. Sobald sie sich etabliert hat bei mir wird sie weitgehendst gekappt, die Blätter getrocknet. Diese ’Teeblätter’ lasse ich später 15min ziehen, filtere Kleinpartikel heraus und spritze Sorgenkinder damit. Stark verdünnt eignet sich Rainfarn auch zur Pflanzenstärkung per Gießwasser.

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‘Tanacetum vulgare Crispum‘, der krause Rainfarn – wird es nach seiner Eingewöhnungsphase schwer haben bei mir ; )

Bauernregel Februar

Ist der Februar trocken und kalt, kommt im März die Hitze bald’… Diese uralte Bauernregel gibt Hoffnung auf einen tollen Frühlingsbeginn. Das Münchner Gartenwetter sagt bis kurz vor Mitte März knackige Temperaturen voraus mit zum Teil immer weiter anhaltenden Nachfrösten – nicht ganz so kalt wie gerade mit Tagestemperaturen von bis zu -10°, aber immer noch ordentlich zapfig. Aber dann scheints schnell zu gehen und wir haben Mitte März GARTENWETTER!!! mit Temperaturen von um die 10°…. Juchuuu!!

 

Vintage-Objekt als Hochbeet

Freisinger Gartentage 2015…  Ein paar Minuten lang war das alte Wäsche-Wagerl Hauptattraktion in der Freisinger Altstadt. Kein leichtes Unterfangen diesen vor sich her zu schieben, so ein antiker Wäschewagen ist schwergängig und einfach nicht für Kopfsteinpflaster gemacht. Es zickten die Rollen und schepperten Räder samt Aufhängung und schwitzten die neuen, stolzen Besitzer dieses antiken Objekts…

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Alt und neu – das antike Zinkobjekt gibt dem neuen Hochbeet optisch Wärme

Seine Bestimmung als Pflanzen-Hochbeet wurde dem alten Vintage-Industrial-Objekt quasi vom ersten Moment seines neuen Lebens in die Wiege gelegt – im Mittelpunkt des imposanten Gescheppers wurden die auf den —> Freisinger Gartentagen gekauften Schätze unter dem amüsierten Lächeln der Passanten zum Auto transportiert… Nun wird bei mir schon immer alles aus Zink im Garten zweckentfremdet und meistens als Pflanzschale oder Pflanzentrog genutzt. Dieser Wäschewagen aber stellte die Krönung alles bisher Angeschleppten dar.

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Musste mit…   ; )

Mit einem Format von ca. 80cm x 50cm und einer Höhe von ungefähr 70cm incl. Rädern besitzt so ein Wäschewagen Idealmaß für ein kleines Hochbeet. Zudem verfügen diese fahrbaren Wäsche-Transporter unten bereits einen Abfluß, das erspart nachträgliche Bohrungen. Eingeschichtet habe ich fast wie beim echten Hochbeet, nur ganz unten noch eine Drainageschicht aus grobem Kies und Steinen plus aufliegendem Vlies eingefügt. Es folgten Äste und grober Baumschnitt, Blätter, Kies- und Splitt durchsetzter Mutterboden, der sich unter einem Weg aus Waschbetonplatten befand, Grassoden, Grünschnitt und grober Kompost. Abschließend dann mit reifem Kompost, Hornspänen und Gartenkalk durchmischter Gartenboden. Da dem Wagerl der Bodenkontakt fehlt, ist es natürlich kein vollwertiges Hochbeet – ich habe versucht dies durch die Zugabe von unreifem Kompost wett zu machen, um Mikroorganismen und Bodelebewesen von Hand zuzugeben. Ausserdem landen beim Graben entdeckte Regenwürmer fast immer genau in dieser Tonne. Durch den großzügigen Abfluß sind sie nicht eingesperrt und können ihr Zuhause jederzeit verlassen.

webIMG_6979-(1).jpgUm es dem Boden leicht zu machen, denn trotz der Zugaben erschien mir der zuvor nicht gepflegte und stark ausgelaugte Boden noch nicht wirklich fit, pflanzte ich im ersten Jahr Buschbohnen, die den Boden mit Stickstoff anreichern. Seitlich überhängend wirkten sie wie dekorative Ampelpflanzen. Den ganzen Sommer über mulche ich mit Grasschnitt um den Regenwürmern Nahrung zu geben. Im Herbst wird die Erde hier mit einer Schicht Laub und kleingeschnittenen Pflanzenteilen sowie festem Karton abgedeckt. Wie oben zu sehen pflanzte ich im zweiten Jahr Kopfsalat als Erst- und Zwischenkultur, Hauptakteur des Beetes aber waren die das Spalier dezent ergreifenden, rankenden Zucchini. Der Starkzehrer profitierte von den optimalen Bodenvorbereitungen des Vorjahres. Zwischen beiden durfte sich die etwas später, direkt ins Freiland gesäte Kapuzinerkresse langsam, aber sicher ihren Weg bahnen. Genau dann, wenn die untersten Blätter der Zucchini mit Mehltau zu kämpfen beginnen und abgezwickt werden müssen, läuft die Kapuzinerkresse nach der Salaternte zu voller Pracht auf und umgarnt die metallenen Hochbeete mit einem Teppich aus Grün…

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Die von mir heiß geliebte Kapuzinerkresse umspielt wirkungsvoll harte Kanten

Nach der letzten Ernte wird die Kapuzinerkresse klein geschnitten und auf den Beeten verteilt. Ich seh immer zu, dass ich das unbedingt vor Einsetzen der ersten Nachtfröste schaffe – Kapuzinerklresse wird schnell glitschig und lässt sich ausgesprochen schlecht schneiden sobald sie einmal Frost abbekommen hat. Was über den Winter nicht verrottet, wird dann im Frühjahr tief untergeharkt.

Mit dem Fruchtwechsel halte ich es speziell in den Hochbeeten manchmal nicht sklavisch genau. Gerade in den ersten Jahren sackt die Erde so stark ab, dass jedes Jahr von oben nachgefüllt werden muss. Viele Pflanzen wurzeln nur so tief dass ihnen diese neue Erdschicht von um die 20 bis 30cm schon reicht und sie praktisch auf keine Altlasten treffen. Hinzu kommt dass mir das Thema noch längst nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist und ich immer noch Listen heranziehen muss. Trotzdem nutze ich die stade Garten-Zeit jetzt für Überlegungen zur Bepflanzung im dritten Jahr. In jedem Fall wird es die Ranktomate ’Carnica’ sein, die sich am kleinen Pfosten-Spalier in die Höhe schwingen soll, dabei bis zu 7m hoch werden kann und reichen Ertrag verspricht. Wie sie mit den Freiland-Bedingungen dort klar kommt – ich bin gespannt. Zur Tomate würden passen:  Kohlrabi, Möhren, Pastinake, Petersilie, Ringelblumen, Basilikum und Buschbohnen sowie Sellerie  – mal schauen wie sich die potentiellen Bewerber den Platz aufteilen werden, Fotos folgen.

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Schattenspiel… – im Hintergrund das Ensemble um den alten Wäschewagen

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Die Kapuzinerkresse macht sich auf den Weg
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Ich hab sogar noch ein Foto aus dem ersten Jahr aufgetrieben auf dem sich der schöne Fund in aller Pracht präsentiert – die Bohnen waren zum Saisonende übrigens eher Hänge- als Buschbohnen ; )