Rhabarberflittchens Hochbeet- Bau

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Das Hochbeet, dass die Sonne einfängt…

Anleitung zum Hochbeet-Bau. Als Ermutigung vorausgeschickt: wenn ich das schaffe, schafft es jeder. Denn ich bin weder handwerklich besonders geschickt, noch hab ich Ahnung vom Bau eines Hochbeets. Die Bereitschaft ‚einen Akkuschrauber in die Hand zu nehmen‘ würde ich als einzige Voraussetzung beschreiben… Und hätte mich nicht —-> Lena von MiniundMami auf einen Post hin gefragt – niemals hätte ich mir angemaßt hier Anleitungen weiterzugeben.

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Das Hochbeet im Rohbau – ich hab lange überlegt ob ich es einfach verwittern lasse, aber dann schrie die Ecke einfach nach einer schönen Farbe…

Ich seh diesen Beitrag auch eher als Möglichkeit einen weiteren Teil meines Gartens vorzustellen. An dieser Stelle, wo jetzt das ‚Große Hochbeet‘ steht, war die Erde schon immer eher schlecht. Von ewig nachwachsenden Quecken durchsetzt und total durchwurzelt. Meine Verpächter hatten vor der Übergabe ca. 20 Bäume gerodet – keine Sorge, es stehen noch genug! Meine erste Tat nach Übernahme war das Bestellen einer Stubbenfräse mit der die Baumwurzeln der gerodeten Bäume zerkleinert wurden. Einige der ebenerdig gecutteten Baumstümpfe samt Wurzeln hab ich unter den Bergen von Moos übersehen, an andere kam die Fräse nicht heran. Ein Gewirr von hoch gewachsenen Thujen hatte den Boden zusätzlich ausgelaugt. Das Gesamtresultat ist ein an dieser Stelle wahnsinnig schnell austrocknender, von Wurzelresten und Wurzeln aus Nachbars Garten sowie von meiner großen Kirsche durchsetzter Gartenboden. Gleichzeitig ist diese Stelle aber auch eine der sonnigsten in meinem grundsätzlich eher zu schattigen Garten. Als dann auch noch eine zuvor unter großen Mühen gepflanze Feige trotz perfektem Winterschutz auch im zweiten Jahr wieder ganz zurückfror war klar: hier kommt ein großes Hochbeet hin. Mein Sonnenbeet…

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Hier eine der zuvor beschriebenen, dicken Wurzeln ganze vorne im Bild, die diesen Teil des Gartens reichlich durchziehen und letztendlich die Errichtung des Hochbeets forcierten
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Kleine Unregelmässigkeiten machen nichts, das Holz arbeitet draussen so und so. Das Kupferband hält tatsächlich Schnecken ab… Nur Tigerschnegel lassen sich davon nicht wirklich beeindrucken…

Beim Bau hab ich nicht lange rumgemacht und eher grob zusammengezimmert als feine Holzarbeit geleistet. Ambitionierte Heimwerker mögen mir diese nachfolgenden Anleitungen deshalb nachsehen. Im Grunde genommen hab ich eine ganz simple Kiste gezimmert, dicke, ungehobelte Dielenbretter genommen und mir im Baumarkt zuschneiden lassen. Nicht meine Wunschmaße bestimmten Höhe und Breite, statt dessen folgte ich den Maßen der im Baumarkt vorhandener Bretter. Die Stirnseiten-Bretter schraubte ich ganz banal auf die Kanten der Längstdielen wie das obige Foto zeigt. Nicht zu sehen sind die Kanthölzer, die in allen vier Ecken stehen und in die zusätzlich verschraubt wird. Das sorgt für Stabilität. Einfach mit zuschneiden lassen, ich würde sie etwas niedriger anlegen als die spätere Höhe des Beetes. Ich hatte noch Kanthölzer-Reste vom Vorgänger, unterschiedlich hoch und dick, die habe ich verwertet wie sie gerade kamen.

Ich vergleiche immer mit meinem Bruder, der vollendet baut und z.B. hier garantiert mindestens einen Stabilisierungsdraht eingezogen hätte damit das Erdreich die Bretter nicht nach aussen wölbt. Aber da kann ich beruhigen: bei der verwandten Dielen-Brettstärke wölbt sich auch bei 3m Länge nichts. Kesseldruckimprägniertes Holz hat sich bei mir auf dem Balkon übrigens als überhaupt nicht besser erwiesen als unbehandletes Holz, ich setze statt dessen auf möglichst dicke Bretter und diese beschriebene Folie.

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Die Ecken rund um die Pfosten lassen sich nicht wirklich sauber mit Folie auskleiden. Optisch nur bei näherem Hinsehen ein kleines Problem – im Sommer wuchert alles ja schnell zu…

Vier Bretter übereinander ergeben eine Höhe von knapp 80cm, eine perfekte Arbeitshöhe für mich. Die Optik des Hochbeets von 3m Länge x 1m Breite ist etwas klobig. Um sie zu strecken ersann ich den Aufbau, der letztendlich den besonderen Charme dieses Beetes ausmacht. Dazu habe ich zwei aus der Isar gefischte Treibguthölzer in den Ecken befestigt, die Querlatte mit Draht befestigt. An dem einen Holz rankt eine Feuerbohne in die Höhe, der andere Pfosten bietet meiner imposanten Ananastomate Halt.

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Die Befestigung über den dünnen Draht hält ca. zwei Jahre, irgendwann werde ich mit dickem Seil nacharbeiten, sieht dann auch schöner aus ; )
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Aber zuerst nimmt die Feuerbohne so und so alles für sich ein und wird die Drahtpfusch-Stellen schnell überwuchern

Jetzt kommen wir zum wirklich ekelhaften Part des Hochbeet-Baus, dem Einziehen der Folie, die auf dem Foto unten gut zu sehen ist. Oft wird Teichfolie empfohlen, ich denke diese Noppenfolie, die beim Isolieren von Kellerwänden verwandt wird, ist die bessere Wahl. Die Noppen werden Richtung Aussenwand festgetackert, dadurch kann Luft zirkulieren und die Bretter können besser abtrocknen. Die steife Noppenfolie ist schwer zu verarbeiten. Aber keine Sorge, eventuelle Ausbeulungen werden durch die später eingefüllte Erde ausgeglichen.

Mit dem Festtackern der Folie habe ich oben begonnen, und auf die Oberkante der Bretter getackert. Die Folie unten am Boden habe ich einfach umgelegt, denn dort sieht man sie ja nicht. Die später darauf angebrachte Befüllung drückt die Folie fest. Auf einen Wühlmausschutz konnte ich an dieser Stelle verzichten – das Gewirr teils sehr dicker Baumwurzeln mögen sie nicht und vergnügen sich lieber in einem anderen Teil des Gartens. Als Abschluß oben habe ich noch vorhandene Dachlatten verwandt. Wer es optisch schöner findet verwendet vielleicht ein etwas breiteres Brett und nagelt dies obenauf. Und obwohl ich auf der Hochbeet-Füllung herumgetrampelt bin und satt Erde eingefüllt habe – alles ist ganz schön abgesackt und freut sich zum Herbst hin auf Kompost.

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Grundmauerfolie mit Noppen ist auch für Hochbeete optimal. Rechts im Anschnitt der —–> Knospenkohl ‘Purple Sprouting‘ von MagicGardenSeeds, auf den ich schon mit Spannung warte…

Was als Begrenzung zum Nachbargrundstück und Rankgerüst begann, findet über den Pfostenaufbau im Hochbeet seine optische Fortführung und die zuvor jahrelang gesammelten Hölzer endlich eine zweite Heimat. Eine wüchsige Clematis und eine Trompetenblume erobern das Rankgerüst und schaffen langfristig einen ruhigen Hintergrund für das Hochbeet. Dass Beides aber nichts miteinander zu tun hat ist auf dem Foto unten gut zu erkennen. Jeden Abend wenn die Solar-Lichterkette über dem Hochbeet zum Leben erwacht, weiß ich dass die Entscheidung zum Hochbeet hier an dieser Stelle die richtige war…

 

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Das Hochbeet gibt die erste Ernte frei… 
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Die Bepflanzung im 1. Jahr. Ananastomate, Stangenbohnen und die Sprossenkohl-Sorten sowie Mangold geben unvorstellbar Gas – der Sprossenbrokkoli Calabrese ist mir allerdings zu ausladend für meine Beete, er braucht einen größeren Garten. Die Pflanzen sind wunderschön, ich selbst komm mit den Sprossen nur nicht ganz so gut klar – zu oft übersehe ich den exakten Erntepunkt und schon blüht alles… Die Bienen freut’s…
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Irgendwas liegt immer herum – die Amseln stört’s nicht.. Aufgeräumt wird immer erst abends beim letzten Gang durch den Garten…

Der Erdfloh als Verursacher kleiner Löcher an Rucola & Kohl

Erdflöhe bekämpfen | Schnecken, Laufkäfer & Schneckenbekämpfung | Ode an den Erdfloh, an den Floh, der eigentlich ein kleiner Käfer ist. Ein Blattkäfer max. 4mm lang, der aber hüpfen kann wie ein Floh und so zu seinem Namen kam. Aber ganz gleich ob Floh oder Käfer – er ist es, der für die kleinen Sauglöcher in Rucola, Kohlpflanzen und Blattstielgemüse verantwortlich ist. Gesehen hab ich ihn nie wenn ich die Kamera bereit hielt (deshalb gibts auch noch kein Bild dazu, oben das Foto vom Gartenlaubkäfer ist nur ein Platzhalter. Bild aber —> hier & —>hier), seine unschönen Fraßspuren um so mehr. Auf den Tisch bringen kann man nicht mehr was er heimgesucht hat, nur optisch ganz Hartgesottenen schmeckts dann noch genauso gut.

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Lochfraß vom Erdfloh an Rucola

Schwere Geschütze lassen sich gegen den kleinen Kerl nicht in Stellung bringen – höchstens einen kleinen Grabenkrieg führen. Erdreich schön locker und feucht halten damit er seine Larven nicht platzieren kann. Auch Dunkelheit mag er nicht, so dass das Universalmittel Mulchen auch hier weiterhilft. Vorzugsweise klein geschnittene Rhabarber-, Holunder- oder Brennesselblätter sorgen bei ihm für Unbehagen, einfacher Grasschnitt hilft aber auch. Nur ist im zeitigen Frühjahr, genau dann, wenn die Radieschen sich als erste rühren, generell Mulchmaterial rar. Eine Bestäubung mit Gesteinsmehl, Algenkalk oder Roggenmehl vermiest ihm dann den Appetit.

Wahrscheinlich hab ich alles genau falsch gemacht als ich meinen kraftstrotzenden Rucola in einen Topf setze, dekorativ Kieselsteinen oben auf die Erde platzierte um die Feuchtigkeit zu halten. Also läuft gerade ein Testversuch: Steinchen runter, alles schön aufgelockert und Mulch drauf. Erst mal hatte ich nur Grasschnitt zur Hand, aber der wird noch durch Rhabarberblätter ersetzt. Und dann werden wir schauen. Jedenfalls: der Floh muss weg!

Rucola, Kohlgewächse,
Auch das Saatgut aus Italien ist nicht gefeit vor ihm: Besonders bitter wenn der Lochfraß schon bei den frischen Sämlingen einsetzt… Denn während der Schaden bei den älteren Pflanzen nur optischer Art ist, bei den Kleinen richtet der Erdfloh gravierende Schaden an

Erst als ich den kleinen Erdfloh mit der ungefähr zeitgleich aufgefundenen Igelkacke – unverwechselbar für jemanden der schon einmal einen kleinen Igel aus dem Tierheim über den Winter gepäppelt und dann im eigenen Garten ausgewildert hat – in Zusammenhang brachte war ich dem kleinen Gesellen nicht länger böse. Denn Schnecken gehören, anders als meist fälschlicherweise übermittelt, nicht zur bevorzugten Nahrung eines Igels. Schnecken z.B. sollten nicht mehr als 5% des Nahrungsangebots eines Igels betragen. Igel brauchen Laufkäfer & Co! Denn die Wirkstoffe der Chitinpanzer dieser Käfer wirken wie Medizin gegen die in Schnecken und Würmern reichlich enthaltenen Parasiten. Zu wenig Laufkäfer bedeuten kranke, von Draht- und Lungenwürmern befallen Igel. Laufkäfer aber sind gute Verbündete im Kampf gegen die rote Nacktschnecke. Alles hängt miteinander zusammen: viele Laufkäfer ergeben weniger Schnecken und Raupen anderer Schädlinge, aber viele gesunde Igel. Vielleicht kam so das Bild des Schnecken vertilgenden Igels zustande…

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Erdreich schön gelockert und gemulcht damit zumindest dem neu gesetzten Drachenzungen-Rucola ‘Eruca sativ‘ kein Floh zu nahe kommt…

Meinem ausgewilderten Charlie ein Biotop und herrliches Revier zu bieten – darum ging es mir schon bei Übernahme des Gartens. Jetzt im dritten Schrebergartenjahr scheint aus der moosigen, im Sommer komplett verdorrten Wiese nicht nur optisch ein kleines Idyll geworden zu sein. Denn ich glaub fest daran dass es Charlie ist, der freiwillig an seinen früheren Futterplatz zurückgekehrt ist. Deshalb die Ode an den kleinen Erdfloh, den Vorreiter für die hoffentlich bald auch richtig großen Käfer… Und meine großen Steine im Kiesgarten werden ich jetzt noch sorgsamer schichten und aufdocken um darunter Unterschlupf für die Käfer zu bieten, versprochen!

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Es gibt da einen Nachbarn in der Schrebergartenanlage mit so richtig schön geschlecktem Rasen. Wird dort gemäht, dann hol ich mir immer den Rasenschnitt als Mulch ; )
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Nach dem Erdfloh gleich den nächsten gesichtet, hier der Gartenlaubkäfer, dessen Larven Schaden am Rasen anrichten können – bei meiner Wiese kein Thema ; ) und ich seh ihn einfach als potentielles Igelfutter
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Hier sind die bösen, kleinen Löcherfresser auf der Suche nach neuen Nahrungsquellen zu sehen
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Ich freu mich über jeden Vogel der sich in die Hochbeete begibt und wünsche ihm viele leckere kleine Erdflöhe ; )

Tag 2 nach den ersten Maßnahmen gegen den Erdfloh

Alle oben beschriebenen Mittelchen haben zumindest über die erste Nacht nichts genützt. Gerade bei den frisch ausgesäten kleinen Sämlingen ließ sich das gut beobachten. Noch eindeutiger bei den gekauften Drachenzungenrucola-Pflanzen, die über Nacht, trotz Mulchdecke und feuchtem Erdreich, erste Bißspuren aufwiesen. Langsam macht sich Panik breit.

Erdfloh, Rucola, Gegenmaßnahmen gegen den Erdfloh
Der von Erdflöhen malträtierte Rucola wurde mit großer Hoffnung auf die weitere Zukunft handbreit über dem Boden geköpft – mal schauen ob der Neuaustrieb wieder befallen ist
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Wollen wir doch mal schauen wie hoch der Erdfloh wirklich springen kann – jetzt hängt der Rucola-Topf an der 2m hohen Pergola… 

Auf den Topf-Rucola wartete eine Sonderbehandlung  ; ) – Keine Lösung für alles, aber vielleicht ist so erst einmal der nächste Salat gerettet. Alle anderen wurden mit pulverisiertem Gesteinsmehl überstäubt, z.T. zusätzlich mit Rhabarberblättern gemulcht.   Auch ein bisschen Kaffeesatz für die Sämlinge hatte ich parat (der kann ja nicht schaden) – denn wie viele Schädlinge scheinen auch die Erdflöhe starke Gerüche nicht zu mögen. Eine Nachbarin meinte Wermut & Rainfarntee und/oder Wermut-Jauche könnte auch helfen – ausserdem steckt sie vorbeugend Knoblauchzehen in die Nähe gefährderter Pflanzen. Genauso soll auch eine Jauche aus zerkleinerten Zwiebeln und Knoblauch helfen. Zwiebelgrün als Mulchdecke könnte ich mir auch gut vorstellen. Irgendwas muss doch einfach helfen!! Ich bleib dran…

Fazit: Der Erdfloh ist weg! Beim Neuaustrieb sind keine Löcher mehr zu sehen. Gesehen hab ich die Käfer zwar bis heute nicht, aber abends springen sie mit voller Power umher. Mittlerweile ist Ruhe mit dem Abendsport! Ich mulche immer schön und lockere und halte feucht – die Kombi scheint zu wirken… Ich sprühe ausserdem mit Wermut-Aufguss, wenn noch etwas Schafgarbe-Tee übrig ist auch damit und halte das erdreich auch mit diesen Pflanzentinkturen noch einmal feucht. Knoblauch steck ich auch noch in die Nähe, kann ja nicht schaden…

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Sieht doch gut aus nach den Vorsichtsmaßnahmen, oder ? ; )  Ein kleiner Drachenzungen-Setzling… Die kleinen Löcher der äußeren Blättern stammen noch aus der Zeit vom Erstbefall
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Stand 2. Juli: an den äußeren Blättern sind die kleinen Erdfloh-Fraßlöcher immer noch gut zu erkennen, knapp eine Handbreit über dem Boden hatte ich dann alles befallene weggeschnitten. Der Nach-Wuchs ist befallsfrei wie man sehen kann. Und die Freude ist groß!! : )
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Stand 2. Juli: nach dem Schneiden der befallenen Stengel hatte ich den Topf ja erst einmal wie oben beschrieben hoch gehängt. Nebenbei: auch das hilft bei der Erstbekämpfung. 2m Höhe liegt ausserhalb der Erdfloh-Zone. Der Topf steht jetzt im zweiten Schritt direkt neben der gerade wioeder nachwachsenden Wermutpflanze, die wiederum die Johannisbeere vor Säulenrost schützt  – auch die Wermutpflanze hilft! 

Bauernregel im Mai

Bauernregeln, Wetterregeln | Gärtner werden mir zustimmen – es darf gerne regnen und gerne auch nicht zu knapp!! Denn zumindest hier in München ist der Boden nach dem nahezu niederschlagsfreiem April knochentrocken! Und das nicht nur in den oberen Erdschichten, sondern auch weit darunter… Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, lieber Wettergott: jede zweite oder dritte Nacht in den Morgenstunden einen sanften, dreistündigen Regen – so einen der nichts kaputt haut, aber stetig rinnt. So einen wünsch ich mir den ganzen Sommer lang… Und wenn dann die Sonne aufwacht ist der ganze Spuk vorbei. Also quasi Wasser-Heinzelmännchen wünsch ich mir…

Gemüse- und Blumensamen Aussaat-Tipps

Magicgarden seeds Anzuchtset mit Blumenerde, Zimmergewächshaus, Kokusanzuchtschalen und Pikierstab
Anzuchtset von MagicgardenSeeds mit Blumenerde, Zimmergewächshaus, Anzuchtschaleneinsatz und Pikierstab

Rhabarberflittchens Anzucht-Tipps | Für die meisten Pflänzchen ist jetzt, Mitte März, die beste Zeit mit der Voranzucht zu beginnen. Also auf keinen Fall ins Bockshorn jagen lassen wenn man überall die Anzuchtschalen bereiots seit Monaten stehen sieht. Das sind meist die, deren Pflänzchen jetzt bereits vergeilen und die dadurch gewonnene Zeit wieder verspielen. Aber davon später… Wann mit der Aussaat begonnen wird hängt ab von den Pflanzen die gezogen werden sollen – und vom Platz am Licht…

Paprika, Tomaten und Chilies sowie das eine oder andere Gemüse für’s Frühbeet, das sind die Beginner. Alles andere hat Zeit. Anzuchtschalen, in denen breitwürfig angesät wird, sind schnell gefüllt und nehemn auch nicht viel Platz weg. Nach dem Pikieren, d.h. dem Vereinzeln der kleinen Sämlinge in Extratöpfe, wird Platz nämlich meist knapp. Alle Fensterbänke mit genügend Lichteinfall sind voll, das Treppenhausfenster auch schon belegt – froh ist, wer dann ein Gewächshaus hat oder zumindest tagsüber auf den Balkon ausweichen kann.

Chili, Paprika und Tomaten sind die ersten Sämlinge im Zimmergewächshaus
Anzuchtschalenset und Zimmergewächshaus von MagicGardenSeeds für Einsteiger 

Deshalb ja nicht stressen lassen. Viele Samen gehen innerhalb einer Woche oder kurz danach auf, ca. zwei Wochen wird pikiert. Vereinzelt wird wenn die Pflanze etwas gekräftigt erscheint und das zweite Blattpaar erschienen ist. Zuerst kommen die Keimblätter, es folgen die eigentlichen Blätter. Sobald diese ausgeprägt zu sehen sind ist auch das Wurzelgeflecht der kleinen Sämlinge zum versetzen bereit.

Wenn sich die Ungeduld bemerkbar macht beginne ich zum Jahresbeginn damit zu sammeln. Denn eigentlich eignet sich alles für die Aussaat was man so und so im Laufe der Zeit im Haus hat: Eierschalen, Eierkartons, Joghurtbecher, flache Plastikschalen von Himbeeren oder Blaubeeren, Konservenbüchsen, aber auch kaschierte Papierbecher, ’Coffee to go’-Becher – die einen herrlichen Shabby Chic-Look erhalten nachdem sie einmal in der Spülmaschine durchgespült wurden. Eigentlich geht alles was sich im Boden für den Wasserabzug durchbohren lässt. Wenn kein Deckel vorhanden ist lässt sich dieser durch Klarsichtfolie ersetzen. Wichtig ist nur die Anzuchterde, um deren Kauf kommt niemand herum. Sie ist nicht angereichert mit Dünger, ist mager und lässt die kleinen Pflanzen deshalb erst einmal nur mässig wachsen. Sie sollen hungrig bleiben, in der Tiefe nach Nahrung suchen und gutes Wurzelwerk entwickeln.

Wem das Messie-Dasein nicht liegt, schaut sich bei den fertigen Anzuchtsets um – gerade für Anfänger eine praktische Sache. Beim —-> Set auf dem Foto oben von MagicGardenSeeds sind dabei: Anzuchterde mit Anzuchtschalen, ein Zimmergewächshaus, Pikierstab und Pflanzschildchen. Wer nicht wie ich im Badezimmer eine perfekt verlaufende warme Versorgungsleitung hat, für den macht die Luxusvariante des Zimmergewächshauses mit Heizmatte vielleicht auch Sinn. Bitte für den Anfang nicht zu viele Zimmergewächshäuser kaufen, ich habe zwei und komme damit mehr als super hin. Denn nur bis zum Zeitpunkt der Keimung brauchen die kleinen Babies einen Deckel – danach nur noch viel, viel Licht… Das Aussäen selbst geht easy: einfach auf die Saatgut-Packung schauen und nach Anleitung vorgehen. Vielleicht gerade auch für den Anfang nicht zu viele verschiedene Sämereien Anziehen und im ersten Jahr lieber noch etwas Fingerspitzengefühl entwickeln.

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Ab Jahresbeginn wird gesammelt…
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Auch Becher und Verpackungen aus innen kaschiertem Karton eigenen sich als Pflanzgefäße

Interessant wird es für Fortgeschrittene, die mit dem grundlegenden Ablauf schon etwas vertraut sind. Jeder Gartenbegeisterte hat natürlich seine eigenen Vorliegen und Tricks und nicht jedes Jahr funktioniert alles gleich gut. Deshalb sind auch die nachführenden Tipps nicht mehr als meine ganz persönliche Erfahrung und auch ich lerne jedes Jahr wieder hinzu…

Das Zimmergewächshaus von oben ist klasse und ich möchte es nicht missen. Die Anzuchtschalen aus Kokosfaser zerschneide ich aber immer schon vor dem Befüllen. Samen, selbst die von gleichen Pflanzen, keimen nun einmal unterschiedlich und sollten raus aus dem feuchten Gewächshaus mit seinen tropischen Temperaturen sobald die Keimung erfolgt ist. webIMG_4321.jpgVerbleiben sie unter Folie oder Deckel, setzt sich leicht der für die Pflänzchen tödliche Schimmel an. (Was sich dagegen machen lässt bitte ganz unten lesen) Einzeltöpfe sind da klar von Vorteil und können zeitnah entnommen werden. Kokosquelltabletten mag ich persönlich gar nicht. Die Handhabung ist sauberer, aber die Tabletten schimmeln oft komplett durch und die Samen gehen schlecht auf in dem Substrat. Sie sind ausserdem nur für einzelne Samenkörner gedacht, die in das vorgesehene Loch in die Mitte gelegt werden. webIMG_5250.jpg

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Wunderschöne Deko, aber genauso ein ernstgemeinter Tipp: Sämlinge in Eierschale

Eierschalen dagegen verwende ich sehr gerne und bilde mir ein, dass die Pflänzchen darin schneller kräftig werden als in anderen Töpfen. Oft stelle ich die Eierschalen mitsamt des Kartons in ein Zimmergewächshaus, bei Pflanzen mit längerer Keimdauer oft aber auch nur die Eierschalen. Das wiederum hat wieder mit Schimmel, aber auch mit Platz zu tun. Wem was mehr taugt muss jeder für sich entscheiden und austesten…

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Meine liebsten Anzuchtschalen – speziell für Sämlinge die mit nur einem Korn gezogen werden können der Hammer
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Mein letzter Versuch mit einer gegen Rost unempfindlichen Stockrosen-Sorte auf die eine Gartenfreundin in Italien schwört
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Wunderschön bewurzelter Sämling

Gerne verwende ich bei Saatgut das aufgrund seiner Größe einzeln gelegt werden kann  diese kleinen Gewächshäuser wie oberhalb abgebildet. Dazu gibt es auch einen Klarsicht-Deckel. Allerdings sollten darin Pflanzen gezogen werden die annährend die gleiche Keimzeit besitzen, denn irgendwann muss ich den Deckel abnehmen und die noch nicht gekeimten Samen tun sich dann schwer. Was ich daran aber liebe ist die Tiefe von 7cm bei gleichzeitiger, enormer Platzeinsparung gegenüber anderen Töpfen mit gleicher Tiefe. Ausserdem das große Abzugsloch unten – mit dem Pikerstab oder einem Finger schiebe ich das Pflänzchen mit seinem Wurzelballen nach oben und pflanze es dann sogleich um. Diese schmalen, tiefen Röhrchen sind in der Regel so gut durchwurzelt dass die Erde beim Versetzen zusammengehalten wird und nicht auseinander fällt.

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Recycling bei der Anzucht von Rainbow-Mangold-Setzlingen in Joghurt- und Kaffeebecher

Sind Sämlinge zu hoch gewachsen setze ich sie bis zum ersten Blattpaar in Erde, sie bilden dann an dem kleinen Stämmchen weitere Wurzeln. Den Behältern sind, wie oben schon angedeutet, keine Grenzen gesetzt. webIMG_5682.jpgGut ist was da ist und platzsparend eingesetzt werden kann. Joghurt- oder Getränkebecher sind eigentlich perfekt – sie nehmen weniger Platz ein als richtige Blumentöpfe und lassen sich ausserdem gut beschriften. Pflanzschildchen fertige ich übrigens oft aus zerschnittenen Joghurtbechern. Eierschal-Pflanztöpfchen lassen sich sehr schön beschriften – auch deshalb verwende ich sie gerne… Der Physalis links habe ich relativ wenig Platz gegegeben, aber die Samen waren so klein, das erschien mir beim Säen ausreichend. Ich hatte das Saatgut von einer abends im Restaurant auf dem Dessert liegenden Andenbeere selbst gewonnen und traute dem Ganzen wohl nicht soviel zu  : ) Saatgut selbst gewinnen geht übrigens ganz einfach: aus dem Fruchtmark die Samen mit einer Messerspitze auf einem Papiertuch verstreichen, trocknen lassen und abstreifen. Rein in die Erde. Im Idealfall hat man die Frucht im Bioladen gekauft und weiß auch noch genau um die Sorte…
Bei den Setzlingen oben sind erst die Keimblätter zu sehen. Ich warte mit dem Umsetzen aber noch bis das zweite oder, je nach Platz, auch das dritte Blattpaar gut ausgebildet ist. Nur wenn zum Beispiel durch Vergeilen der Triebe ein Umknicken oder Kümmern der Pflanze zu befürchten ist, setze ich die Kleinen so tief wie möglich noch vor Erscheinen des ersten richtigen Blattpaares in einen höheren Topf. In jedem Fall stelle ich sie dann auch kühl und auf gar keinen Fall über einer Heizung!

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Meine zwei Geheimwaffen bei der Anzucht

Zum Abschluß noch zwei wichtige Tipps für die kleinen Sämlinge und Pflanzen-Setzlinge. Es gibt Jahre da braucht man den Sand nicht, 2018 aber z.B. ist er überlebenswichtig als Mittel gegen die Trauermücken. Das sind diese fiesen kleinen Fliegen die auf den ersten Blick wie Obstfliegen aussehen und wohl schon in der Erde stecken. Wer es ganz richtig machen will steckt seine Erde in den Backofen und tötet diese noch einmal vor Gebrauch ab. Aber sie marschieren trotzdem auf. Die viel gepriesenen Gelbtafeln helfen nicht, es mag die eine oder andere kleben bleiben, alle anderen vermehren sich munter weiter, krabbeln in die Erde, legen ihre Eier und deren Larven können die kleinen Pflänzchen massiv schädigen. Erstbefall vermindern lässt sich über Kaffee-Gießwasser – die Pflänzchen freuts und die Larven tötet es ab. Bitte nicht übertreiben, aber so ein Espresserest oder Kaffeesatz auf eine kleine Kanne ist okay. Wirklich hilfreich ist eine dicke Schicht Sand auf der Erde rund ums Pflänzchen. Ganz gleich ob feiner Vogel- oder Quarzsand oder ganz simpler Spielsand, die Hauptsache Sand. Denn nur der hindert die Trauermücke an der Eiablage. Ausserdem mag sie’s feucht, die Erde nicht pitschnaß zu halten ist also auch deshalb von Vorteil.

Tipp N°2 bezieht sich auf meinen Feind, den Schimmel. Obwohl ich achtgebe wie ein Schießhund: hin und wieder sondert das kleine Gewächshaus trotz der Lüftungsschlitze soviel Wasser ab dass sich Schimmel bildet. Die Balance zwischen der feuchten Hitze und genügend Lüftung hab ich irgendwie nicht wirklich raus – wahrscheinlich hab ich zuviel Angst der Quellvorgang könnte durch Trockenheit zum Stillstand kommen. Hat sich Schimmel gebildet, hilft Zimt! Ganz banaler Küchenzimt wird sachte über die befallenen Stellen gestäubt und stoppt damit die Schimmelbildung. Ganz simpel, aber ungemein hilfreich. In diesem Sinne: habt eine wunderschöne und  ertragreiche Aussaatzeit voller Ungeduld und dauerndem Hinschauen. Denn was nur Gärtner verstehen: am liebsten würde man sich doch davor hinsetzen und den Pflänzchen beim Wachsen zuschauen…

Kleiner Nachtrag zu den Aussaattipps

Zum Zeitpunkt des Pikierens, des Vereinzeln der in kleinen Anzuchtschalen herangewachsenen Sämlinge werden die weiterführenden ‘Töpfchen‘ oft knapp. Eine schnelle und immer verfügbare Lösung versprechen da Toilettenpapier-Rollen und werden gerade stark gehypt. Auf den ersten Blick klingt deren Verwendung gut: die Sämlinge können tief wurzeln und der Erd- und Platzverbrauch ist effizient. Ich setze sie nur noch ein bei Saatgut dass gleich einzeln gesetzt und bei dem das Pikieren übersprungen werden kann, bei Sonnenblumen oder Zinnien zum Beispiel. Den Aussaat-Zeitpunkt passe ich so ab, dass es danach gleich nach draussen gehen kann.

Denn wie das Foto unten zeigt – Saatgut zum gleichen Zeitpunkt ausgesät und Sämlinge beim Pikieren gleich kräftig – die Pflänzchen in der Papierrolle tun sich wesentlich schwerer. Papierrollen funktionieren meines Erachtens nur, wenn man mehrmals täglich sprühen kann um den Wasserhaushalt den ganzen Tag über konstant zu halten. Ich setze auf gesammelte Joghurtbecher, proffessionelle Pflanztöpfchen oder wie hier gezeigt, auf Einwegbecher aus Plastik. Letztere sind übrigens meine Lieblinge: nebeneinander stehend brauchen sie relativ wenig Platz , bei den durchscheinend-dünnen Bechern lässt sich auf einen Blick ersehen ob sie noch mit Wasser versorgt sind und sie lassen sich ineinander gestapelt platzsparend verstauen für den nächsten Einsatz. Denn letzteres ist Pflicht beim Einsatz von Kunststoff! Gerne setze ich übrigens auch beschichtetete Coffee to go-Pappbecher ein, ich spüle diese aus und sammel das ganze Jahr über fürs nächste Frühjahr…

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Papprollen versus Plastikbecher bei der Saatgut-Anzucht

Bauernregel März

Bauernregel haben immer Recht – jeden Monat such ich die mir genehmste und passendste heraus ; )) Inhaltlich immer ohne Gewähr. Und bei dieser z.B. sind zumindest in Bayern nicht die Krokusse gemeint, wahrscheinlich auch nicht unbedingt die Winterlinge – oder was denkt ihr ? Die Dicke Bohnen, Spinat und Feldsalat hab ich mich getraut – mit allem anderen warte ich bis die Narzissen blühn… Wie haltet ihr das so ? Glaubt ihr dran ?

 

Frostfestes Blattgemüse ’Ewiger Kohl’

 

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Brassica species, auch Strauch- oder Baumkohl oder Tausendköpfiger Kohl genannt im Winter nach den ersten sachten Minusgraden

Ausdauernde Gemüse-Pflanze ’Brassica species’… In den fb-Gruppen erlebt der ’Ewige Kohl’ gerade einen nicht ganz ungerechtfertigten Hype – erweist sich die Kohlpflanze doch als sehr wüchsig und vor allem frostfest, um nicht zu sagen winterfest. Denn theoretisch kann selbst im tiefen Winter noch geerntet werden, auch wenn die Ausbeute nicht mehr ganz so groß ist. Ganz oben ein Foto aus meinem Garten: Es zeigt den Ewigen Kohl, auch irischer Blätterkohl genannt, im zweiten Pflanzjahr. Das Foto darunter zeigt die Kohlpflanze im Januar 2018. Die Pflanze wurde von mir zum Frostbeginn mit Vlies abgedeckt und dieses fürs Foto zur Seite geschoben. Die Pflanze steht logischerweise nicht mehr ganz so im Saft wie im Frühjahr-Sommer, die Blätter sind etwas zäher und, wie zu sehen, einige gelbe Stellen verringern die Pracht. Der Standort von der Baumkohl-Art ’Brassica oleracea var. ramosa’ liegt optimalerweise zwischen sonnig und halbschattig, der Boden sollte humusreich bis leicht sandig sein. Nach der Einwuchsphase kommt die Pflanze auch mit trockenen Perioden klar.

Geschmacklich liegt der Ewige Kohl für mich irgendwo zwischen Kohlrabiblatt und Palmkohl, ist allerdings feiner von der Konsistenz und geschmacklich etwas fader. Aber das wird noch ausgetestet – im ersten Jahr wollte ich das Pflänzchen noch schonen und im zweiten hatte ich soviel anderes Feines zu ernten, dass der Kohl immer nur blättchenweise oder klein geschnitten als Zugabe in Risotto oder als Mangold-Ersatz in Pasta-Sahne-Saucen landete. Kohl im Frühjahr ist eben auch nicht ganz so prickelnd ; )

Die Vermehrung erfolgt durch Teilung oder durch Kopfstecklinge im späten Frühjahr – ich reiße geeignete Seitentriebe unten an der Wurzel ab und pflanze diese neu ein. Nach zwei Wochen ist der Rißling angewachsen. Eine Vermehrung über Samen ist nicht möglich, da die Pflanze keine Blüten ansetzt. Eine Extraportion Kompost hat sie schon im Herbst erhalten, im Frühjahr erhält der wüchsige Kohl einen anderen Platz von mir und wird als Starkzehrer dann nach der Einwuchsphase noch einmal richtig verwöhnt… Danach gibt’s dann auch richtige Rezepte.

Wie der Kohl jetzt nach den sibirischen Temperaturen ausschaut werde ich demnächst zeigen… —> Und wer scharf auf Ableger ist meldet sich bei mir  : )

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Der Ewige Kohl im zweiten Pflanzjahr – pro Pflanze sollte ungefähr ein Quadratmeter eingeplant werden

Bauernregel Februar

Ist der Februar trocken und kalt, kommt im März die Hitze bald’… Diese uralte Bauernregel gibt Hoffnung auf einen tollen Frühlingsbeginn. Das Münchner Gartenwetter sagt bis kurz vor Mitte März knackige Temperaturen voraus mit zum Teil immer weiter anhaltenden Nachfrösten – nicht ganz so kalt wie gerade mit Tagestemperaturen von bis zu -10°, aber immer noch ordentlich zapfig. Aber dann scheints schnell zu gehen und wir haben Mitte März GARTENWETTER!!! mit Temperaturen von um die 10°…. Juchuuu!!

 

Vintage-Objekt als Hochbeet

Freisinger Gartentage 2015…  Ein paar Minuten lang war das alte Wäsche-Wagerl Hauptattraktion in der Freisinger Altstadt. Kein leichtes Unterfangen diesen vor sich her zu schieben, so ein antiker Wäschewagen ist schwergängig und einfach nicht für Kopfsteinpflaster gemacht. Es zickten die Rollen und schepperten Räder samt Aufhängung und schwitzten die neuen, stolzen Besitzer dieses antiken Objekts…

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Alt und neu – das antike Zinkobjekt gibt dem neuen Hochbeet optisch Wärme

Seine Bestimmung als Pflanzen-Hochbeet wurde dem alten Vintage-Industrial-Objekt quasi vom ersten Moment seines neuen Lebens in die Wiege gelegt – im Mittelpunkt des imposanten Gescheppers wurden die auf den —> Freisinger Gartentagen gekauften Schätze unter dem amüsierten Lächeln der Passanten zum Auto transportiert… Nun wird bei mir schon immer alles aus Zink im Garten zweckentfremdet und meistens als Pflanzschale oder Pflanzentrog genutzt. Dieser Wäschewagen aber stellte die Krönung alles bisher Angeschleppten dar.

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Musste mit…   ; )

Mit einem Format von ca. 80cm x 50cm und einer Höhe von ungefähr 70cm incl. Rädern besitzt so ein Wäschewagen Idealmaß für ein kleines Hochbeet. Zudem verfügen diese fahrbaren Wäsche-Transporter unten bereits einen Abfluß, das erspart nachträgliche Bohrungen. Eingeschichtet habe ich fast wie beim echten Hochbeet, nur ganz unten noch eine Drainageschicht aus grobem Kies und Steinen plus aufliegendem Vlies eingefügt. Es folgten Äste und grober Baumschnitt, Blätter, Kies- und Splitt durchsetzter Mutterboden, der sich unter einem Weg aus Waschbetonplatten befand, Grassoden, Grünschnitt und grober Kompost. Abschließend dann mit reifem Kompost, Hornspänen und Gartenkalk durchmischter Gartenboden. Da dem Wagerl der Bodenkontakt fehlt, ist es natürlich kein vollwertiges Hochbeet – ich habe versucht dies durch die Zugabe von unreifem Kompost wett zu machen, um Mikroorganismen und Bodelebewesen von Hand zuzugeben. Ausserdem landen beim Graben entdeckte Regenwürmer fast immer genau in dieser Tonne. Durch den großzügigen Abfluß sind sie nicht eingesperrt und können ihr Zuhause jederzeit verlassen.

webIMG_6979-(1).jpgUm es dem Boden leicht zu machen, denn trotz der Zugaben erschien mir der zuvor nicht gepflegte und stark ausgelaugte Boden noch nicht wirklich fit, pflanzte ich im ersten Jahr Buschbohnen, die den Boden mit Stickstoff anreichern. Seitlich überhängend wirkten sie wie dekorative Ampelpflanzen. Den ganzen Sommer über mulche ich mit Grasschnitt um den Regenwürmern Nahrung zu geben. Im Herbst wird die Erde hier mit einer Schicht Laub und kleingeschnittenen Pflanzenteilen sowie festem Karton abgedeckt. Wie oben zu sehen pflanzte ich im zweiten Jahr Kopfsalat als Erst- und Zwischenkultur, Hauptakteur des Beetes aber waren die das Spalier dezent ergreifenden, rankenden Zucchini. Der Starkzehrer profitierte von den optimalen Bodenvorbereitungen des Vorjahres. Zwischen beiden durfte sich die etwas später, direkt ins Freiland gesäte Kapuzinerkresse langsam, aber sicher ihren Weg bahnen. Genau dann, wenn die untersten Blätter der Zucchini mit Mehltau zu kämpfen beginnen und abgezwickt werden müssen, läuft die Kapuzinerkresse nach der Salaternte zu voller Pracht auf und umgarnt die metallenen Hochbeete mit einem Teppich aus Grün…

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Die von mir heiß geliebte Kapuzinerkresse umspielt wirkungsvoll harte Kanten

Nach der letzten Ernte wird die Kapuzinerkresse klein geschnitten und auf den Beeten verteilt. Ich seh immer zu, dass ich das unbedingt vor Einsetzen der ersten Nachtfröste schaffe – Kapuzinerklresse wird schnell glitschig und lässt sich ausgesprochen schlecht schneiden sobald sie einmal Frost abbekommen hat. Was über den Winter nicht verrottet, wird dann im Frühjahr tief untergeharkt.

Mit dem Fruchtwechsel halte ich es speziell in den Hochbeeten manchmal nicht sklavisch genau. Gerade in den ersten Jahren sackt die Erde so stark ab, dass jedes Jahr von oben nachgefüllt werden muss. Viele Pflanzen wurzeln nur so tief dass ihnen diese neue Erdschicht von um die 20 bis 30cm schon reicht und sie praktisch auf keine Altlasten treffen. Hinzu kommt dass mir das Thema noch längst nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist und ich immer noch Listen heranziehen muss. Trotzdem nutze ich die stade Garten-Zeit jetzt für Überlegungen zur Bepflanzung im dritten Jahr. In jedem Fall wird es die Ranktomate ’Carnica’ sein, die sich am kleinen Pfosten-Spalier in die Höhe schwingen soll, dabei bis zu 7m hoch werden kann und reichen Ertrag verspricht. Wie sie mit den Freiland-Bedingungen dort klar kommt – ich bin gespannt. Zur Tomate würden passen:  Kohlrabi, Möhren, Pastinake, Petersilie, Ringelblumen, Basilikum und Buschbohnen sowie Sellerie  – mal schauen wie sich die potentiellen Bewerber den Platz aufteilen werden, Fotos folgen.

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Schattenspiel… – im Hintergrund das Ensemble um den alten Wäschewagen

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Die Kapuzinerkresse macht sich auf den Weg
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Ich hab sogar noch ein Foto aus dem ersten Jahr aufgetrieben auf dem sich der schöne Fund in aller Pracht präsentiert – die Bohnen waren zum Saisonende übrigens eher Hänge- als Buschbohnen ; )

 

Der Garten im Winter

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Kleiner Versuch mit der Bast-Cloche den Sommerlein zum Überwintern zu bringen…
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Notfalls müssen auch Tabletts als Winterschutz ran
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Die Regentonne hält auch richtig Winter aus, friert zu, geht aber nicht kaputt
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Blick von oben auf den Gemüsegarten mit den runden Beeten

Kurz mal nach dem Rechten geschaut… Wie alle anderen Gärtner kann auch ich es kaum erwarten bis die Gartensaison beginnt. Aufmerksam wird verfolgt welche Pflänzchen sich schon recken und die Köpfchen aus dem Boden strecken. Neben den absoluten Frühjahrsblühern wie Märzenbecher, Schneeglöckchen, Schachbrettblume und Tulpen geben überraschenderweise die Alliumgewächse wie Drumsticks, Ambassador und die Giganteum am meisten Gas. Der Winter ist jetzt da: Im Vorfeld der Kaltwetterperiode mit lang anhaltenden Minustemperaturen hab ich Bastmatten gelegt, empfindliche Pflanzen mit Sackleinen oder Vlies umwickelt und manchmal auch einfach mit schräg drübergestellten Brettern abgedeckt. Wie man oben sieht hab ich auch vor Tablett und Eimer als Winterschutz nicht Halt gemacht. Beete sind mit Reisig abgedeckt, über Mangold und Möhren sind alte Kaffeesäcke gelegt.

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Auch wenn sie zart wirkt, die Schachbrettblume ist hart im Nehmen
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Im Hintergrund die halbhohen Allium, vorne das dürfte die Allium Giganteum sein

Meine ganz besondere Aufmerksamkeit gilt dabei immer der frostempfindlichen ’Mittelmeer Wolfsmilch’, die ich aus Saatgut aus dem Garten meiner Mutter gezogen habe – eigentlich hält sie Temperaturen bis zu -15° aus, drauf verlassen darf man sich bei dieser Diva jedoch nicht. Aber einmal angesiedelt kommt sie dann doch immer wieder, immer dann, wenn man sie schon für immer verloren glaubt. Ihre bevorzugten Plätze sucht sie sich dann aber selbst aus. Durch Schaden klug geworden lass ich sie mittlerweile gewähren – sie wird schon wissen was gut für sie ist… Dieses Jahr teste ich richtig was sie braucht. Einmal wird Euphorbia characias ssp. wulfenii ganz ordentlich in eine Vlieshülle gepackt, die daneben stehende wird durch die umstehenden Gräser geschützt. Ob Tablett und Eimer erfolgreich sind, darauf bin ich gespannt…

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Euphorbia characias ssp. wulfenii schlängelt sich durch ein Beet…
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Den kleinen Wolfsmilch-Sämling hier hab ich einfach nur durch ein gegen den Brunnen gelehntes Brett vorm Ärgsten geschützt – er hat sich den Standort am Brunnenrand selbst ausgesucht und ich hoffe er hat Recht mit seiner Standortwahl…

Die Mittelmeer- oder Palisaden-Wolfsmilch kurz nach den Mega-Minusgraden von bis zu -15°

-15° ließen mich das Schlimmste befürchten, es gibt Hoffnung für meine Bestände, aber sie sind traurig anzuschauen und haben schon arg gelitten diesen Winter. Die Pflanze rechts  ist die mit dem Vlies-Umhang auf dem Foto oben, die links stand nur durch Gräser geschützt. Nach diesem Vergleich ist klar, dass ich mir nächstes Jahr weitere dieser praktischen Vlieshüllen mit Reissverschluss zulegen werde – sie hat in jedem Fall richtig was gebracht. Aber mal abwarten, vielleicht erholt sich die andere auch noch etwas.

Ganz unten das Euphorbia characias ssp. wulfeniiPflänzchen vom Brunnenrand, auch dieses ist etwas lädiert, wird aber den Sommer über alles wieder ausbügeln. Wahrscheinlich schneide ich es ganz runter damit es wieder schön buschig und nicht so sparrig wächst. Mit einer Vlieshülle statt des  Bretts hätte es wahrscheinlich weniger Schäden gegeben…. An anderer Stelle im Garten war eine Pflanze komplett der Witterung ausgesetzt, das Foto erspar ich uns. Sie wird durchkommen, aber schön sieht sie gerade nicht aus. Dabei handelt es sich um ein gekauftes Exemplar, vielleicht ist es einfach auch weniger abgehärtet als meine Sämlinge, die von klein auf alle einmal durch so einen Winter mussten.

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Links ohne, rechts mit Winterschutz
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Euphorbia characias ssp. wulfenii-Sämling, etwas lädiert vom Winter

Wie alles begann…

 

Die Entscheidung… Schnell musste es gehen, viel Zeit für Überlegungen gab es nicht. Sonntags kam der Anruf auf meine Anzeige in einem Kleinanzeigen-Online-Magazin, Montag hab ich das erste Mal mit den Verpächtern den Schrebergarten angeschaut, bis Donnerstag musste ich die Entscheidung fällen. Denn sonst wird das Kleingarten-Grundstück online gestellt.

Ich war zunächst nicht euphorisch, Liebe auf den ersten Blick war es definitiv nicht. 500qm sind nicht so groß wie ich eigentlich wollte und können auf einem derart verbauten Grundstück sogar recht klein wirken. Der Zustand des Schrebergartens war nicht gut: zuletzt „bewohnt“ von einem älteren Mann, der vor vier Jahren gestorben war. Drei Jahre stand das Grundstück leer bis sich die Erbengemeinschaft zum Verpachten entschloss und sich des Grundstücks dann mit einer wohlmeinenden Schnellschuss-Aktion annahm.

Ein Gärtner wurde zum Kahlschlag verdonnert, der Stichtag 1. März wegen Nistschutz nahte und die Besitzer wollten es möglichst schnell hinter sich bringen. Drei große Bäume wurden vom Gärtner gefällt, alles an Büschen auf Stock gesetzt. Dazu ca. 20 weitere kleinere Bäume und Gehölze mit ca. 30cm Durchmesser-Strünken, die großen Baumstümpfen gleichkommen. Die Wiese besteht nur aus Moos, der Boden ist steinig und nicht gut. Zudem stark durchwurzelt. Sichtschutz zu den Nachbar-Grundstücken besteht nach der Abholz-Aktion nicht.

Die Pacht ist mit € 1200,- jährlich plus Nebenkosten nicht günstig. Dafür wird keine Ablöse fürs Haus verlangt. Mir war schnell klar: das Grundstück ist nicht das was mein Gärtnerherz schneller schlagen lässt. Ein eigentlich furchtbar eingewachsenes Grundstück, das aber durch die Gesamtanlage des privaten Schrebergartens einen wilden Anarcho-Charm hat. Garten-Liebhaber im eigentlichen Sinn war der frühere Bewohner definitiv nicht. Von Beruf Elektriker stand ihm der Sinn eher nach immer neuen Anbauten und akkurat verlegten Stromleitungen als nach Gartenpflege. Neben der Mooswiese und Bäumen und Liguster-Sträuchern sowie jeder Menge Wildnelken, die sich selbstständig versamen, scheint es keinen anderen Bewuchs zu geben.

Die Alternative besteht darin weiter zu suchen und sich in alle möglichen Listen einzutragen um dann eine richtige Kleingartenparzelle mit 250qm nehmen zu müssen. München-Riem als Gärtnerparadies eher schwierig, als Familien-Grundstück charmant. Die Kinder gaben den Ausschlag. Zufälligerweise hatten auch alle Zeit für ein Treffen, bei uns eigentlich fast ein Ding der Unmöglichkeit – wir haben uns an meinem Geburtstag abends alle getroffen und sind die ersten Fotos durchgegangen: jede Menge Abfall & Chaos und als Gegenstück nur ein kleiner Traum von einem schönen, intensiv gelebtem Sommer. Aber auch die Schwiegerkinder stimmten für ‘Ja, nehmen’. Damit stand die Entscheidung fest…

 

Bestandsaufnahme… Dreck wegfegen, Erde von den abgeholzten Strünken kratzen: Hilfe!, es werden immer mehr. Einen Waschbetonweg entdecken und freischaufeln. Das Grundstück vermessen, Plan zeichnen und auf sich wirken lassen. Sichtachsen entwickeln, fiktive Sitzplätze entdecken. Bezüglich Himmelsrichtungen bin ich kein Theoretiker, ich muss die Sonne fühlen um mir merken zu können was wo gepflanzt werden kann.

Normalerweise ist das alles kein Problem, beobachten, anschauen, Gartenbücher wälzen und irgendwann weiß man was wo hinkommt und wie es gemacht werden soll. Darüber hinaus: alles was ich selbst machen kann, davor habe ich keine Angst.

Hier aber kann ich vieles nicht alleine schaffen, schweres Gerät und Gärtner sind angesagt. Das muss gut überlegt sein, jeder mit einer Stubbenfräse behandelter Baumstumpf kostet ein kleines Vermögen. Da muss ganz genau überlegt werden wo später die Beete hinkommen, wo eventuelle Wege verlaufen und sauber und ebenerdig gecuttete Baumscheiben gar nicht stören. Und wenn schon Minibagger, was kann in einem Aufwasch mit übernommen werden. Gleichzeitig Plan B in Rückhand für den Fall dass es einfach das Budget sprengt, was kann vielleicht doch auf nächstes Jahr gelegt werden. Wenn man absehen kann ob die Stümpfe wieder austreiben und wo Sichtschutz so vielleicht doch ganz schnell geht.

Deshalb: Susanne auf akribischer Blättersuche, denn manchmal verraten im Zaun hängen gebliebene Blattreste um welchen Strauch es sich handelt: Liguster, Liguster und noch mal Liguster, über den Zaun gewanderte Berberitzen, eine mickernde Forysthie, ein leider unsanft geschnittener Holunder, der aber zum Glück schon wieder austreibt und später nach hinten vor Blicken schützen kann. Einmal eine schöne Überraschung. Von Weigelie und eventuell falschem Jasmin, Flieder ist die Rede. Dem depperten Gärtner könnte ich den Kopf abreißen dass er nicht einmal hingeschaut hat was er denn da abholzt. Aber mir gegenüber einen auf Bewahrer machen und ein schlechtes Gewissen einreden als ich schlecht gewachsene, mickernde Thujen noch ins Abholz-Visier nehme.

Die Kinder sind nicht wirklich eine Hilfe, irgendwie funktioniert das nicht. Robinson meint „genaue Pläne machen bringt nichts weil dann doch alles wieder ganz anders kommt“, Neville meint „mit einer gescheiten Axt kriegt er Baumstrünke schon selbst raus“ (was sich bewahrheitet hat!) und Joanna hat Angst vor Spinnweben. Und alle wollen eigentlich erst arbeiten wenn man braun wird dabei. Zuerst fühlte ich mich etwas alleine gelassen, denn das war genau das was ich nicht wollte. Aber wer nicht kommt, der darf nicht bestimmen. In diesem Sinne fing ich dann einfach mal an…

Immer wieder rausfahren, rumwandern, mal dort die Erde aufhacken, mal dort die Ecke fegen. Eigentlich geht es um die Komplettierung der Zeichnung, die dann Grundlage für den Gärtner sein wird und die Kalkulation. Im Grunde genommen aber will ich das Grundstück buchstäblich ‘begreifen’.

 

Moodboard und Wünsche… Im Kopf nimmt das Moodboard langsam Gestalt an, auch wenn die Collage eigentlich noch im Kopf stattfindet und noch lange nicht geklebt wird. Die ganze Wohnung scheint nur noch aus Stapeln von Gartenliteratur zu bestehen, wichtige Seiten werden mit grellpinken Post-its versehen, alles was ich im Laden sehe und vielleicht verwenden will, wird mit Handy abfotografiert. Jede Gartenzeitschrift, jedes Gartenbuch hilft einen winzigen Schritt weiter.

Zwischendurch die Angst dass ich mich etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt habe, eigentlich hab ich eh keine Zeit, bin beruflich total eingespannt und muss mich da kümmern. Ob das Ganze nicht doch eine Nummer zu groß ist, zu teuer, zu sehr Schrebergarten, zu kleinbürgerlich, zu sehr Blick über den Gartenzaun.

Der eine Gärtner drängt, er möchte den Auftrag haben. Ich mach mir Stress weil ich weiß jetzt ist Saison, wenns blöd läuft, muss ich lange warten auf die Maschinen. Will eigentlich unter den ersten sein die sich Anmelden für die Stubbenfräse. Gleichzeitig weiß ich: ich bin noch nicht soweit, weiß noch nicht was ich will, dreh mich im Kreis.

Der bei einer Exkursion entdeckte schnurgerade Weg aus Waschbetonplatten reizt zum Wiederspruch: schlechter hätte der Weg ins Grundstück nicht verlegt worden sein. Direkt an Nachbars Grundstück vorbei, und dann ganz langweilig nach hinten durch. Es passiert nichts, kein schöner Einstieg. Zudem entspricht der links gehaltene Weg nicht der den meisten Menschen symphatischerem Drall nach rechts. Also muss eine neue Wegführung her. Unterschiedliche Gartenräume sollen geschaffen werden um den kleinen Garten optisch größer und spannender zu machen. Mit einer neongrünen Wäscheleine aus meinem Fotostyling-Zubehör lege ich den geschwungenen Pfad durchs Grundstück und bin begeistert: Das ist es! Rechts im Schatten der großen, extrem hohen amerikanischen Eiche fällt die Nachmittagssonne hin, der perfekte Platz für die sich sonnende Family, für eine Rasenfläche. Alles links vom Weg gehört den Gärtnern. Rechts vom Weg ist Grillplatz, Wiese und Family-Place.

Mit dieser Entscheidung wird das große Problem in kleinere gegliedert, mein bewährtes Mittel um resistent zu sein gegen Gedankensausen und lähmendes Chaos. Und gleichzeitig macht die parallel beginnende, konkrete Gartenarbeit wunderbar müde. Tag eins geht mit 5 Stunden Liguster schneiden, Komposthaufen aufbauen und vor allem dem Entfernen des Drahtverhaus vor der Terrasse schnell vorbei, bis in die Dunkelheit hab ich geschuftet. Mit dem ersten selbst gekauften Werkzeug machts auch richtig Spaß: die Astschere schneidet leicht, die Heckenschere geht wie Butter und irgendwie krieg ich die völlig aus den Fugen geratenen Ligusterbüsche schon noch richtig schön kugelig! Der Blick auf das eigentlich hübsche Häuschen ist jetzt frei, man hat nicht mehr das Gefühl im völlig zugewachsenen Schatten zu ersticken. Auch wenn Rücken und Arme sich abends bemerkbar machen, der meditative Charakter von Gartenarbeit wirkt…

Unsere ‚Haben will’-Posten

  • Klassischer Bauerngarten mit Staketenzaun als
    gestalterisches Element und Raum im Raum (kann klein sein, dort darf alles wachsen in allen Farben)
  • Blumenrabatten eine in zartgelb-lila
  • Hochbeete für Gemüse & Co.
  • Schatten-Rabatte in weiß, hellgrün, pink
  • Topinambur
  • Sichtschutz zu Nachbarn
  • Grillplatz/Küche im Freien
  • Hängematte (? Geht nur zwischen den Apfelbäumen)
  • Platz zum Abhängen in Liegen auf Rasen
  • Kinder- und Hundefreundlich
  • Sitzplatz zum Essen (mit gelben Fermob-Möbeln)
  • Gestaltungstendenz: Holz weiß, freundlich-helle Wirkung
  • Chilliger Loungebereich am Haus/bequeme Möbel, Sofa & Fatboys?

Drei Jahre später… Natürlich kommt alles anders als man zunächst denkt. Zum Aufschreiben und Dokumentieren blieb keine Zeit. Manches wurde umgesetzt, anderes gab der Boden nicht her. Was ich realisiert habe nach den ersten Überlegungen, wie aus Susanne das Rhabarberflittchen wurde, das zeigen meine Fotos hier in diesem ganz persönlichen Garten-Blog…