Besuch in einer echten Gärtnerei, in der nicht alles, aber manches selbst gezogen wird. Oder eben Jungpflanzen zum Selberziehen angeboten werden. Alles erdig nach Gewächshaus riecht und die durch jahrelange Arbeit entstandene Patina die Besucher auf Tritt und Schritt begleitet. Wunderschöne, fast schon antike Schattierungsjalousien wirken als dekorativer Sichtschutz, der aus Brettern zusammengesetzte Pflanztisch vom Foto unten sieht nach ehrlicher Arbeit aus. Große Anzuchtschalen mit kleinen Minis warten auf das Umtopfen. Für die feinen Schattierungsjalousien aus grün gestrichenem Holz beneide ich die Gärtnerei jedes Mal aufs Neue und halte auf Antikmärkten schon immer Ausschau nach genau solchen…


Es war noch nicht wirklich Saison gerade, das Gartenjahr läuft auch hier erst an – das war wie Balsam für meine Gärtnerseele, denn ich hinke selbst etwas nach mit dem Vorziehen der kleinen Pflänzchen. Eigentlich nicht wirklich, nach Kalender ist noch genug Zeit, aber das Vorbild der Gartenliebhaber in den Pflanzen-Austausch-Gruppen mit den perfekt beleuchteten Fensterbänken voller kleiner Setzlinge macht regelrecht kirre. Es war also regelrecht beruhigend zu sehen, dass auch hier bei den Profis alles noch etwas ruhiger anläuft… Aber die Frühjahrsblüher gibts natürlich schon und jeden Tag kommt neue Ware an… Und ausserdem war ich ja eigentlich noch gar nicht wegen der Pflanzen hier, sondern recherchiere beruflich über Nicolas Vahé in München, konnte aber dem Gang durch die Gärtnerei dabei nicht widerstehen.

Bekannt ist —> die Kunst- und Lustgärtnerei u.a. für die selbst gezogenen, ganz besonderen Duft-Pelargonien mit Orangen-, Zitronen- oder beispielsweise Rosenduft, die der Leidenschaft von Claudia Wörner, einer der beiden Inhaber entspringt. Mal mit panaschierten Blättern, mal ganz schlicht aussehend – jetzt im zeitigen Frühjahr Anfang März sehen die Mutterpflanzen, von denen später Stecklinge gezogen werden können, noch recht nackert und unscheinbar aus – später im Jahr werden daraus kraftvoll-stattliche Exemplare, die Kenner sofort einpacken würden – leider sind die Mutter-Pflanzen verständlicherweise unverkäuflich. Auch seltene Salbeiarten wie Marzipan-, Mandarinen- oder ––> peruanischer Salbei gehören wie der Anananassalbei zum Repertoire der Gärtnerei. Das Foto hier in die Salbei-Auswahl stammt aus dem vergangenen Jahr, ganz soweit ist man damit jetzt natürlich noch nicht ; )
Heil- und Duftkräuter sowie alle Blumen und Pflanzen abseits des Mainstreams – dafür liebe ich die Kunst- und Lustgärtnerei. Gemüsegärtner werden fündig, etwa wenn die alten Tomatensorten angeboten werden. Die dann, wie Martin Weimar es so schön anschaulich beschreibt, ’dieses Matsch-Gen nicht besitzen’ und dementsprechend knackiger im Geschmack rüberkommen. Gartenfans können sich darüber hinaus mit den edlen Krumpholz-Gartenwerkzeugen und Kiepenkerl-Blumen- und Gemüsesamen für ihre Lieblinge eindecken. Wenn der grüne Daumen fehlt: das Team der Gärtnerei bepflanzt auch —> Kunden-Balkon-Kästen…


Das Samen-Sortiment wird durch Kiepenkerl-Sämereien bestückt, eine Wahl, die mich zunächst verblüffte, scheint sie auf den ersten Blick so gar nicht zu dieser Gärtnerei zu passen. Kiepenkerl ist ein privat geführter Betrieb, dem aber Teile seines Sortiments ’De Ruiter Seeds’ zuzordnen sind, wie ’Seminis’ eine Tochterfirma von Monsanto. Laut Recherchen von Martin Weimar, Inhaber der Kunst- und Lustgärtnerei, soll das mittlerweile bereinigt worden sein.
Ein ganz heikles, schwieriges Thema wie ich finde – spätestens jetzt, seitdem man um komplexe Zusammenhäge rund um Bienensterben & Co. weiß, vermeide ich alles was irgendwie in Richtung dieser Großkonzerne geht. Bio kaufe ich nicht nur weil ich Rückstände fürchte, sondern auch, weil ich mitgestalten will. Die Saatgut-Politik von Monsanto passt da einfach nicht zu. Andererseits habe ich gerade bei Blumensamen auch schon die eine oder andere Ausnahme gemacht und auch F1-Hybriden gekauft. Und auch wenn mir Bingenheimer oder Dreschflegel Saatgut grundsätzlich eher zusagt – letztendlich muss es jeder selbst für sich entscheiden. Ich bin ja noch Neuling was Gemüse angeht, hatte aber z.B. das Gefühl dass die Stangenbohne ’Blauhilde’ von Bingenheimer geringeren Ertrag zeigte als die von Kiepenkerl aus dem Jahr zuvor (immer schwierig zwei verschiedene Jahrgänge miteinander zu vergleichen, ich weiß – ich war aber auch mit dem Bingenheimer Filderkraut und Brokkoli nicht ganz zufrieden. Kann mein Unvermögen gewesen sein, dieses Jahr wird ganz konkret verglichen). Zumindest hat dieses Gefühl aber ausgereicht mich nach einer Alternative umzuschauen, bin bei ––> Magic Garden Seeds gelandet und gespannt wie sich das Saatgut davon entwickelt. Was mir bei Magic Garden Seeds gefällt sind die einfach besseren Erklärungen und Tipps auf der Website. Wer sich in das Thema rund um Monsanto, Volmary, Nebelung & Co vertiefen möchte, auf —> dieser Website von Tinto wird alles ganz nachvollziehbar erklärt…

Fotografiert habe ich sie, aber dann vor lauter Begeisterung vergessen von den Möhren mitzunehmen, dabei sahen sie so lecker aus und hätten garantiert gut in das mitgenommene Vahé-Risotto gepasst. Schade!, aber garantiert beim nächsten Mal wenn es um die Bestückung der Balkonkästen geht… Die Möhren stammen aus Badersfeld, von einem Landwirt aus der Umgebung, und werden das ganze Jahr über in der Gärtnerei angeboten…

Kunst- und Lustgärtnerei | Freisinger Str. 18 | 85764 Oberschleißheim | Montag bis Freitag 10 Uhr bis 18 Uhr, Samstag 9 Uhr bis 16 Uhr