Freisinger Gartentage 2015… Ein paar Minuten lang war das alte Wäsche-Wagerl Hauptattraktion in der Freisinger Altstadt. Kein leichtes Unterfangen diesen vor sich her zu schieben, so ein antiker Wäschewagen ist schwergängig und einfach nicht für Kopfsteinpflaster gemacht. Es zickten die Rollen und schepperten Räder samt Aufhängung und schwitzten die neuen, stolzen Besitzer dieses antiken Objekts…

Seine Bestimmung als Pflanzen-Hochbeet wurde dem alten Vintage-Industrial-Objekt quasi vom ersten Moment seines neuen Lebens in die Wiege gelegt – im Mittelpunkt des imposanten Gescheppers wurden die auf den —> Freisinger Gartentagen gekauften Schätze unter dem amüsierten Lächeln der Passanten zum Auto transportiert… Nun wird bei mir schon immer alles aus Zink im Garten zweckentfremdet und meistens als Pflanzschale oder Pflanzentrog genutzt. Dieser Wäschewagen aber stellte die Krönung alles bisher Angeschleppten dar.

Mit einem Format von ca. 80cm x 50cm und einer Höhe von ungefähr 70cm incl. Rädern besitzt so ein Wäschewagen Idealmaß für ein kleines Hochbeet. Zudem verfügen diese fahrbaren Wäsche-Transporter unten bereits einen Abfluß, das erspart nachträgliche Bohrungen. Eingeschichtet habe ich fast wie beim echten Hochbeet, nur ganz unten noch eine Drainageschicht aus grobem Kies und Steinen plus aufliegendem Vlies eingefügt. Es folgten Äste und grober Baumschnitt, Blätter, Kies- und Splitt durchsetzter Mutterboden, der sich unter einem Weg aus Waschbetonplatten befand, Grassoden, Grünschnitt und grober Kompost. Abschließend dann mit reifem Kompost, Hornspänen und Gartenkalk durchmischter Gartenboden. Da dem Wagerl der Bodenkontakt fehlt, ist es natürlich kein vollwertiges Hochbeet – ich habe versucht dies durch die Zugabe von unreifem Kompost wett zu machen, um Mikroorganismen und Bodelebewesen von Hand zuzugeben. Ausserdem landen beim Graben entdeckte Regenwürmer fast immer genau in dieser Tonne. Durch den großzügigen Abfluß sind sie nicht eingesperrt und können ihr Zuhause jederzeit verlassen.
Um es dem Boden leicht zu machen, denn trotz der Zugaben erschien mir der zuvor nicht gepflegte und stark ausgelaugte Boden noch nicht wirklich fit, pflanzte ich im ersten Jahr Buschbohnen, die den Boden mit Stickstoff anreichern. Seitlich überhängend wirkten sie wie dekorative Ampelpflanzen. Den ganzen Sommer über mulche ich mit Grasschnitt um den Regenwürmern Nahrung zu geben. Im Herbst wird die Erde hier mit einer Schicht Laub und kleingeschnittenen Pflanzenteilen sowie festem Karton abgedeckt. Wie oben zu sehen pflanzte ich im zweiten Jahr Kopfsalat als Erst- und Zwischenkultur, Hauptakteur des Beetes aber waren die das Spalier dezent ergreifenden, rankenden Zucchini. Der Starkzehrer profitierte von den optimalen Bodenvorbereitungen des Vorjahres. Zwischen beiden durfte sich die etwas später, direkt ins Freiland gesäte Kapuzinerkresse langsam, aber sicher ihren Weg bahnen. Genau dann, wenn die untersten Blätter der Zucchini mit Mehltau zu kämpfen beginnen und abgezwickt werden müssen, läuft die Kapuzinerkresse nach der Salaternte zu voller Pracht auf und umgarnt die metallenen Hochbeete mit einem Teppich aus Grün…

Nach der letzten Ernte wird die Kapuzinerkresse klein geschnitten und auf den Beeten verteilt. Ich seh immer zu, dass ich das unbedingt vor Einsetzen der ersten Nachtfröste schaffe – Kapuzinerklresse wird schnell glitschig und lässt sich ausgesprochen schlecht schneiden sobald sie einmal Frost abbekommen hat. Was über den Winter nicht verrottet, wird dann im Frühjahr tief untergeharkt.
Mit dem Fruchtwechsel halte ich es speziell in den Hochbeeten manchmal nicht sklavisch genau. Gerade in den ersten Jahren sackt die Erde so stark ab, dass jedes Jahr von oben nachgefüllt werden muss. Viele Pflanzen wurzeln nur so tief dass ihnen diese neue Erdschicht von um die 20 bis 30cm schon reicht und sie praktisch auf keine Altlasten treffen. Hinzu kommt dass mir das Thema noch längst nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist und ich immer noch Listen heranziehen muss. Trotzdem nutze ich die stade Garten-Zeit jetzt für Überlegungen zur Bepflanzung im dritten Jahr. In jedem Fall wird es die Ranktomate ’Carnica’ sein, die sich am kleinen Pfosten-Spalier in die Höhe schwingen soll, dabei bis zu 7m hoch werden kann und reichen Ertrag verspricht. Wie sie mit den Freiland-Bedingungen dort klar kommt – ich bin gespannt. Zur Tomate würden passen: Kohlrabi, Möhren, Pastinake, Petersilie, Ringelblumen, Basilikum und Buschbohnen sowie Sellerie – mal schauen wie sich die potentiellen Bewerber den Platz aufteilen werden, Fotos folgen.


